Keine Wünsche, sondern Forderungen

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Daniel

Keine Wünsche, sondern Forderungen

#1

Beitrag von Daniel » Montag 27. September 2010, 07:55

Köln, am 26. September 2010
Keine Wünsche, sondern Forderungen
Der Bundesverband der Contergangeschädigten widerspricht den
Aussagen des Grünenthal-Vorstandschefs
Mit Verwunderung liest die Vorsitzende des Bundesverband Contergangeschädigter e.V. die
Aussagen des Vorstandsvorsitzendem der Firma Grünenthal, Harald F. Stock, in dem
Interview der Aachener Zeitung vom 24. September 2010. Darin führt Stock zunächst aus, er
stünde im fortlaufenden Dialog mit den durch das Grünenthal-Medikament Contergan
mißgebildeten Geschädigten. „Ich weiß nicht, mit wem Herr Stock spricht“, so Margit
Hudelmaier. „Auf jeden Fall seit fast einem halben Jahr nicht mit den legitimierten Vertretern
des Verbandes, der die überwiegende Anzahl der etwa 2700 in Deutschland lebenden
Contergangeschädigten vertritt.“ Tatsächlich fand ein letztes persönliches Gespräch im
Dezember 2009 statt, es folgte im Januar 2010 eine Vereinbarung, nach der Grünenthal eine
inhaltliche Stellungsnahme zum Forderungskatalog des Bundesverbandes abgeben sollte.
Stattdessen wies das Unternehmen die Forderungen jedoch pauschal aus finanziellen
Gründen zurück und bot seinerseits die Finanzierung einzelner Projekte an, die aus Sicht der
Firma zur Verbesserung der Lebenssituation der Geschädigten beitragen könnten. Als der
Bundesverband zur inhaltlichen Ausgestaltung der Projekte Vorschläge vorlegte, wurden
diese erneut als nicht finanzierbar abgelehnt. „Nun fühlten wir uns veralbert und mißbraucht,
als Erfüllungsgehilfen von Marketingaktionen der Firma Grünenthal stehen wir nicht zur
Verfügung, dafür ist das Thema für uns zu ernst. Wir haben daraufhin im Mai 2010 noch
einmal an die vereinbarte Stellungnahme erinnert und weitere Gespräche von der Vorlage
eines konkreten und ernsthaft gemeinten Angebots abhängig gemacht“, so Hudelmaier. „Aus
den Erfahrungen der bislang geführten Gespräche und Schriftwechsel ergibt sich insgesamt
ganz eindeutig, dass Verantwortungen zwischen der Geschäftsführung und der
Eigentümerfamilie hin- und hergeschoben werden und damit ‚auf Zeit gespielt‘ wird. Wir sind
daher nur noch bereit, Verhandlungen mit jenen zu führen, die in dem Unternehmen auch mit
den nötigen Entscheidungskompetenzen ausgestattet sind“.
Auf Initiative des Bundesverbandes gab es am 7. Dezember 2007 – 46 Jahre nach
Marktrücknahme des Medikamentes – den ersten Dialog zwischen Sebastian Wirtz, dem
damaligen geschäftsführenden Gesellschafter von Grünenthal, und dem erweiterten
Vorstand des Bundesverbands. Hieraus resultierte eine Zustiftung durch Grünenthal in Höhe
von 50 Millionen Euro an die Conterganstiftung. Auf öffentliche Ankündigungen von
Eigentümermitgliedern und Firmenvertretern, sich auch zukünftig der Verantwortung nicht zu
entziehen, folgten jedoch keinerlei weitere Taten. So gab es seither weder konkrete
Verhandlungen zu den berechtigten Forderungen des Bundesverbandes noch eine greifbare
Initiative der Firma Grünenthal. Die Opfer erhalten weiterhin nicht annähernd die Mittel, um
teure Spezialbehandlungen, behindertengerechte Wohnungen und eine ausreichende
Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu finanzieren. Daran ändern auch die wohlklingenden
Absichtserklärungen nichts.
„Wenn Herr Stock sagt, dass er richtig liegt, wenn nach einer ausreichend langen Zeit
Betroffene sagen, dass wir im stetigen Dialog miteinander sind, uns die Wünsche und
Sorgen der Betroffenen anhören und wir gemeinsame Projekte definiert haben, so kann ich
das nach dem Verhalten von Grünenthal nur zynisch nennen“, kontert Hudelmaier. „Die
Führung des Pharmakonzerns versteckt sich hinter der ersten Zahlung und drückt sich nach
wie vor vor ihrer Verantwortung. Unser Forderungskatalog liegt den Eigentümern und der
Konzernführung seit langem vor. Dort stehen keine Sorgen oder Wünsche, sondern
Forderungen, statt weiterer Ankündigung guten Willens sollte Grünenthal endlich damit
beginnen, den Katalog abzuarbeiten und zu realisieren!“
_____________________________
Für Rückfragen steht zur Verfügung:
Margit Hudelmaier, Erste Vorsitzende Bundesverband Contergangeschädigter e.V.
Telefon 0731 185-4412
Den Forderungskatalog finden Sie unter: http://www.contergan.de

quelle

Daniel

#2

Beitrag von Daniel » Montag 27. September 2010, 08:32

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gretl
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#3

Beitrag von gretl » Montag 27. September 2010, 09:03

„Wenn Herr Stock sagt, dass er richtig liegt, wenn nach einer ausreichend langen Zeit
Betroffene sagen, dass wir im stetigen Dialog miteinander sind, uns die Wünsche und
Sorgen der Betroffenen anhören und wir gemeinsame Projekte definiert haben, so kann ich
das nach dem Verhalten von Grünenthal nur zynisch nennen“, kontert Hudelmaier. „Die
Führung des Pharmakonzerns versteckt sich hinter der ersten Zahlung und drückt sich nach
wie vor vor ihrer Verantwortung..."
"..keine Wünsche, sondern Forderungen.."

Frau Hudelmaier, das ist endlich einmal "etwas" gesagt. Gefällt mir gut.
Jetzt müßte vielleicht auch bezügl. des genannten Forderungskataloges noch Farbe für uns bekannt werden und Annäherung an die anderen Gruppen für entspr. Zusammenarbeit gewagt werden. Das wäre ein Grund zur Hoffnung.
grüßle gretl Bild

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#4

Beitrag von monika » Montag 27. September 2010, 09:38

Mir ist das Vorgehen vom BV bei weitem nicht ausreichend. Die Haltung von Grünenthal wird sich auf die Reaktion von Fr. Hudelmayer nicht ändern.

Die ersten Gespräche mit Fa. G. liefen Ende 2007. Nach 3 Jahren merkt der BV, dass Fa. G. zu keinen weiteren Gesprächen bereit ist. Das nenne ich "lange Leitung".

Was wird nun passieren? Was will der BV nun unternehmen? Nach wie vor allein oder sich doch einmal mit den anderen Gruppen zusammen schließen und gemeinsam gegen Fa. G. agieren? Langsam muss doch auch der BV merken, (wenn wer es denn ernst meint), dass er allein gegen Fa. G. nichts ausrichten kann. Für Fa. G. ist der BV doch eine Lachnummer, den braucht Fa. G. nicht zu fürchten.
Gruß
Monika

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#5

Beitrag von Maren » Montag 27. September 2010, 12:39

Hallo zusammen!

Grundsätzlich denke/hoffe ich schon, dass der BV etwas für uns alle erreichen will - allen Unkenrufen und Korruptionsvorwürfen zum Trotz......

Allerdings wird ein zu "latschiger" Weg beschritten und die (Minimal-)Forderungen sollten mit viel mehr Nachdruck vertreten werden. Zauberwort "PR".........

Außerdem:
M. Hudelmeier vermengt wieder Teilbereiche, die über die Sozialkassen abgedeckt werden mit ihren Forderungen
und sie nennt das Kind schlicht nicht offen beim Namen: "Wir fordern endlich Entschädigung!".... der Rest ist "Ausgestaltung" der Forderungen.....

Schöne Grüße
Maren - es ist Montag und die Woche immer noch nicht vorbei......... :halo
Tschüssi 😎 Maren



Leben und leben lassen ..... 😉
☮️… in Frieden 🕊

Der Weg ist das Ziel 🚵‍♂️

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#6

Beitrag von Don van Vliet » Montag 27. September 2010, 16:34

Immerhin widerspricht sie öffentlich. Löblich.

Trotzdem, man sollte zur Kenntnis nehmen, dass der Forderungskatalog
nicht einmal der Bodensatz dessen ist, was an Entschädigung gefordert
wird - vielleicht nicht vom BV, aber von anderen und bislang energischeren
Conterganvertretern.

es grüßt

Stephan
Wenn Wahlen etwas ändern würden, wären sie verboten. (Frank Zappa)

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#7

Beitrag von gretl » Montag 27. September 2010, 18:22

Eben!
"Zusammenarbeit mit allen Verbänden/Vereinen für 1 tauglich formulierte Forderung: Entschädigung!"
Alles andere kann losgelöst davon diskutiert, ausgekloppt und erstritten werden, glaube zumindest ich. Das müßte doch endlich möglich sein. Wenn schon, wie Maren schreibt, selbst dem BV langsam klar wird, daß Grünenthal und Berlin in der bisherigen Gangart nicht reagiert.
grüßle gretl Bild

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#8

Beitrag von Angela » Dienstag 28. September 2010, 14:13

Man kann es drehen und wenden wie man will -im Moment ist der BV nach wie vor der einzige Gesprächspartner, der überhaupt von politischen Entscheidungsträgern und anderen Verbänden ernstgenommen wird. Warum sonst wird der BV angeschrieben, wenn es zb um die Gedenkskulptur in Stollberg geht und nicht die anderen Gruppen? Klar sollte er seinen Forderungen mehr Nachdruck verleihen, mehr auf die "einfachen" Mitglieder zugehen und bessere PR machen......aber die anderen selbsternannten "energischen" Conterganvertreter sind bisher jeden Beweis schuldig geblieben, daß sie es besser machen und etwas erreicht haben. Die ständigen Eifersüchteleien und Grabenkämpfe helfen doch überhaupt nicht weiter!

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#9

Beitrag von carolab » Dienstag 28. September 2010, 15:13

Hallo Angela,

faktisch, da hast Du recht, ist der BV der Ansprechpartner für die von Dir genannten Entscheidungsträger/Gruppen. Ob sich daraus auch eine Legitimation ergibt, ist die andere Frage. Für mich stellt sich darüber hinaus die Frage, warum überhaupt jemand gefragt werden muss, wenn einzelne Betroffene ein Projekt "anleiern". Welche Funktion hat diese Anfrage? Wenn überhaupt, dann müssten alle Vertreter von Betroffenen-Organisationen kontaktiert werden.

Wir können von neuen Gruppierungen nicht erwarten, dass sie in ein paar Monaten erreichen, was von anderer Seite in mehr als 20 Jahren nicht erreicht wurde. Ich denke, ein bisschen Zeit sollte man den "Neuen" schon geben, bis man Erfolge erwarten kann.
Grüße

Caro

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#10

Beitrag von carolab » Dienstag 28. September 2010, 15:23

...was ich eben vergessen habe zu schreiben: Hiesse es nicht, wir würden andere (Politiker etc.) unsere Interessenvertretung wählen lassen, wenn der Fakt an sich schon Legitimation wäre?
Grüße

Caro

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#11

Beitrag von lia » Dienstag 28. September 2010, 15:39

naja, es ist halt offensicht dass man sich die genehmsten aussucht, tja das mit der legitimation für alle ist schwierig, denke da wird man überhaupt nicht fündig, ich denke diese sollte in der stiftung , gewählt über briefwahl für alle angesiedelt werden, brieftaubenvereine sind keine vertretung für opfer, lg

Daniel

#12

Beitrag von Daniel » Freitag 1. Oktober 2010, 08:01

Udo Herterich
Claudia Schmidt-Herterich
Kampagnen - Sprecher/in Deutschland
Internationale Contergan / Thalidomid Allianz

Bensberger Str. 139
51503 Rösrath

Telefon 02205 - 83 541
Telefax 02205 - 83 586

nc-herterud4@netcologne.de
http://www.icta-kampagne.com

Wir kämpfen in Solidarität mit allen Contergangeschädigten Menschen für ein selbstbestimmtes Leben in Würde.

Hallo Udo und Claudia,

vor drei Tagen schon erreichte der folgende Beitrag die Redaktion der Aachener Zeitung. Angesichts der für ihre Verhältnisse deutlichen Reaktion der BV-Vorsitzenden, wollte die für Contergan“ zuständige Redakteurin eine weitere Reaktion auf das Interview von Harald F. Stock nicht veröffentlichen, was ich durchaus akzeptiere. Immerhin leitete sie meinen Text an die Leserbriefredaktion weiter. Bislang aber keine Veröffentlichung.

Da ich allerdings der Meinung bin, dass zumindest die Betroffenen informiert sein sollten, bitte ich Euch, diesen Text in Eurem Rundbrief zu versenden.

Vielen Dank

Stephan XXX

Sehr geehrte Frau ,

wie verabredet, meine Stellungnahme im Namen der Conterganaktivisten, die mit gezielten politischen Aktionen versuchen, den Druck auf Familie Wirtz zu erhöhen. Zur Zeit sind wir aktiv mit der Aktion Ihre Kaufentscheidung zählt“ und stehen allwöchentlich samstags vor dem Werksverkauf der Dalli-Werke, um die Kunden darauf aufmerksam zu machen, dass Familie Wirtz neben Grünenthal auch Besitzer der Dalli-Werke, Mäurer & Wirtz Perfumes und 4711 Glockengasse GmbH ist.

Mein Text:

Anhand des von Ihnen am 24. September 2010 veröffentlichten Interviews mit dem CEO der Grünenthal GmbH Harald F. Stock (beim Besuch der Zentralredaktion unserer Zeitung) und seiner Stellungnahme zum Thema Contergan, nehme ich als Betroffener und Aktivist im Kampf um eine gerechte Entschädigung wie folgt Stellung:

Auf fast einer kompletten Seite ermöglicht es die Aachener Zeitung dem Chef der Grünenthal GmbH eine Werbekampagne für die neue Produktpalette des Pharmakonzerns zu veröffentlichen. Unten links ein Fenster mit Stellungnahmen zum Thema Contergan.

Hierbei suggeriert der Artikel den um die Nöte der Grünenthal-Besitzer besorgten CEO Harald F. Stock, der auch an die Grünenthal-Mitarbeiter und deren Familien denkt und der zum Feierabend hin vom Gefühl erfüllt wird bei den Patienten eine Verbesserung“ geschaffen zu haben. Auch das Thema Contergan will er nicht unter den Tisch fallen lassen und spricht gar von moralischer Verantwortung“.

Wir Contergan-Opfer empfinden diesen Artikel als zynisch. Angesichts des enormen Schadens, den Contergan angerichtet hat und der mit Sicherheit bei mehr als 8 Milliarden liegt, darf Herr Stock ruhig mal beginnen sich ernsthafte Gedanken um das Wohlergehen der Patienten zu machen.

Wir fordern eine dem Schaden entsprechende Entschädigung und eine durchschnittliche Vorabzahlung von 1 Millionen und Verdreifachung der Conterganrente. Seine Sorge um die 2000 Mitarbeiter und deren Familien teilen wir, fordern ihn aber auf, das Wohl der 2800 Opfer und deren Familien nicht mit einzelnen Projekten zur Verbesserung deren Lebenssituation kaschieren zu wollen. Wir fordern nach mehr als 50 Jahren Entschädigung! Keine Almosen.

Angesichts seiner Ziele, den Gesamtumsatz für 2015 auf 1,5 Milliarden steigern zu wollen, braucht er sich um eine Finanzierbarkeit nicht sorgen. Außerdem weist er zurecht auf die 19 Eigner von Grünenthal hin. Familie Wirtz wird aufgefordert sich ernsthaft an einem Dialog zu beteiligen und sich endlich dieser Verantwortung zu stellen.



Stephan XXX

Name und E -Mail Adresse entfernt von Daniel,
sollte der Verfasser des Schreibens es wünschen,so stelle ich die gelöschten Daten gerne wieder ein,der Verfasser ist hier als User angemeldet

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