~~~Presseberichte Juni 2010~~~

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Daniel

~~~Presseberichte Juni 2010~~~

#1

Beitrag von Daniel » Dienstag 1. Juni 2010, 16:34

Hier kommen nur Presseberichte rein,
keine Kommentare,
dafür gibt es einen eigenen Thread.


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Daniel

#2

Beitrag von Daniel » Dienstag 1. Juni 2010, 16:39

Thomas Quasthoff ist neuer Botschafter der CBM
Dienstag, 1. Juni 2010




Er gilt als einer der großen Sänger unserer Zeit. Der vierfache Grammy-Gewinner und Professor für Gesang arbeitet mit den renommiertesten Orchestern der Welt - jetzt unterstützt Thomas Quasthoff die Christoffel-Blindenmission (CBM).

Als musikalischer Botschafter engagiert er sich für die Arbeit der international tätigen Entwicklungsorganisation und will seine Bekanntheit dafür einsetzen, Menschen mit Behinderungen weltweit zu helfen. "Ich möchte dazu beitragen, dass die Öffentlichkeit in Deutschland und anderen Ländern, die ich als Musiker bereise, mehr und mehr für die Ziele der CBM sensibilisiert wird."

Quasthoff, selbst mit einer Schädigung durch das Beruhigungsmittel Contergan geboren, findet es großartig, "dass sich die CBM von Deutschland aus für blinde Menschen in Afrika einsetzt, Ärzte dorthin schickt und kranke Menschen von ihren Leiden befreit." "Ich bin dankbar dafür, dass ich trotz meiner körperlichen Behinderung so viel Kraft und so viel künstlerisches Talent habe, dass ich selbst in der Situation bin, anderen abgeben und helfen zu können. Das tue ich, unter anderem nun auch für die CBM."

Auf allen großen Konzertbühnen der Welt zuhause
1959 in Hildesheim geboren, erkannte sein Vater früh die musikalische Begabung. Mit 13 Jahren bekam er Unterricht in Gesang, Musiktheorie und -geschichte. Ab 1980 arbeitete Quasthoff als Radiomoderator und Sprecher für den NDR. Seinen ersten großen Gesangsauftritt hatte er am 26. Februar 1984. 1988 gelang ihm der internationale Durchbruch, als er in seinem Stimmfach Bariton beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD gewann.

Er trat 1998 in der Carnegie Hall in New York auf, einem der bekanntesten Konzerthäuser, und stand seitdem als klassischer Sänger auf fast allen großen Konzertbühnen der Welt. 2006 nahm Quasthoff sein erstes Jazz-Album auf. Im Oktober 2006 gab er den vollständigen Rückzug von der Opernbühne bekannt, um sich stärker seinen Konzerten und seiner Lehrtätigkeit widmen zu können.

Im gleichen Jahr heiratete er und lebt derzeit gemeinsam mit seiner Frau Claudia und ihrer Tochter in Berlin. Quasthoff ist seit 2003 Schirmherr der Stiftung Kinder von Tschernobyl des Landes Niedersachsen und engagiert sich nun auch für Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern.

Gemeinsame Leitsätze verbinden Quasthoff und die CBM
Wie die CBM setzt Quasthoff sich dafür ein, dass Menschen mit Behinderungen im Alltag weniger Barrieren zu überwinden haben. "Die Inklusion von Behinderten in die Gesellschaft ist ein Anliegen, welches doch im Grunde eine Selbstverständlichkeit sein sollte", erklärt Quasthoff sein Engagement.

Toleranz und Nächstenliebe sind ihm wichtig - diese beiden Leitsätze verbinden ihn mit dem Gründer der CBM, Ernst Jakob Christoffel. Vor mehr als 100 Jahren baute Christoffel ein Heim für blinde und anders behinderte Menschen sowie Waisenkinder in Malatia in der Türkei - der Ursprung der CBM.

Heute unterstützt die CBM weltweit fast 1000 Projekte in 105 Ländern. Das Hauptziel der internationalen, christlichen Entwicklungsorganisation ist es, die Lebensqualität der ärmsten Menschen dieser Welt zu verbessern, die behindert sind oder in der Gefahr stehen, behindert zu werden. Seit 2002 hat die CBM Beraterstatus bei den Vereinten Nationen (UN).Vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (dzi) wird die CBM zu den anerkannten und empfohlenen Spendenwerken gezählt.

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Daniel

#3

Beitrag von Daniel » Mittwoch 2. Juni 2010, 01:05

Conterganhersteller Grünenthal droht ein neuer Prozess seitens der Opfer
Akten vernichtet
Von Peter Kleinert

Nach Angaben der im Eigentum der Familie Wirtz befindlichen Pharmafirma Grünenthal GmbH in Stolberg bei Aachen wurde Thalidomid, der Wirkstoff von Contergan, Anfang der 1950er Jahre durch Mitarbeiter der Forschungsabteilung dieses Unternehmens entwickelt. Überraschend ist, dass die zuständigen Forscher, der Pharmakologe Herbert Keller und der Apotheker Dr. Wilhelm Kunz, die erst Anfang 1954 bei Grünenthal eingestellt worden waren, bereits im März 1954 Thalidomid (damalige Bezeichnung: K 17) entwickelt haben wollen. Noch mehr allerdings verwundertdie Contergan-Opfer, dass diese – auch im Alsdorfer Conterganprozess (1967 – 1970) zu Protokoll gegebene Aussage – offensichtlich nicht den Tatsachen entspricht.




Bereits in früheren Pressemitteilungen hatte der “Untersuchungsausschuss Conterganverbrechen“ (U.A.C.) zahlreiche wissenschaftliche Quellen benannt, welche die Entwicklung von Thalidomid / K 17 durch Grünenthal bestreiten und diese der Pharmafirma Ciba (Basel / Schweiz) zuschreiben. Inzwischen liegt – nach Mitteilung von Stephan Nuding aus Bergisch Gladbach, Sprecher des U.A.C. – diesem ein Aufsatz aus dem Winter 2006/2007 vor, „der von keinem Geringeren als Sol Barer, einem der Spitzenmanager (Chairman and Chief Executive Officer) des US-amerikanischen Pharmariesen Celegene, verfasst wurde. Celegene ist das Unternehmen, das sich seit den 1990er Jahren mit der Forschung, Nutzung und Vermarktung von Thalidomid u.a. als Medikament gegen Lepra und AIDS/HIV beschäftigt.“

Nuding: „Unter dem Titel „Celegene: The Pharmaceutical Phoenix“ schrieb Sol Barer im Winter 2006/7 im „Chemical Heritage Magazine“, Vol. 24, No.4, zur Herkunft von Thalidomid: “Flash back to 1953 when researches at the Ciba corporation discovered a chemical that acted as a nonaddictive barbiturate. A German firm, Chemie Grünenthal, launched the drug under the trade name Contergan on October 1957, but we remember it by its generic name: thalidomide”. Es ist also festzuhalten: Einer der führenden Köpfe von Celegene, dem Unternehmen, das sich fast zwei Jahrzehnte intensiv mit Thalidomid beschäftigte, erklärte schriftlich, dass Grünenthal nicht der “Erfinder“ von Contergan ist. Nein, es war Ciba!“



Für den U.A.C. stellt die Aussage von Sol Barer laut Stephan Nuding einen
entscheidenden Meilenstein in der Aufklärung des Conterganverbrechens dar, „das tausende von Menschen weltweit tötete und verstümmelte“. Grünenthal, dessen Beruhigungsmittel Contergan, das von Oktober 1957 bis November 1961 schwangeren Frauen in der Bundesrepublik gegen die morgendliche Übelkeit verordnet wurde, könne also nicht mehr von einer “Tragödie“ sprechen. Nuding: „Eindringlich mahnen wir die Verant-wortlichen der Firma Grünenthal, insbesondere aber deren Eigentümerfamilie Wirtz, endlich das ganze Ausmaß der Schuld ihres Unternehmens offen zu legen, den deutschen Conterganopfern den Schadensersatz zu leisten und Respekt zu zollen, der ihnen zusteht. Für Grünenthal ist dies die letzte Chance einer außergerichtlichen Einigung mit den, durch den U.A.C. vertretenen, deutschen Conterganopfern.“

Die Bundesregierung, insbesondere aber das Bundesfamilienministerium, weist der U.A.C. erneut nachdrücklich darauf hin, „dass die Bundesrepublik Deutschland – durch das seiner Zeit fehlende Arzneimittelgesetz – erhebliche Mitschuld an unseren Leiden, Schmerzen und Verstümmelungen trägt. Es ist nicht nur die moralische Pflicht, sondern auch nach Recht und Gesetz, dass die Bundesregierung umgehend und bedingungslos ihren Beitrag zum Schadensersatz der deutschen Conterganopfer beiträgt“. Man bitte „die Verantwortlichen in der Justiz und in den Medien, das Ihrige dazu beizutragen, damit das Conterganverbrechen restlos aufgeklärt wird und dessen Opfern endlich, nach fünf Jahrzehnten, zu ihrem Recht verholfen wird“.

Auf Nachfrage der NRhZ-Redaktion: „Wenn Ciba der "Erfinder" von Thalidomid / K 17 ist, wie kann dann allein Grünenthal für die Opfer dieser Erfindung verantwortlich gemacht werden?“ antwortet Stephan Nuding: „Wie Grünenthal in den Besitz von Thalidomid gekommen ist, wird sich noch herausstellen. Aus dem Alsdorfer Conterganprozess ist ja bekannt, dass Grünenthal kistenweise Akten zum Thema vernichtet hatte. Grünenthal war es, die Thalidomid / Contergan in Deutschland auf den Markt gebracht und verkauft haben. Es wurde damit sehr viel Geld verdient. Auch dann noch, als hunderte von Hinweisen auf die Gefahren von Thalidomid/Contergan bei Grünenthal eingingen, wurde es in unverantwortlicher Weise als „harmlos wie ein Zuckerplätzchen“ beworben. Das die Überlebenden der Conterganvergiftung verstümmelt und unter Schmerzen ihr Leben fristen müssen, das ist aus meiner Sicht keiner „Tragödie“, sondern den s.Zt. Verantwortlichen der Firma Grünenthal schuldhaft zuzuschreiben. Dafür ist Grünenthal schadensersatzpflichtig. Auch noch heute!“ Und aus der Literatur wisse man, dass der Schweizer Pharmahersteller Ciba, der inzwischen zur BASF gehört, das Thalidomid als Mittel gegen Epilepsie nutzen wollte, dann aber – mangels Wirkung – davon abgekommen sei. Nuding: „Wo ich z.Zt. selbst noch nachforsche ist, welche Tierversuche Ciba angestellt hat. Die Frage, über die ich bei meinen Forschungen immer wieder stolpere ist: Warum - selbst bei Wissenschaftlern, die zum Thema gearbeitet haben - immer das große Schweigen eintritt, wenn man nachfragt. Für mich steht fest, dass hinter den bekannten Fakten des Conterganverbrechens weit größere, sorgsam verschwiegene und verborgene, Delikte stecken. Aber auch den diesbezüglichen Indizien wird der U.A.C. nachgehen.“
Der U.A.C. fordere die Firma Grünenthal und die Bundesregierung zur sofortigen Aufnahme von Gesprächen auf. „Diese haben zum Ziel:
- Die Fa. Grünenthal GmbH, wie auch deren Eigentümer, die Familie Wirtz, legt umgehend das ganze Ausmaß des Conterganverbrechens offen und zahlt einen Schadensersatz von durchschnittlich 1 Million Euro (pro deutschem Betroffenen) aus.
- Die Bundesregierung kommt umgehend ihren übernommenen, wie auch den aus eigener Schuld resultierenden, Verpflichtungen gegenüber den deutschen Conterganopfern umgehend nach und versechsfacht die derzeitigen monatlichen Renten.
- Der sogenannte, aus unserer Sicht menschenverachtende, "Forschungsauftrag zur Ermittlung des Hilfsbedarfes für Contergangeschädigte" wird sofort gestoppt.
Auch entspräche es den primitivsten Formen des Anstandes, wenn sich die Fa. Grünenthal und die Bundesregierung bei den Opfern ihrer Handlungen und Versäumnisse entschuldigen und ihre Schuld eingestehen würden!“ (PK)


Weitere Auskünfte erteilt der Untersuchungsausschuss Conterganverbrechen (U.A.C.) c./o. Stephan Nuding (Sprecher) UAC@gmx.net
Stephan Nuding (49) ist Historiker und Bürgerrechtler, schwer contergangeschädigt. Er war Mitorganisator und Teilnehmer des 27tägigen Hungerstreiks deutscher Conterganopfer im September/Oktober 2008.
Stets aktuelle Infos zum Thema Thalidomid / Contergan unter: http://www.contergan-sh.de


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Daniel

#4

Beitrag von Daniel » Samstag 5. Juni 2010, 20:16


SPIEGEL ONLINE

05. Juni 2010, 18:36 Uhr
Umstrittenes Hormonpräparat
Missgebildeter attackiert Bayer Schering

Klage gegen Bayer Schering: Ein Mann sieht sich durch ein Medikament des Pharmaunternehmens schwer geschädigt. Seine Mutter und andere Frauen hatten damit ihre Schwangerschaften getestet - rund tausend Babys kamen mit Missbildungen zur Welt. Die Firma weist die Vorwürfe zurück.

Hamburg - Ein Lehrer aus Bayern hat das Pharmaunternehmen Bayer Schering Pharma AG verklagt, weil er sich durch das Medikament Duogynon schwer geschädigt sieht. Es ist ein Pilotverfahren, dem sich weitere potentielle Opfer anschließen werden. Gemeinsam wollen sie eines der möglicherweise größten Pharmaunglücke der Nachkriegszeit aufklären und Schadensersatz erhalten.

In den siebziger Jahren hatten Frauen das Hormonpräparat Duogynon verschrieben bekommen, um damit zu testen, ob sie schwanger sind. Rund tausend Frauen brachten in der Folgezeit Kinder mit Wasserkopf, offenem Bauch, offenem Rücken oder Missbildungen der inneren Organe zur Welt.

Einige Fachleute sahen die Behinderungen im Zusammenhang mit der Einnahme von Duogynon, sie stellten die Fälle auf eine Stufe mit der Contergan-Tragödie. Ein Ermittlungsverfahren gegen den Hersteller Schering wurde indes 1980 eingestellt, auch Zivilprozesse der Eltern scheiterten. Danach gerieten die Duogynon-Fälle weitgehend in Vergessenheit.

Jetzt fordern die mittlerweile erwachsenen Kinder Aufklärung. Die gesetzlichen Voraussetzungen haben sich vor einigen Jahren für sie verbessert. Der 34-jährige Lehrer aus dem bayerischen Pfronten, dem unter anderem ein künstlicher Harnausgang gelegt werden musste, hat gegen Bayer Schering eine Klage auf Auskunft eingereicht: Er will die firmeninternen Dokumente einsehen.

Die Leverkusener Bayer AG hatte vor vier Jahren die Berliner Schering übernommen. Bayer Schering lehnt alle Ansprüche ab. Die Firma bestreitet einen Zusammenhang zwischen Duogynon und den Missbildungen und hält die Ansprüche zudem für verjährt.

ssu
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© SPIEGEL ONLINE 2010

Daniel

#5

Beitrag von Daniel » Montag 7. Juni 2010, 07:37

Lebenshilfe Kreisverband Jena feiert 20-Jähriges




Der Lebenshilfe Kreisverein Jena für Menschen mit geistiger Behinderung beging am Sonnabend sein 20-jähriges Jubiläum mit einer großen Geburtstagsparty im Stadtteilzentrum "Lisa". Zuvor wurde im Drackendorf-Center das neue Soziale Zentrum des Vereins eröffnet.
Jena. Der ehemals als Einkaufscenter mit etlichen Geschäften konzipierte Gebäudekomplex in Drackendorf wandelt sich seit einiger Zeit nach zwischenzeitlichen Leerständen zu einem Dienstleistungscenter mit vielfältigen Angeboten. Dazu ist nun seit Sonnabend ein weiteres gekommen, das zugleich bundesweit ein Novum darstellt: Als wichtiges Projekt der Lebenshilfe hat hier das "Elternhaus" seine Tätigkeit aufgenommen, ein innovatives, ambulantes Assistenzangebot für Eltern mit geistiger Behinderung und ihre Kinder in der Stadt Jena. "Unser Ziel ist es, diese Eltern in ihrem eigenen Wohnumfeld bei der Betreuung ihrer Kinder zu unterstützen. So kann ihnen eine gemeinsame Lebensperspektive ermöglicht werden getreu dem Motto: Meine Familie ist anders na und?!", sagte Michaela Hoffmann. Sie ist die Koordinatorin des Projektes, das als Bundesmodellprojekt von der Contergan-Stiftung finanziell unterstützt wird. Das Projekt ist für sechs Familien ausgelegt, weitere können jedoch hinzu kommen. Aus Anlass der Eröffnung übergab Christa Niedner, Geschäftsführerin des Landesverbandes Thüringen der Lebenshilfe, einen Scheck über 500 Euro zur Finanzierung einer Reise mit den Familien.


Annelie Lohs, Geschäftsführerin der Lebenshilfe, betonte zur Einweihung des neuen Projektes, dass der Verein seit Gründung vor 20 Jahren die Beratungs-, Assistenz- und Veranstaltungangebote für Menschen mit geistiger Behinderung ständig weiter entwickeln konnte. So wurde u.a. 1992 als Tochtergesellschaft das Saale-Betreuungswerk geschaffen mit einer geschützten Werkstatt, die 1997 in den Neubau Am Flutgraben zog. Dort arbeiten gegenwärtig 352 Menschen mit Behinderung und 120 Mitarbeiter. Der Verein der Lebenshilfe zählt 135 Mitglieder.


Frank Döbert / 07.06.10 / OTZ

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Daniel

#6

Beitrag von Daniel » Mittwoch 9. Juni 2010, 00:39

Untersuchungsausschuss Conterganverbrechen (U.A.C.) stellt Entwicklung von Contergan – Wirkstoff durch Grünenthal in Abrede
9. Juni 2010

Conterganhersteller Grünenthal unter Erklärungsdruck

Bergisch Gladbach – Nach Angaben der im Besitz der Familie Wirtz befindlichen Grünenthal GmbH (Stolberg bei Aachen) wurde Thalidomid, der Wirkstoff von Contergan, Anfang der 1950er Jahre durch Mitarbeiter der Forschungsabteilung des Unternehmens entwickelt. Überraschend ist, dass die zuständigen Forscher, der Pharmakologe Herbert Keller und der Apotheker Dr. Wilhelm Kunz, die erst Anfang 1954 bei Grünenthal eingestellt worden waren, bereits im März 1954 Thalidomid (damalige Bezeichnung: K 17) entwickelt haben wollen. Noch mehr allerdings verwundert, dass diese – auch im Alsdorfer
Conterganprozess (1967 – 1970) zu Protokoll gegebene Aussage – offensichtlich nicht den Tatsachen entspricht.

Bereits in früheren Pressemitteilungen hat der Untersuchungsausschuss Conterganverbrechen (U.A.C.) zahlreiche wissenschaftliche Quellen benannt, die die Entwicklung von Thalidomid / K 17 durch Grünenthal in Abrede stellen und diese der Pharmafirma Ciba (Basel / Schweiz) zuschreiben. Inzwischen liegt dem U.A.C. ein Aufsatz aus dem Winter 2006/2007 vor, der von keinem Geringeren als Sol Barer, einem der Spitzenmanager (Chairman and Chief Executive Officer) des US – amerikanischen Pharmariesen Celegene, verfasst wurde.

Zur Erläuterung: Celegene ist das Unternehmen, das sich seit den 1990er Jahren mit der Forschung, Nutzung und Vermarktung von Thalidomid u.a. als Medikament gegen Lepra und AIDS/HIV beschäftigt.

Unter dem Titel „Celegene: The Pharmaceutical Phoenix“ schrieb Sol Barer im Winter 2006/7 im „Chemical Heritage Magazine“, Vol. 24, No.4 zur Herkunft von Thalidomid: “Flash back to 1953 when researches at the Ciba corporation discovered a chemical that acted as a nonaddictive barbiturate. A German firm, Chemie Grünenthal, launched the drug under the trade name Contergan on October 1957, but we remember it by its generic name: thalidomide”.

Es ist festzuhalten: Einer der führenden Köpfe von Celegene, d e m Unternehmen, das sich fast zwei Jahrzehnten intensiv mit Thalidomid beschäftigt, hat im Winter 2006/7 schriftlich erklärt, das Grünenthal n i c h t der „Erfinder“ von Contergan ist. Nein, es war Ciba!

Hierzu stellt der U.A.C. fest: „Für uns stellt die Aussage von Sol Barer einen entscheidenden Meilenstein in der Aufklärung des Conterganverbrechens, das tausende von Menschen weltweit tötete und verstümmelte, dar. Nunmehr kann Grünenthal nicht mehr von einer „Tragödie“ sprechen. Eindringlich mahnen wir die Verantwortlichen der Firma Grünenthal, insbesondere aber deren Eigentümerfamilie Wirtz, endlich das ganze Ausmaß der Schuld ihres Unternehmens offen zu legen, ein zu gestehen, den deutschen Conterganopfern den Schadensersatz zu leisten und Respekt zu zollen, der ihnen zusteht. Für Grünenthal ist dies die letzte Chance einer außergerichtlichen Einigung mit den, durch den U.A.C. vertretenen, deutschen Conterganopfern“.

Die Bundesregierung, insbesondere aber das Bundesfamilienministerium, weist der U.A.C. erneut nachdrücklich darauf hin, dass die Bundesrepublik Deutschland – durch das seiner Zeit fehlende Arzneimittelgesetz – erhebliche Mitschuld an unseren Leiden, Schmerzen und Verstümmelungen trägt. Es ist nicht nur die moralische Pflicht, sondern auch nach Recht und Gesetz, dass die Bundesregierung umgehend und bedingungslos ihren Beitrag zum Schadensersatz der deutschen Conterganopfer beiträgt.

„Die Verantwortlichen in der Justiz und in den Medien bitten wir das Ihrige dazu bei zu tragen, damit das Conterganverbrechen restlos aufgeklärt wird und dessen Opfer endlich, nach 50 Jahrzehnten, zu ihrem Recht verholfen wird“, so der Untersuchungsausschuss Conterganverbrechen abschließend.

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Daniel

#7

Beitrag von Daniel » Donnerstag 17. Juni 2010, 08:34

07:50
Spuren der Katastrophen

BP muss sich nicht fürchten: An Unglücken ist noch kein Konzern gescheitert. Die Strafen blieben eher gering. Die Umweltfolgen nicht immer
Von Peter Schelling und Jennifer Menge

In froher Erwartung eines Kindes zu sein, war im Herbst 1976 in der norditalienischen Region um Seveso eher ein Unglück. Denn überall lauerte das Gift. Am 10 Juli des Jahres war durch Nachlässigkeit ein Reaktor in der Chemiefabrik Icmesa havariert, extrem toxisches Dioxin trat in einer Wolke aus. Sie legte sich auf Feldfrüchte und Gärten, sie verseuchte die Flüsse, sie gelangte erst in die Nahrungskette der Tiere und dann der Menschen. Weil das Unternehmen den Unfall erst herunterspielte und spät reagierte, mussten seine Nachbarn Angst haben. Angst vor Krankheiten, vor Missbildungen, Angst vor dem Verlust des eigenen Lebensraumes und Angst vor dem Tod. Diese Angst sollte die Menschen in und um Seveso 30 Jahre bis heute begleiten. Die Folgen von Umweltkatastrophen sind sehr dauerhaft.
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Ein ähnliches Muster wie im Fall BP heutzutage ist nicht zufällig. Der Ablauf von solchen Unglücksfällen ist offenbar immer gleich: Er besteht aus einem traurigem Dreiklang, der mit einem Fehler beginnt, sich mit Abwiegeln fortsetzt und der auf Vergessen setzt. Schuldige mit einem Namen gibt es selten. Wer leidet, ist die Natur. Mag sein, dass das im weiteren Verlauf des Falles von BP einmal anders sein wird, dass diesmal die Schuldigen direkt zur Rechenschaft gezogen werden und auch für ihre direkte Schuld bezahlen. Die Fälle der Vergangenheit sprechen allerdings nicht unbedingt dafür. "Das Problem im Sinne von Strafen und Entschädigungen ist, dass es kein Schema für Umweltkatastrophen gibt, weil sich die Fälle fast immer voneinander unterscheiden", sagt der Wirtschaftsprofessor Karl-Werner Hansmann dem "Hamburger Abendblatt". Lege man einem Unternehmen Strafen auf, an denen es zerbreche, seien die Folgen schlimmer - "denn dann sinken die Chancen auf Wiedergutmachung."

Bhopal

Der 3. Dezember 1984 darf getrost als einer der schwärzesten Tage der Technikgeschichte bezeichnet werden. In einer wegen Überkapazitäten abgestellten Produktionsanlage des Chemieunternehmens Union Carbide in Bhopal, Indien, schlägt durch eine unglückliche Verkettung von Ereignissen, schlampige Wartung und nachlässige Kontrolle ein Tank mit hochgiftigen Chemikalien leck. 40 Tonnen hochgiftige Chemikalien treten in einer gigantischen tödlichen Wolke aus. Die Bilanz ist die eines Krieges. 3500 Menschen starben sofort, Opferverbänden zufolge summiert sich die Zahl der Toten inzwischen auf 20 000. Geschätzt 500 000 wurden verletzt, viele so, dass sie heute noch darunter leiden. Die Zahl von Fehlbildungen unter den Neugeborenen ist in der Region noch immer signifikant höher als anderswo.

Neu Delhi, Anfang Juni 2010: Mehr als ein Vierteljahrhundert nach der Katastrophe verurteilt ein Gericht acht teils greise Manager des Unternehmens zu zwei Jahren Gefängnis und einer Geldstrafe von 100 000 Rupien, nach aktuellem Kurs exakt 1751 Euro. Die Gefängnisstrafen wurden gegen die Zahlung einer Kaution ausgesetzt. Ein Angeklagter war bereits verstorben. Der zur Zeit des Unglücks amtierende Vorstandschef von Union Carbide, der Amerikaner Warren Anderson, war nicht zum Prozess erschienen. "Das schlimmste Industrieunglück der Welt wurde auf ein Verkehrsunglück reduziert", sagte der Anwalt der Opfer, Satinath Sarangi. In Indien erhoben sich nach dem Urteilsspruch laute Proteste, viel nützen werden sie nicht mehr. Der amerikanische Ex-Chef von Union Carbide ist angeblich 89 Jahre alt und lebt senil vor der Toren New Yorks.
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Das Unternehmen hatte sich schon 1989 freigekauft. Drei Jahre lang war das Unglück untersucht worden. Union Carbide hatte lange von Sabotage gesprochen. Nach den Ermittlungen war das nicht mehr haltbar. Der Abschlussbericht sprach von technischen Mängeln, Konstruktionsfehlern, kriminellen Versäumnissen, die dem Management bekannt waren.

Union Carbide zahlte schließlich 470 Millionen Dollar Strafe und Entschädigung, nach heutigem Stand rund 400 Millionen Euro. Die Firma wurde 1994 vom Konzern Dow Chemical übernommen. Der geht davon aus, dass mit der alten Zahlung alle Forderungen abgegolten sind. Das Unglücksgelände, immer noch verseucht, ist heute für Touristen zugänglich.

Contergan

Mit dem Markennamen Contergan verbindet sich bis heute einer der schlimmsten Irrtümer der Pharmageschichte. Das Beruhigungsmittel der Stolberger Pharmafirma Grünenthal wurde von 1957 bis 1961 bevorzugt an Schwangere verabreicht, als Mittel gegen Übelkeit und als Schlafmittel. Im Tierversuch hatte es sich als besonders sicher erwiesen. Die Folgen sind vielfach beschrieben.

Contergan hatte doch Nebenwirkungen. Die wurden zuerst noch nicht mit dem Mittel in Verbindung gebracht. Weltweit etwa 10 000 Menschen, 7000 davon in Deutschland, kamen mit teils schwer verstümmelten Gliedmaßen zur Welt. Vor allem verkürzte Arme, Beine und Finger, jedoch auch Schäden der inneren Organe waren häufig.

Nach langem Gerangel vereinbarte ein Teil der Eltern 1970 gegen Zahlung von 100 Millionen D-Mark, keine weiteren Schadensersatzansprüche zu erheben. Daraus wurde eine Stiftung geschaffen, die den Opfern half. Ansonsten ist der Bund finanziell verantwortlich. Den hat Contergan bislang mehr als 300 Millionen Euro gekostet.

Als Ende 1997 das Stiftungsgeld aufgebraucht war, kam es zu einem neuen Streit. Im vergangenen Jahr spendete das Unternehmen darauf hin noch einmal 50 Millionen Euro. Finanziell hat Pharmahersteller Grünenthal den Skandal ganz gut überstanden. Das Unternehmen schrieb zuletzt 864 Millionen Euro Umsatz und 75 Millionen Euro Gewinn. Strafrechtlich wurde niemand belangt. Die ursprünglich acht Angeklagten wurden nach 283 Verhandlungstagen straffrei nach Hause geschickte. Das Verfahren gegen sie wurde damals wegen geringer Schuld und mangels öffentlichen Interesses eingestellt.

Exxon Valdez

Wer heute an Alaskas Küste entlang wandert, kann lernen was ausgelaufenes Öl anrichtet. Am 24. März 1989 kurz nach Mitternacht kam der kaum drei Jahre alte Öltanker Exxon Valdez vom Kurs ab und prallte auf ein Riff. Kapitän Joseph Hazlewood, ein Alkoholiker, schnarchte zu dieser Zeit betrunken in seiner Koje. Das Schiff zerbarst, 40 000 Tonnen Öl ergossen sich ins Meer. Küstenwache und US-Marine waren damals in dem dünn besiedelten Gebiet auf eine Katastrophe dieser Art nicht eingerichtet, was die Folgen deutlich verschlimmerte. Die Fischerei in dem Gebiet, bis dahin Haupteinnahmequelle der Bewohner, kam vollständig zum Erliegen. Noch heute leidet die Wirtschaftsstruktur der Region darunter. An den 2000 verseuchten Küstenkilometern sind bis heute noch Ölreste zu finden.

Der Ölkonzern Exxon Mobil wurde zunächst zu 250 Millionen Dollar Geldstrafe verurteilt, die mit den geleisteten Schadenersatzzahlungen verrechnet wurden. Für die Reinigungsarbeiten sollten in zehn Jahren weitere 900 Millionen Dollar gezahlt werden. Die geschädigten Bewohner der Küste bekamen zunächst fünf Milliarden Dollar Schadenersatz vor Gericht zugesprochen, Exxon Mobil ging in Revision bis der Strafschadenersatz 2009 auf 507,5 Millionen Dollar, plus die seit 1996 angefallen Zinsen, reduziert wurde. Exxon konnte die Strafe verschmerzen, für 2009 meldete die Firma 20 Milliarden US-Dollar Gewinn. Das Schiff wurde übrigens repariert. Derzeit schippert es unter dem Namen "Dong Fang Ocean" unter panamesischer Flagge über die Weltmeere. Die Region hat sich noch nicht von dem wirtschaftlichen Schaden erholt.

Sandoz

Das rechte Verhältnis von Schuld und Sühne ließ sich auch beim Chemieunglück in Basel niemals feststellen. Aus nicht ganz geklärten Gründen brannte am 1. November 1986 im Industriegebiet Schweizerhalle eine Lagerhalle des Chemiekonzern Sandoz ab, der nun zum Pharmakonzern Novartis gehört. Wahrscheinlich wurde fehlerhaft mit Chemikalien umgegangen, was aber nicht zu beweisen war. Die Folgen jedoch waren verheerend. In der Halle lagerten verschieden Insektizide und andere Chemikalien, von denen zehn Tonnen zusammen mit dem Löschwasser in den Rhein flossen, dazu 150 Kilogramm Quecksilber. Daraufhin setzte ein Fisch- und Pflanzensterben ein, das sich bis zum Wattenmeer zog. Da der Firmenleitung am Ende keine Verantwortung zuzuweisen war, wurden zwei Feuerwehrmänner wegen der Rheinverschmutzung verurteilt. Ganz ohne Zahlungen kam Sandoz nicht aus. Insgesamt 27 Mio. Euro wurden als Schadenersatz gezahlt, Sandoz überwies zudem zehn Millionen Schweizer Franken (7,1 Millionen Euro) in den "Sandoz-Rheinfonds", für Schutzprojekte der Tier- und Pflanzenwelt. Die bekam der Konzern von seiner Versicherung wieder.

Seveso

Das eingangs erwähnte Unglück im norditalienischen Seveso zog weite Kreise. Erst eine Woche nach dem Unglück wurde bekannt, was passiert war, und auch nur nachdem die Mitarbeiter ihre Firmenleitung zur Offenheit gezwungen hatten. Zwei Monate später traten die ersten Fälle von Chlorakne auf. 3300 Tierkadaver wurden gefunden. Später stiegen die Krebsraten signifikant. Das Werk wurde geschlossen, 41 Fässer mit Giftmüll eingelagert. Sie verschwanden später und wurden in einer Scheune in Nordfrankreich wiedergefunden.

Für das Unglück wurden in der ersten Instanz fünf Mitarbeiter verantwortlich gemacht, in zweiter wurden ihre Strafen zur Bewährung ausgesetzt. Icmesa-Mutter Hoffmann-La Roche zahlte 197 Millionen Euro für die Entsorgung des Werkes und Schadenersatz an die Dörfer. Der Produktionsleiter der Chemiefabrik schwieg während des gesamten Prozesses. Er war aber der erste Verantwortliche, der sich bei den Betroffenen entschuldigen sollte. Im Jahr 2005.

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Daniel

#8

Beitrag von Daniel » Freitag 18. Juni 2010, 07:56

Contergan-Geschädigte tagen

18.06.2010 - RAUNHEIM

Raunheim (red). Am Samstag, 19. Juni, um 10 Uhr findet die Mitgliederversammlung des Hilfswerkes für Contergangeschädigte Hessen, erstmals unter Leitung des neuen Vorstandes, im NH-Hotel in Raunheim statt. Als Schirmherr des Verbandes wird auch Landrat Thomas Will an der Versammlung teilnehmen.

Das Hilfswerk für Contergangeschädigte Hessen verleiht Michael Souvignier (Produzent), Prof. Adolf Winkelmann (Regisseur) und Benedikt Röskau (Drehbuchautor) die Ehrenmitgliedschaft. Sie waren maßgeblich mit der Produktion des Zweiteilers „Nur eine einzige Tablette“ daran beteiligt, dass das Thema Contergan wieder in Erinnerung gerufen wurde und der Verband dadurch erste Verbesserungen für die Contergangeschädigten erreichen konnten.

Neben der Mitgliederversammlung sind Vorträge vorgesehen von Andreas Meyer vom Bund Contergangeschädigter und Grünenthalopfer, von Christian Stürmer vom Contergannetzwerk, Udo Herterich von der Internationalen Contergan- und Thalidomid-Allianz sowie von Claudia Schmidt-Herterich zum Thema persönliches Budget und Verhinderungspflege. Zu diesen Vorträgen sind ab 14 Uhr alle interessierten Bürger eingeladen.

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Daniel

#9

Beitrag von Daniel » Dienstag 22. Juni 2010, 18:48

Conterganopfer verklagt Bundesrepublik
Dienstag, 22 Juni 2010
Da sich die Bundesregierung weigert, den Contergan-Skandal als Verbrechen an den Betroffenen anzuerkennen und eine angemessene Entschädigung des Verursachers zu erwirken, klagt nun ein Betroffener erstmals gegen die Bundesrepublik Deutschland. Zu Recht, wie Silvia Schmidt findet, denn Gerechtigkeit haben die eigentlichen Opfer dieser Katastzrophe bis heute nicht erfahren, auch wenn es einige Bemühungen der Regierungen gab, die behinderungsbedingten Nachteile auszugleichen.


"Die Opfer waren Kinder und die konnten sich damals nicht wehren. Sie müssen nun akzeptieren, was ihre Eltern und die Bundesregierung mit der Firma Grünenthal ausgehandelt haben. Das ist für Viele eine Zumutung, denn ihr Leben wurde durch den Skandal unglaublich stark beeinträchtigt. Ich bin daher der Ansicht, dass die Bundesregierung, die damals nicht im Interesse der Betroffenen gehandelt hat, und die Entschädigungen zwangsweise in einen Fonds überführt hat, nun auch für diese politische Lösung gerade stehen muss. Jetzt müssen die Richter entscheiden, ob die Opfer ihre Ansprüche nun gegenüber dem Staat geltend machen können", so Silvia Schmidt , Behindertenbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion.
Kommmentarbox
auf der Internetseite

http://www.hwelt.de/c/content/view/6289/1/



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Information
Diese Mail wurde von http://www.contergan-sh.de über den Newsletter verteilt.
Weiterleitung dieser Mail ist nur erlaubt, wenn diese Fußdaten mit übermittelt werden.
© http://www.contergan-sh.de

Daniel

#10

Beitrag von Daniel » Mittwoch 23. Juni 2010, 08:01

Für Übernahme der Kosten

23.06.2010 - RAUNHEIM

Von Michael Kapp

CONTERGAN Landesverband tagt im NH-Hotel / Vorsitzende aus Rüsselsheim

Ende der 50-er Jahre gezielt als Beruhigungs- und Schlafmittel für schwangere Frauen empfohlen, sorgten in den Folgejahren fehlgebildete Kinder dafür, dass das Medikament Contergan von der Herstellerfirma Grünenthal vom Markt genommen werden musste. Wie viele Menschen geschädigt wurden, konnte zwar nie herausgefunden werden, doch alleine in Deutschland sollen es rund 4 000 gewesen sein.

Die Betroffenen, heute Erwachsene um die 50 Jahre, haben sich bundesweit in Vereinen und in Hessen im „Hilfswerk für Contergangeschädigte“ zusammengeschlossen. Vergangenen Samstag fand im Raunheimer NH-Hotel eine Mitgliederversammlung statt, bei der er es vor allem darum ging, wie den Geschädigten zu einer besseren medizinischen Betreuung und - dort, wo eine Berufsausübung nicht mehr möglich ist - zu einer Frühverrentung verholfen werden kann.

Bei der medizinischen Betreuung, erklärte die in Rüsselsheim wohnende neue Erste Vorsitzende Petra Linner, fordere man bei der Übernahme der Behandlungskosten eine Gleichstellung mit Kriegs-, Gewalt-, Impf- und HIV-Opfern. Wegen der Budgetierung werde eine Behandlung dieser Personengruppe häufig vom Arzt abgelehnt, macht Jutta Sattler, Mitglied im Beirat, deutlich. Durch das Schlafmittel Contergan geschädigte Personen haben deshalb die erforderliche Spezialbehandlungen aus eigener Tasche zu tragen.

Eine von den Interessenverbänden eingereichte Verfassungsbeschwerde gegen die Ungleichbehandlung wurde übrigens mit der Begründung abgelehnt, dass die Schädigung durch Contergan nicht mit der eines Kriegsopfers gleichzusetzen sei.

Die jährlich von der Contergan-Herstellerfirma Grünenthal zu entrichtende Entschädigungszahlung von maximal 3 500 Euro wird angesichts der enormen Aufwendungen, die den Betroffenen alleine durch die medizinische Betreuung entstehen, für zu gering erachtet. Jutta Sattler, wie Petra Linner selbst durch Contergan geschädigt, nennt den Betrag „lachhaft“.

Das Hilfswerk, dem sich in Hessen 83 betroffene Personen angeschlossen haben, betrachtet es als seine Aufgabe, sich für die Rehabilitation und Integration der unverschuldet durch das Medikament geschädigten Personen einzusetzen.

Landrat Thomas Will, am Samstag Gast bei der Mitgliederversammlung, versprach, sich für den Verein einzusetzen. So sicherte er unter anderem zu, sich für einen vom Hilfswerk dringend benötigten Raum stark zu machen.

Mit der Wahl von Petra Linner zur Ersten Vorsitzenden hat der Verein seine Geschäftsstelle in Rüsselsheim. Ihr Vater gehörte im Jahr 1968 zu den Mitbegründern des Hilfswerkes.

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