**PRESSEBERICHTE OKTOBER 2010**

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Daniel

**PRESSEBERICHTE OKTOBER 2010**

#1

Beitrag von Daniel » Freitag 1. Oktober 2010, 13:13

Hier in diesen Thread kommen nur Presseberichte,
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Daniel

#2

Beitrag von Daniel » Freitag 1. Oktober 2010, 13:14

Bundesverband
Contergangeschädigter e. V.
- Hilfswerk vorgeburtlich Geschädigter -
Bundesverband Contergangeschädigter e.V. Schwimmbadweg 33 89604 Allmendingen
Allmendingen, den 30. September 2010
P r e s s emi t t e i l u n g

53 Jahre nach Markteinführung von Contergan warten Opfer noch
immer auf angemessene Unterstützung durch die Firma Grünenthal
Am 1. Oktober jährt sich die Einführung des Schlafmedikamentes Contergan
Vor 53 Jahren, am 1. Oktober 1957, wurde das thalidomidhaltige Schlaf- und
Beruhigungsmittel Contergan von der Stolberger Firma Grünenthal auf dem
deutschen Arzneimittel-Markt eingeführt. Mit Begriffen wie „Gefahrlosigkeit“, „völlige
Ungiftigkeit“ und „absolut unschädlich“ wurde die neue Erfindung aus den Laboren
der Firma Grünenthal beworben. In Deutschland wurde die Anwendung von
Thalidomid ganz allgemein auch für das Gebiet der Gynäkologie empfohlen, ohne
die Schwangerschaft auszuklammern. Das Medikament war fast vier Jahre in
Apotheken rezeptfrei verkäuflich. Die Folge waren ca. 5.000 missgebildete Kinder.
Erst nach massivem Druck der Öffentlichkeit stellte die Firma Grünenthal mehr als
vier Jahre nach Markteinführung den Vertrieb von Contergan ein.
Von denen durch den größten deutschen Pharmaskandal geschädigten etwa 5.000
Betroffenen leben heute noch etwa 2700. Zu den ursprünglich bereits schweren
Schädigungen kommen aufgrund der atypischen Bewegungen nun auch noch
schmerzintensive Folgeschäden. Diese zwingen contergangeschädigte Menschen
zur vorzeitigen Beendigung ihrer beruflichen Karriere, so sie aufgrund ihrer schweren
Behinderungen überhaupt arbeiten gehen konnten. Die Betroffenen beklagen massiv
eine völlige Unterversorgung z. B. in den Bereichen Medizin, Heil- und Hilfsmittel,
behindertenspezifischem Wohnraum und Mobilität. „Die Gewährung von existenziell
notwendigen Heil- und Hilfsmitteln wird von den Leistungsträgern immer restriktiver
gehandhabt,“ so Margit Hudelmaier, 1. Vorsitzende des Bundesverbandes
Contergangeschädigter „Doppelt bestraft werden berufstätige Betroffene: Bei ihnen
wird das Arbeitseinkommen bei der Gewährung von Hilfsmitteln oder Assistenz
angerechnet. Da wird die Conterganschädigung dann zum nicht zu versichernden
„Privatvergnügen“. weiß Hudelmaier aus ihrer langjährigen Erfahrung zu berichten.
„Es gäbe viele Möglichkeiten für die Firma Grünenthal zu helfen. Wir haben dem
Unternehmen dazu reichlich Vorschläge unterbreitet. Mehr als die bloße
Ankündigung, die Lebenssituation der contergangeschädigten Menschen weiter
verbessern zu wollen, ist bis heute jedoch nicht erfolgt.“
Für Rückfragen steht Ihnen zur Verfügung:
Margit Hudelmaier
Erste Vorsitzende Bundesverband Contergangeschädigter e.V.
' 0731 185-4412 dienstlich (Mo.+Di. ganztägig + Mi. Vormittag)
' 07391 4719 Geschäftsstelle:
' 0173 9168274 Mobil
Weitere Informationen finden Sie unter http://www.contergan.de

Daniel

#3

Beitrag von Daniel » Montag 4. Oktober 2010, 08:29

Skandal ohne Ende

04.10.2010 - WIESBADEN

Von Angelika Eder

CONTERGAN Wiesbadenerin klagt vor Europäischem Gerichtshof

Damit der größte deutsche Arzneimittelskandal und seine Opfer nicht in Vergessenheit geraten, führt das Contergannetzwerk Deutschland (CND) wiederholt Aktionen im Land durch. Am Samstag sammelten Betroffene auf dem Wiesbadener Schlossplatz Unterschriften für einen „Wahlkreisappell für Conterganopfer an Kristina Schöder“, die Bundesfamilienministerin.

Wie immer bei solchen Gelegenheiten wiesen die Beteiligten auf die einstige Markteinführung des für Tausende so verhängnisvollen Produktes hin und kämpften zugleich um Entschädigungen, die den Opfern ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Die positive Reaktion zahlreicher Passanten bewies dem CND-Vorsitzenden Christian Stürmer, „dass die Bevölkerung hinter uns steht - im Gegensatz zur Politik“.

Während Stürmer beispielsweise schwer an Händen und Beinen betroffen ist, wurde Claudia Klein ohne Arme und ein Mitstreiter ohne Ohren geboren. Ihre Mütter hatten das zwischen 1957 und 1961 gegen Schwangerschaftsübelkeit empfohlene Mittel Contergan der Firma Grünenthal genommen, dessen Wirkstoff Thalidomid die Embryonen schwerst schädigte. Im Prozess gegen das Unternehmen der Familie Wirtz kam es zu einem Vergleich. Ein Entschädigungsbetrag in Höhe von 100 Millionen DM floss in eine Contergan-Stiftung, in die Grünenthal 2009 nach dem Film „Nur eine Tablette“ noch einmal 50 Millionen Euro einzahlte. Derselbe Film hatte auch die Politik zur Verdopplung der Conterganrenten veranlasst: Je nach Behinderungsgrad betragen sie seitdem monatlich zwischen 248 bis zu 1116 Euro. Letzteren Betrag erhalten Menschen ohne Arme und/oder ohne Beine.

Der Staat steht, so Stürmer, laut eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts selbst in der Verantwortung, „weil er sämtliche Ansprüche gegen unseren Schädiger, die Firma Grünenthal, „mit Errichtung der Stiftung ausgeschlossen habe. Aber er komme seinen Pflichten nicht nach. „Der Skandal setzt sich fort!“ Das sei umso weniger begreiflich, als der Staat überdies schuldig geworden sei: Er habe es bis zur Contergan-Tragödie an einem Arzneimittelgesetz fehlen lassen. Stürmers Fazit: In Deutschland, dem Mutterland von Contergan, würden weltweit die geringsten Entschädigungen gezahlt.

Die 2009er „Spende“ in Höhe von 50 Millionen werde nicht ausgezahlt, sondern auf Verlangen der Pharmafirma auf 25 Jahre verteilt, so dass ein Geschädigter ohne Arme oder Beine davon monatlich 190 Euro erhalte, ein Schwerstgeschädigter ohne Gliedmaßen rund 300 Euro. Die genannten Beträge reichten jedoch nicht annähernd für die Pflege eines Menschen ohne Arme und Beine aus. „Und nun sterben allmählich unsere Eltern, und dann müssen unsere Kinder uns Conterganopfer pflegen“, erklärte Claudia Klein. Deshalb klage sie jetzt gemeinsam mit Stürmer und neun weiteren Betroffenen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.

Wer die Conterganopfer mit seiner Unterschrift unterstützen will, kann dies auch im Internet tun unter http://www.contergannetzwerk.de/wiesbaden

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Daniel

#4

Beitrag von Daniel » Samstag 9. Oktober 2010, 08:00

08.10.2010 - 23:53
Gotthilf Lorch kandidiert für Landtagswahlen in Baden-Württemberg.


Ravensburg (kobinet) Die Linke in Ravensburg kürte heute Abend Gotthilf Lorch zum Direktkandidaten für die Landtagswahl Ende März 2011 in Baden-Württemberg. Da das Landeswahlrecht nur eine Stimme kennt, ist die Direktkandidatur der einzige Weg in den Landtag.

Der diplomierte Sozialarbeiter aus Tübingen ist durch Contergan geschädigt und seit Jahrzehnten in der Behindertenbewegung aktiv. Er initiierte den deutsch-rumänischen Behindertenselbsthilfeverein AMICI.

In den letzten Jahren fand er in der Linken seine politische Heimat. Ein gutes Wahlergebnis dieser Partei vorausgesetzt, besteht nunmehr die Chance, dass auch in ein westdeutsches Landesparlament ein engagiertes, selbst betroffenes Mitglied der Behindertenbewegung einzieht. sch

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Daniel

#5

Beitrag von Daniel » Sonntag 10. Oktober 2010, 08:59

BR online 08.10.2010

Contergan
Soziale Absicherung der Geschädigten

Die so genannten "Contergankinder" von damals sind heute zwischen 50 und 60 Jahre alt. Weil ihnen Gliedmaßen fehlen, hatten viele keine Möglichkeit, eine Arbeitsstelle zu finden und sich damit Rentenansprüche zu erarbeiten. Die meisten von ihnen sind deshalb auf die so genannte Conterganrente angewiesen.
Im November 1961 nimmt der Pharmakonzern Grünenthal das Schlafmittel Contergan vom Markt, nachdem zwei Ärzte unabhängig voneinander den Verdacht äußern, dass das Medikament zu schweren Fehlbildungen von Ungeborenen führen könnte. Der Verdacht bestätigt sich. Sieben Jahre später beginnt der Prozess gegen die Verantwortlichen bei Grünenthal. Der Vorwurf: Fahrlässige Tötung, fahrlässige und vorsätzliche Körperverletzung und Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz

"Konzern hat sich branchenüblich verhalten"

Insgesamt sind etwa 5.000 Kinder in der Bundesrepublik mit Schädigungen geboren worden. Dennoch kommt das Gericht 1970, also zwei Jahre nach Prozessbeginn, zum Schluss, dass Grünenthal sich "branchenüblich" verhalten habe. Angeklagte und Vertreter der Geschädigten einigen sich auf einen Vergleich.

Entschädigung durch den Hersteller


1972 wird das "Hilfswerk für behinderte Kinder" gegründet. Durch die Einrichtung dieser Stiftung wird der Vergleich ungültig. Contergan-Hersteller Grünenthal soll zahlen. Vorgesehen sind eine einmalige Entschädigungszahlung, sowie eine lebenslange Rente. Grünenthal zahlt rund 114 Millionen D-Mark an das Hilfswerk. Im Gegenzug verzichten die Vertreter der Contergangeschädigten in Deutschland auf weitere Ansprüche gegenüber Grünenthal.

Entschädigung durch den Staat

Die Bundesrepublik stellt der Stiftung rund 100 Millionen D-Mark zur Verfügung. Denn auch den Staat trifft eine Teilschuld an Contergan - damals gab es noch kein Arzneimittelgesetz, das Prüfungen vorschreibt. Erst seit 1976 müssen Pharmahersteller umfassende Versuche über den Nutzen und mögliche Nebenwirkungen eines Medikaments vorweisen, bevor es in Deutschland zugelassen wird. Insofern hat der Hersteller Grünenthal gegen keine geltenden Gesetze verstoßen.

Die Conterganrente



Lilli Eben, Betroffene - Mein ganzer Körper geht mit, wenn ich Brot schneide Audio Lilli Eben, Betroffene:Audio klick mich

Jeder Geschädigte bekommt eine einmalige Kapitalentschädigung zwischen 2.500 und 25.000 D-Mark sowie eine monatliche Rente in Höhe von 100 bis 450 D-Mark. 1997 ist das Stiftungskapital schließlich aufgebraucht und die Bundesregierung trägt allein die weiteren Kosten für die Entschädigungsrente. Diese beträgt nach Anpassungen im Jahr 2007 monatlich maximal 525 Euro. Doch die Kinder von damals sind erwachsen geworden.

Die Rente reicht nicht aus

Die Conterganrente war als Entschädigung gedacht. Die Betroffenen sollten sich ein angenehmeres Leben machen können, sich ein Hobby finanzieren, eine Reise machen - soweit die ursprüngliche Idee. Fakt ist heute allerdings, dass die Betroffenen das Geld verwenden müssen, um sich dringend benötigte Hilsmittel zu beschaffen, die sie im Alltag brauchen.

Audio klick mich

Die Conterganrente reicht dafür aber nicht aus. Das Contergannetzwerk Deutschland schätzt, dass sich allein die Pflegekosten für so genannte Vierfachgeschädigte - also Menschen, deren Arme und Beine betroffen sind - auf etwa 12.000 Euro im Monat belaufen. Zwar werden diese Kosten von der Pflegekasse übernommen. Das bedeutet allerdings, dass für das, was vor fast 60 Jahren passiert ist, die Gesellschaft aufkommt - und nicht die Verantwortlichen.

Mehr Geld für Contergangeschädigte

2007 kommt plötzlich der große Umbruch in Sachen Contergan. Durch den WDR-Zweiteiler "Contergan" rückt das Thema wieder in den Fokus der gesellschaftlichen Debatte. Auf einmal entsteht Druck auf die Firma Grünenthal, die zu diesem Zeitpunkt bereits seit Langem keine finanzielle Unterstützung mehr für die Betroffenen leistet und auf die Bundesregierung, die als Gesetzgeber für die Höhe der Conterganrente verantwortlich ist. Tatsächlich werden im Juli 2008 die Renten verdoppelt, sodass die Betroffenen fortan Rentenzahlungen zwischen 242 und 1.090 Euro erhalten. Auch Grünenthal beteiligt sich und stellt dem ehemaligen Hilfswerk, das nun "Conterganstiftung für behinderte Menschen" heißt, 50 Millionen Euro zur Verfügung. Daraus sollen Sonderzahlungen für die Betroffenen finanziert werden - mindestens 460 Euro und höchstens 3.680 Euro jährlich.

Hilfe für Viele zu spät

Die neuerlichen 50 Millionen Euro von Grünenthal sollen gleichmäßig über die nächsten 25 Jahre verteilt ausgezahlt werden. Die jüngsten Geschädigten sind dann 75 Jahre alt.

Conterganentschädigung in Großbritannien

Anders als in Deutschland blieb in Großbritannien die Herstellerfirma immer direkter Ansprechpartner der Geschädigten. Der Staat war dort nie unmittelbar beteiligt. Außderdem wurde im Vereinigten Königreich nie eine Einmalzahlung, gekoppelt mit einer Verzichtserklärung auf weitere Entschädigungen. vereinbart. Deshalb wird die Entschädigungsleistung bis heute laufend aktualisiert. Derzeit beträgt das monatliche Geld für die Opfer 2.100 Euro pro Monat, erhöht sich aber bis zu 3.500 Euro. Bis 2022 erhöhen sich die Beträge um jährlich 5 Prozent. Zusätzlich gibt es immer wieder einmalige Zahlungen.

Klage eingereicht

Auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken teilt das Bundesfamilienministerium im August 2010 seinen aktuellen Standpunkt zur Conterganrente mit. Demnach hält die Bundesregierung die geltenden Entschädigungszahlungen grundsätzlich für ausreichend, da auch contergangeschädigte Menschen die für alle vorgesehenen Sozialleistungen in Anspruch nehmen können. Viele Contergangeschädigte sehen das jedoch nicht so.

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Sie haben inzwischen Klage beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eingereicht. Der Vorwurf: die Bundesrepublik komme ihrer Versorgungspflicht gegenüber den Contergangeschädigten nicht hinreichend nach.

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Daniel

#6

Beitrag von Daniel » Montag 11. Oktober 2010, 14:01

Eine Kämpferin für behinderte Menschen


Von Keyvan Dahesch


Stark gehandicapt aufgewachsen, als Juristin promoviert – jetzt wurde die Rechtsprofessorin Theresia Degener in einen UN-Ausschuss gewählt.

Bochum. Prothesen und Sonderschulen hat die contergangeschädigte Theresia Degener schon als Kind abgelehnt. Seither beeindruckt die 1961 in Altenberge im Münsterland ohne Hände und Arme geborene Frau mit außergewöhnlichen Leistungen. Zeit ihres Lebens kämpft die bewundernswerte, mit einem nicht behinderten Mann verheiratete Frau und Mutter zweier Söhne für das Recht, verschieden zu sein. Nun hat die Mitgliederversammlung der Vereinten Nationen sie auf Vorschlag der Bundesregierung in den Ausschuss gewählt, der die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in den Mitgliedsstaaten kontrolliert.

«Menschen mit und ohne Behinderungen akzeptieren die Verschiedenheit als normal, wenn sie nicht von Kindesbeinen an getrennt werden. Wenn sie gemeinsam aufwachsen, Kindergarten, Schule, Hochschule oder Berufsausbildung absolvieren, kennen sie die gegenseitigen Fähigkeiten und Unzulänglichkeiten», betont Degener.

Sie hat immer im Blick, was sie selbst prägte. Bei der Wahl des Kindergartens und der Schule kam ihr das Renommee der Eltern als Ärzte im Dorf zustatten: «Sie wollten, dass ich zu Hause aufwachse und wie meine vier Schwestern und mein Bruder vor Ort unterrichtet werde.» Das Mädchen zeigte, was in ihr steckt, und schaffte am Münsterer Gymnasium das Abitur mit der Note 1,6. Mit diesem Erfolg begann sie an der Goethe-Universität in Frankfurt das Studium der Rechtswissenschaft. Mit Sachverstand wollte sie das Frauen- und Behindertenrecht mitprägen.

Bei der Eröffnungsveranstaltung des «Uno-Weltjahres der Behinderten» 1981 in der Dortmunder Westfalenhalle ketteten sich die Jurastudentin und andere Menschen mit Handicaps an die Bühne, hinderten den damaligen Bundespräsidenten Carstens an seiner Festrede und verlangten, ihre Vorstellungen darlegen zu dürfen. Seit September 1998 ist sie an der evangelischen Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum Professorin für Recht, Verwaltung, Organisation und Disability Studies. Zwei Jahre hat Degener bereits im Ausland verbracht, um die «Rechte behinderter Menschen in der Welt» an den Universitäten Berkeley/Kalifornien und Western Cape/Kapstadt zu lehren.

2009 trat die UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland in Kraft. Mit den 17 Mitgliedern des UN-Gremiums wird Theresia Degener die zügige Verwirklichung der hart erkämpften Konvention überwachen. Für ihre Leistungen zeichnete der damalige Bundespräsident Horst Köhler Theresia Degener 2005 mit dem Bundesverdienstkreuz aus. Die Urkunde nahm sie mit dem Fuß entgegen.





Artikel vom 11. Oktober 2010, 03.21 Uhr (letzte Änderung 11. Oktober 2010, 05.00 Uhr)

http://www.fnp.de/fnp/welt/politik/eine ... 61.de.html




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Information
Diese Mail wurde von http://www.contergan-sh.de über den Newsletter verteilt.
Weiterleitung dieser Mail ist nur erlaubt, wenn diese Fußdaten mit übermittelt werden.
© http://www.contergan-sh.de
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Daniel

#7

Beitrag von Daniel » Montag 11. Oktober 2010, 19:00

Linke nominiert Tübinger für Wahl

(Weingarten/sz) Bei der Mitgliederversammlung der Partei „Die Linke“ in Weingarten ist Gotthilf Lorch aus Tübingen als Erstkandidadat im Wahlkreis Ravensburg für die Landtagswahl einstimmig nominiert worden. Ersatzkandidat ist Roberto Salerno aus Meckenbeuren.

Wie weiter aus einem Oarteibericht hervorgeht, ist Gotthilf Lorch 49 Jahre alt und verheiratet. Er hat als Contergan-Schwerstbehinderter mit seinen Eltern in Weingarten seine Kindheit und Schulausbildung im Körperbehinderten Zentrum in Weingarten durchlebt. In der Edith-Stein-Schule hat er im Hauswirtschaftlichen Gymnasium seine Fachhochschulreife erreicht. Mit Studium in Reutlingen und beruflicher Weiterbildung qualifizierte sich Gotthilf Lorch sich als Sozialarbeiter mit Schwergewicht in der Beratung und Betreuung Schwerbehinderter. Die Stadt Tübingen berief ihn 2009 als sachkundigen Bürger in den Ausschuss für Wirtschaft, Finanzen und Verwaltung.

In der politischen Vorstellung stellte Gotthilf Lorch schwergewichtig die Behindertenpolitik nach der gültigen Behindertenrechtskonvention der UNO in den Vordergrund. Seine Forderung ist, dass Pflegefabriken als Kapitalanlage verboten gehören. Vielmehr soll für die Behinderten in dezentralen kleinen Wohneinheiten selbstbestimmtes Wohnen in der Familie oder in Wohngemeinschaften gefördert werden. Vor allem steht die Bedarfsorientierung im selbstbestimmten Wohnen nach den Vorstellungen der Betroffenen.

Als Schwerstbehinderter ist die Gesundheitspolitik eine weiteres Hauptthema für ihn. Lorch kritisierte das bestehende Gesundheitssystem, bei dem chronisch Kranke kaum mehr ihre Medikamente und Pflegemittel leisten könnten, vor allem wenn sie ohne Erwerbstätigkeit seien. Die Finanzierung ist aus Sicht der Linken über eine Bürgerversicherung, wo alle Bürger, die über Erwerbseinkommen, auch in der Selbstständigkeit, ihre Beiträge abführen. Eine klare Absage erteilt Gotthilf Lorch der geplanten Kopfpauschale oder einem Vorkassensystem. Das wäre das Aus für eine gerechte Krankenversorgung.
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Mit Blick auf die Gegenwehr beim Milliardengrab Stuttgart 21 erregte sich Gotthilf Lorch über die „Vernachlässigung des regionalen Nahverkehrs und die maroden Zustände der Bahnhöfe“. In den wenigsten Fällen seien öffentliche Toiletten installiert, geschweige denn behindertengerechte. Barrierefreie Zugänge auf Bahnhöfen oder auch Einstiege zu Zügen oder Bussenfehlten.

Gotthilf Lorch als Mitglied der Linkspartei wehrt sich gegen die Verlängerung der Laufzeiten bei Atomkraftwerken und setzt sich konsequent für eine Friedenspolitik ein mit der Forderung „Bundeswehr raus aus Afghanistan!“

Gegen Niedriglohn

Roberto Salerno aus Meckenbeuren, freigestelltes Betriebsratsmitglied bei der ZF Friedrichshafen und Erstkandidat im Wahlbezirk Bodensee, bewarb sich für den Wahlkreis Ravensburg als Zweitkandidat. Als Bürger mit italienischer Herkunft ist er in Ravensburg und näherer Umgebung groß geworden. Als Zweitkandidat wird Salerno im Wahlkreis aktiv in der Unterstützung des Kreisverbands Ravensburg der Linken zur Gegenwehr der Sparpakete des Sozialabbaus, gegen Rente 67 und vor allem gegen Leiharbeit und Niedriglohn.

(Erschienen: 11.10.2010 17:25)

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Daniel

#8

Beitrag von Daniel » Samstag 16. Oktober 2010, 22:46

Falsifiziert: Contergan-Skandal

16.10.2010 | 18:16 | von martin Kugler (Die Presse)

Der Contergan-Skandal war für die Pharmaindustrie ein regelrechter Super-GAU. Man hat daraus gelernt und strenge Regeln bei der Zulassung eingeführt.


Für die Pharmaindustrie war es der Super-GAU schlechthin: Im Zuge des „Contergan-Skandals“ wurden um das Jahr 1960 etwa 5000 bis 10.000 Kinder mit schweren Missbildungen geboren – wie viele schon während der Schwangerschaft verstorben sind, ist unbekannt. Heute leben allein in Deutschland rund 2800 Menschen und in Österreich dreizehn Contergan-geschädigte Menschen – also häufig mit verkürzten Armen oder Beinen.

Dabei hatte alles so erfreulich begonnen: Der deutsche Medikamentenhersteller Grünenthal hat zufällig den Wirkstoff Thalidomid entdeckt, der sich in Versuchen als gut verträgliches Beruhigungs- und Schlafmittel erwies. Die Substanz schien eine perfekte Alternative zu barbiturathaltigen Mitteln zu sein, die leberschädigend und süchtig machend sind. Die Hersteller bewarben das Mittel, das ab 1.Oktober 1957 als „Contergan“ oder „Softenon“ verkauft wurde, mit Slogans wie „Ein Augenblick voll natürlicher Harmonie lässt uns wünschen, dass die Sekunde sich dehne“. Die immer wieder betonte Ungefährlichkeit und gute Verträglichkeit führte dazu, dass auch viele schwangere Frauen Contergan nahmen, um Unruhezustände und Schlafprobleme zu bekämpfen. Das Medikament wurde ein Welterfolg, allein in Deutschland schluckten 700.000 Menschen die Pillen.

Ärzten fiel aber rasch eine Häufung bestimmter Fehlbildungen auf: Menschen kamen mit verkürzten oder fehlenden Gliedmaßen oder ohne Ohren auf die Welt. Erst nach einigen Jahren konnten unabhängig voneinander drei Arbeitsgruppen in Australien, Großbritannien und Deutschland eine Verbindung zu Contergan herstellen. Am 27. November 1961 wurde das Medikament vom Markt genommen.

Was war hier schiefgelaufen? In einem Gerichtsverfahren wurde dem Hersteller zugebilligt, bei der Markteinführung nichts falsch gemacht zu haben. Damals gab es kein strenges Arzneimittelzulassungsverfahren, wie es heute selbstverständlich ist, es galt das Prinzip der Selbstüberwachung. Mit den vorgeschriebenen Versuchen wurde die schädigende Wirkung von Contergan nicht gefunden – damals war der Begriff „teratogen“ (fruchtschädigend) auch de facto unbekannt. Zwischen Klägern und dem Hersteller wurde ein Vergleich geschlossen, es wurde ein Hilfsfonds eingerichtet, in den auch der Staat einzahlt.

Der Wirkstoff Thalidomid ist allerdings nicht völlig verschwunden, er hat in den letzten Jahren sogar eine Renaissance erlebt. Und zwar für andere Indikationen – etwa Lepra oder bestimmte Krebsarten. Die heutigen strengen Sicherheitsbestimmungen zum Schutz des ungeborenen Lebens helfen leider nicht immer: In Brasilien z.B. kommen auch heute noch „Contergan-Kinder“ zur Welt.

martin.kugler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2010)

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Daniel

#9

Beitrag von Daniel » Donnerstag 28. Oktober 2010, 21:25

28.10.2010 18:57 Uhr
"Es geht mit rasanter Geschwindigkeit abwärts"



Beilngries (DK) "Es ist Ihr Geld. Wir müssen uns nicht alles gefallen lassen." Die Botschaft durchzieht den Abend wie ein roter Faden. Es ist der Aufruf zum Hinsehen, zum Hinhören und vor allem: zum aktiv werden. Renate Hartwig, Publizistin und Bestsellerautorin, kämpft seit Jahren gegen Kommerzialisierung und Profitorientierung sowie für Gerechtigkeit im deutschen Gesundheitswesen. Am Dienstagabend hat sie auf Einladung der regionalen Interessengemeinschaft Widerstand ist ratsam (WIR) im Haus des Gastes in Beilngries gesprochen.
Alle Probleme, die sie angesprochen hat, laufen auf diese eine Forderung zu, der sich Hartwig unermüdlich und couragiert widmet: "Wir müssen aufstehen und massiv eine Gegenbewegung in Gang setzen. Anders können wir die Ziele der Politik nicht stoppen." Dabei seien es gar nicht mehr so sehr die Ziele der Politik, um die es hier geht, so ihr Credo. Es seien die Ziele einer starken und einflussreichen Lobby, die Ziele der pharmazeutischen Industrie. Hartwig zitiert eine Aussage Horst Seehofers, nach der diejenigen, die entscheiden, nicht gewählt seien und diejenigen, die gewählt werden, nichts zu entscheiden hätten. Somit würden Volksvertreter zu Industrievertretern, "hier wird’s gefährlich", mahnt Hartwig. Nun, da dieses Faktum im Raum stehe, bleibe die Frage: Wer steuert dagegen, wer ändert das?

Fassungslosigkeit

Und genau hier liegt das Problem. Noch läuft es für die meisten Bürger mit dem deutschen Gesundheitssystem ganz gut. Versichertenkarte, Hausarzt, Soforthilfe bei Notfällen, Überweisungen, alles sei da. "Sie murren zwar, weil sie immer mehr zahlen müssen, aber die volle Wucht des Systems haben sie noch nicht gespürt." Renate Hartwig aber kennt solche Fälle, auch am Dienstagabend erzählt sie von ihnen – und löst Bestürzung und Fassungslosigkeit aus. Sie berichtet von einem Contergan-geschädigten Mann, der ohne Ohren zur Welt kam, dem die Krankenkasse als Sehhilfe dennoch keine Kontaktlinsen genehmigte, sondern eine Brille mit Gummiband, "wie eine Taucherbrille". Sie schildert den Kampf einer Familie mit drei behinderten, inkontinenten Söhnen um Windeln, die auch das halten sollen, was sie versprechen. Sie weiß von einer Patienten, die trotz privater Zusatzversicherung nicht entsprechend weiterbehandelt wurde, weil sie das gleiche Leiden schon einmal hatte. Damit zählte es als chronische Krankheit, die aber nicht mitversichert war.

Rückgang der Hausärzte

Natürlich könnten wir uns alle privat versichern, erläutert Hartwig, und verweist auf die von Gesundheitsminister Philipp Rösler propagierte Freiheit bei der Wahl der Versicherung. "Aber was glauben Sie, was Sie an Vorgeschichten und familiären Anlagen alles mitbringen? Das wird alles nicht mitversichert!" Die Verhältnisse würden mehr und mehr amerikanisch, "dort sind 49 Millionen Menschen nicht versichert. Das liegt nicht nur am Geld. Sie werden wegen Krankheiten von den Versicherungen nicht genommen".

Ob die Defizite bei den Krankenkassen – "Sie zahlen viel ein, in welchen Kanälen verschwindet Ihr Geld", ob der Rückgang der Hausärzte – "Es kommen keine mehr nach.", oder die Zusammenführung von Ärzten in Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) – "Dort geht es um Profit, nicht um Ihre Gesundheit.", Hartwigs Themenliste ist lang. Längst ist sie damit vielen unbequem geworden. Als Rednerin würde sie munter ein- und ausgeladen, ob bei Anne Will, bei Maybrit Illner oder bei Hart aber fair, erzählt sie, locker im Ton, aber mit großem Ernst für die Sache. Ihr Resümee: "Es geht mit rasanter Geschwindigkeit abwärts." Rund 70 Millionen Bundesbürger sind als Kassenversicherte "abhängig von diesem System". Hartwig: "Schulterzucken reicht nicht. Wir müssen uns mit aller Kraft gegen diese Politik stemmen, bevor es zu spät ist. Denn sie ist menschenverachtend, ohne Scham und ohne Würde."

Von Irene Beringer
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Daniel

#10

Beitrag von Daniel » Freitag 29. Oktober 2010, 18:37

Conterganopfer klagen in Australien gegen Grünenthal

(dpa) | 29.10.2010, 17:16

Aachen. Conterganopfer haben in Australien Klage gegen den Hersteller Grünenthal eingereicht. Das berichtete der australische Rundfunksender ABC am Freitag. Der Wirkstoff Thalidomid sei nicht ausreichend getestet worden und hätte nicht als völlig unbedenklich verkauft werden dürfen, heißt es in der Klage.
Schon fünf Jahre bevor Grünenthal 1961 das Schlafmittel vom Markt genommen habe, sei der Wirkstoff Thalidomid in Verbindung gebracht worden mit Missbildungen bei Neugeborenen. Grünenthal bestätigte die Klage.

Dem Unternehmen sei zur Kenntnis gebracht worden, dass in Melbourne «eine Klage in Bezug auf den Wirkstoff Thalidomid eingereicht worden ist», teilte der Konzern mit. Die Klage liege ihm noch nicht vor, werde aber sicher noch zugestellt. Bis dahin werde sich das Unternehmen nicht dazu äußern. Nach australischen Medienberichten reichten fünf Opfer die Klage ein. Sie beschuldigen Grünenthal demnach auch, Contergan nicht sofort vom Markt genommen zu haben, als das Gefahrenpotenzial deutlich geworden sei.

Grünenthal hatte das Schlafmittel als «ungiftig» und ohne Nebenwirkungen beworben. Es könne selbst Säuglingen und Kleinkindern bedenkenlos verabreicht werden. Erste Meldungen über Nebenwirkungen soll es zwei Jahre nach der Markteinführung gegeben haben. Dem Unternehmen hätten schon da mehrere Meldungen über Nervenerkrankungen Erwachsener an Armen und Beinen von vorgelegen, heißt es in einer wissenschaftlichen Untersuchung der Pharmazeutin Beate Kirk.

Contergan hatte Ende der 50er Jahre einen der größten Arzneimittelskandale ausgelöst. Weltweit kamen 10.000 Kinder mit schweren körperlichen Missbildungen zur Welt, davon 5000 in Deutschland.

Deutsche Conterganopfer können nicht gegen Grünenthal klagen. Mit Gründung der Contergan-Stiftung «Hilfswerk für behinderte Kinder» 1971 wurde ein Gesetz verabschiedet, mit dem automatisch alle etwaige bestehende Ansprüche von Opfern gegen die Firma Grünenthal, deren Gesellschafter, Geschäftsführer und Angestellte erloschen.

Der Bund Contergangeschädigter und Grünenthalopfer (BCG) will die Gesellschafter des Familienunternehmens weiterhin ganz persönlich unter Druck setzen. Der Opferverband hat für den nächsten Samstag (6. November) einen Autokonvoi zu den Privathäusern von Grünenthal-Gesellschaftern der Unternehmerfamilie Wirtz angekündigt. Vor jedem der Wohnhäuser werde es eine Kundgebung geben, kündigte der BCG-Vorsitzende Andreas Meyer an. Das sei eine Verschärfung der jahrzehntelangen Auseinandersetzung um eine gerechte Entschädigung.

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Daniel

#11

Beitrag von Daniel » Samstag 30. Oktober 2010, 08:48

Benefizkonzert: Arnim Töpel und Marion La Marché spielen ohne Gage, um Fotoausstellung chronisch kranker Frauen zu finanzieren
Zwischen Fürsorge und Freiheit


Von unserer Mitarbeiterin Steffi Unsleber

Die Frau auf dem Foto blickt leidend, müde. Sie ist in mehrere Lagen Watte eingewickelt; von allen Seiten strecken sich Hände nach ihr aus und betasten sie. "Gut behütet, streng bewacht" ist das Motto des Fotoprojekts, an dem das "BiBeZ", ein Beratungszentrum für chronisch kranke Frauen, gerade arbeitet.

Die Idee entstand im Gespräch untereinander: Wie viel Hilfe ist nötig, wann schränkt sie zu sehr ein? Und wie fühlt sich der Kranke dabei? Michaela Schadeck kennt den Zwiespalt gut: Die 42-Jährige ist seit ihrer Geburt auf den Rollstuhl angewiesen. "Es ist schwer, sich von den Eltern freizustrampeln", erzählt sie. "Mit 20 Jahren bin ich für mein Studium nach Heidelberg gezogen, das war mein Glück." Heute arbeitet sie als Sozialarbeiterin mit Behinderten. Ihren Rollstuhl empfindet sie dabei nicht als großes Handicap: "Ich bin für meine Klienten eher ein Vorbild." Die Bilder des "BiBeZ" gefallen ihr sehr gut.

Ein Foto zeigt Claudia Klein aus dem Vorstand des "BibeZ". Sie ist ein Contergan-Opfer, ihre Arme sind verkümmert, die Hände befinden sich auf Schulterhöhe. Mit Stoffstreifen ist sie an ihre Tochter "gebunden". "Es ist schwierig, als Mutter streng zu sein und trotzdem um Hilfe bitten zu müssen", sagt sie. Doch das Problem ist nicht auf die Familie beschränkt: Manchmal komme es auch vor, dass man sich mit einer Assistenz nicht gut verstehe, aber trotzdem auf ihre Hilfe beim Toilettengang oder beim Duschen angewiesen ist, erzählt sie. "Da entstehen dann starke Gefühle, die man nach hinten schieben muss."
Künstler spielen kostenlos

Bisher gab es zwei Fotoshootings, für die weitere Arbeit wurde jetzt bei einem Benefizkonzert Geld gesammelt. Der Kabarettist Arnim Töpel, die Sängerin Marion La Marché, die Band "Die Nachtigallen" und andere traten ohne Gage auf, der Eintrittspreis von 23 Euro fließt komplett in das Budget der geplanten Fotoausstellung.

Für die rund 100 Zuschauer wurde es ein vergnüglicher Abend. Marion La Marché dichtete auf "Que Sera Sera" von Doris Day ein Lied, in dem die Menschheit mit einem Ufo entführt wird. Also heißt es im Refrain: Es ist "kee Sau da". Arnim Töpel, der bekannte Kabarettist, parodierte die Leistungsgesellschaft und schreit seinen Wecker morgens um sechs Uhr an: "Na endlich!"

"Die Nachtigallen" mögen es etwas schräger: Sängerin Jutta Werbelow kreischte und schüttelte ihre Haare, als die Band "Smells like teen spirit" von Nirvana coverte. Auch die Bühnentechniker beteiligen sich und richten die Scheinwerfer von der Bühne mit rhythmischem Zucken ins Publikum. Reizüberflutung. Einige halten sich Ohren und Augen zu. Trotzdem bekommen auch die Nachtigallen, wie alle Interpreten, einen stürmischen Applaus.

Mannheimer Morgen
30. Oktober 2010

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Daniel

#12

Beitrag von Daniel » Samstag 30. Oktober 2010, 19:25

Ärzte Zeitung online, 30.10.2010
Contergan-Opfer klagen in Australien gegen Grünenthal

MELBOURNE (eb/dpa). Contergan-Opfer haben in Australien eine Klage gegen den deutschen Hersteller Grünenthal eingereicht. Die fünf Kläger, deren Mütter zwischen 1955 und 1964 das Schlafmittel eingenommen hatten, seien danach mit Missbildungen auf die Welt gekommen, berichten australische Medien am Freitag.
Der Wirkstoff Thalidomid sei nicht ausreichend getestet worden und hätte nicht als völlig unbedenklich verkauft werden dürfen, heißt es in der Klage. Schon fünf Jahre bevor Grünenthal 1961 das Schlafmittel vom Markt genommen habe, sei der Wirkstoff Thalidomid in Verbindung gebracht worden mit Missbildungen bei Neugeborenen.

Grünenthal bestätigte die Klage. Dem Unternehmen sei zur Kenntnis gebracht worden, dass in Melbourne "eine Klage in Bezug auf den Wirkstoff Thalidomid eingereicht worden ist", teilte der Konzern mit. Die Klage liege ihm noch nicht vor, werde aber sicher noch zugestellt. Bis dahin werde sich das Unternehmen nicht dazu äußern.

Den australischen Medienberichten zufolge reichten fünf Opfer die Klage ein. Sie sind zwischen 1955 und 1964 zur Welt gekommen. Sie beschuldigen Grünenthal auch, Contergan nicht sofort vom Markt genommen zu haben, als das Gefahrenpotenzial deutlich geworden sei.

Grünenthal hatte das Schlafmittel als "ungiftig" und ohne Nebenwirkungen beworben. Es könne selbst Säuglingen und Kleinkindern bedenkenlos verabreicht werden. Erste Meldungen über Nebenwirkungen soll es zwei Jahre nach der Markteinführung gegeben haben.

Dem Unternehmen hätten schon zu diesem Zeitpunkt mehrere Meldungen über Nervenerkrankungen Erwachsener an Armen und Beinen von vorgelegen, heißt es in einer wissenschaftlichen Untersuchung der Pharmazeutin Beate Kirk.

Contergan hatte Ende der 1950er Jahre einen der größten Arzneimittelskandale ausgelöst. Weltweit kamen 10 000 Kinder mit schweren körperlichen Missbildungen zur Welt, davon rund 5000 in Deutschland.

Deutsche Conterganopfer können nicht gegen Grünenthal klagen. Mit Gründung der Contergan-Stiftung "Hilfswerk für behinderte Kinder" 1971 wurde ein Gesetz verabschiedet, mit dem automatisch alle etwaige bestehende Ansprüche von Opfern gegen die Firma Grünenthal, deren Gesellschafter, Geschäftsführer und Angestellte erloschen.
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