***PRESSEBERICHTE** JANUAR** 2011***

Auch Gäste können hier lesen

Moderatoren: sonnschein, Mueck, Presse

Daniel

Re: ***PRESSEBERICHTE** JANUAR** 2011***

#16

Beitrag von Daniel » Donnerstag 13. Januar 2011, 19:50

Grünenthal finanziert Opfer-Skulptur
Stolberg.
Der Aachener Pharma-Konzern Grünenthal unterstützt die Aufstellung einer Gedenkskulptur für Contergan-Opfer in Stolberg und übernimmt die Kosten des Projekts von 5000 Euro.
Damit will der Produzent des Wirksstoffs der «besonderen Situation Rechnung tragen, die durch die Contergan-Tragödie für unseren damaligen Heimatstandort Stolberg entstanden ist», erklärte Unternehmenssprecherin Kira Goertz auf Anfrage unserer Zeitung. Stolbergs Bürgermeister Ferdi Gatzweiler hatte Grünenthal ebenso wie Interessenverbände Contergan-Geschädigter in einen «konstruktiven Dialog» eingebunden, nachdem Johannes Igel, ein Geschädigter aus Morsbach, die Errichtung eines Mahnmals angeregt hatte.

Die Wahl fiel auf eine 62 Zentimeter hohe Bronze-Skulptur des Aachener Künstlers Bonifatius Stirnberg, die ein durch Contergan geschädigtes Mädchen darstellt. Stirnberg hat etwa den Aachener Puppenbrunnen geschaffen. Die Zustimmung des Stadtrates am kommenden Dienstag vorausgesetzt, soll die Skulptur im Kulturzentrum Frankental aufgestellt werden. Außerdem ist eine Dokumentation der Contergan-Tragödie angedacht.

Bild
Foto AZ Web

quelle

Daniel

#17

Beitrag von Daniel » Donnerstag 13. Januar 2011, 20:13

Contergan-Tragödie: Grünenthal unterstützt Skulptur

Stolberg. Während der besinnlichen Weihnachtspause sind die Gedanken gereift, die zu einem würdigen Gedenken an die Contergan-Opfer in Stolberg führen sollen.
Zwar obliegt die Entscheidung, die Skulptur im Kulturzentrum Frankental aufzustellen, noch dem am Dienstag tagenden Stadtrat, aber im Rahmen einer Besprechung mit Bürgermeister Ferdi Gatzweiler haben Vertreter der Fraktionen bereits signalisiert, das vorgeschlagene Ensemble als eine geeignete Form zu unterstützen.

«Lebenssituation verbessern»

Auch der Pharma-Konzern Grünenthal, der das Präparat entwickelt hat, möchte sich in das Vorhaben einbringen: «Grünenthal möchte bedarfsorientiert Projekte aufsetzen, um die Lebenssituation der Betroffenen zu verbessern», erklärte Kira Goertz auf Anfrage unserer Zeitung. «Über dieses Ziel hinaus unterstützen und begrüßen wir das Anliegen, eine Statuette oder vergleichbare Gedenk-Skulptur für die Contergan-Betroffenen in Stolberg zu errichten», sagte die Vizepräsidentin für Corporate Communications des Unternehmens.

Es gehe um ein Erinnerungssymbol für alle Contergan-Betroffenen. «Daher war es für uns von Anfang an von entscheidender Bedeutung, dass möglichst viele Betroffene aktiv eingebunden werden und sichergestellt wird, dass die konkret geplante Skulptur bei den Betroffenen eine Unterstützung auf möglichst breiter Basis findet», betont Goertz.

Nachdem der Bürgermeister mitgeteilt habe, dass der Bundesverband Contergan-Geschädigter wie auch der Landesverband Nordrhein-Westfalen beteiligt worden sind und der Landesverband das Projekt ausdrücklich unterstützt, «sind wir gerne bereit, der Anfrage der Stadt Stolberg zu folgen, und unterstützen das Projekt mit rund 5000 Euro», so die Unternehmenssprecherin. Grünenthal trage damit der besonderen Situation Rechnung, die «durch die Contergan-Tragödie für unseren damaligen Heimatstandort» Stolberg entstanden ist. Dank dieser Förderung sind die Kosten des Vorhabens gedeckt.

«Ich bin dankbar, dass wir bei diesem Projekt eine gemeinsame Linie sowohl mit Grünenthal wie auch mit den Interessensverbänden gefunden haben», begrüßte Bürgermeister Ferdi Gatzweiler die Erklärung des Konzerns ausdrücklich. Die Initiative, der Tragödie in der Kupferstadt zu gedenken, war bereits im Sommer 2009 von Johannes Igel aus dem oberbergischen Morsbach ausgegangen. Er hatte sich an die Stadt mit dem Vorschlag gewandt, mittels einer Gedenktafel der Folgen des von Stolberg aus vermarkteten Präparats zu erinnern. Igel führte intensive Gespräche über die Möglichkeiten und Form einer solchen Mahnung mit Bürgermeister Gatzweiler, der ebenfalls unterschiedliche Opfer-Verbände in die Überlegungen mit einschloss.

Ein Ergebnis «des konstruktiven Dialogs» war die Aufstellung einer Gedenkskulptur, die von dem Aachener Künstler Bonifatius Stirnberg, der auch den Stolberger Galminus- und den Aachener Puppenbrunnen gestaltet hat, geschaffen wurde. Die 62 Zentimeter hohe Plastik zeigt auf einem Stuhl sitzend ein Mädchen, ein Kind von französischen Freunden des Künstlers, das durch schwerste Krankheit gezeichnet nur noch wenig Zeit zum Leben hatte (und kurz darauf starb).

Eine Skulptur, die auf Zustimmung bei Interessenverbänden von Contergan-Opfern stieß. «Er skizzierte dieses Mädchen liebevoll» und schuf «diese wundervolle Bronze-Figur», wobei Stirnberg «auch die Form der Schädigungen» deutlich machte, befand Vorsitzender Udo Herterich vom Interessenverband Contergangeschädigter NRW mit Sitz in Düsseldorf: «Stirnberg schuf ein beeindruckendes Mahnmal an die Pharma-Industrie.» Die «Contergan-Stiftung für behinderte Menschen» in Bonn bewertete das Projekt als «zweifellos interessant».

Realisiert werden soll es im Foyer des Kulturzentrums Frankental auf dem Podest an der rechten Seite des Eingangsbereiches. «Dort kommt die vergleichsweise kleine Skulptur wesentlich besser zur Geltung als auf einem öffentlichen Platz», erklärt Gatzweiler.

Dennoch ist es ein exponierter Standort in der Öffentlichkeit, der täglich von vielen Besuchern des Kulturzentrums in Augenschein genommen werden kann, verweist Gatzweiler auf die starke Frequenz durch Besucher von Stadtbücherei, Musikschule, Volkshochschule sowie der zahlreichen Veranstaltungen im Theatersaal.

Neben der Gedenkstätte verfolgt der Bürgermeister auch ein zweites Projekt, das Geschichte und Folgen von Contergan thematisieren soll. Angedacht ist eine Dokumentation, die die Ereignisse aufarbeitet - ein Projekt, das auch beim Bundesverband ConterganGeschädigter mit Sitz in Köln «auf großes Interesse» stößt.

quelle

Daniel

#18

Beitrag von Daniel » Donnerstag 13. Januar 2011, 20:48

Arbeitsgemeinschaft der Conterganopferverbände begrüßt

Berlin (kobinet) Die Bundestagsabgeordnete Silvia Schmidt hat heute die Gründung einer Arbeitsgemeinschaft der Conterganopferverbände in Deutschland begrüßt. Die Behindertenbeauftragte der sozialdemokratischen Bundestagsfraktion beglückwünschte die Verbände zur Gründung der Arbeitsgemeinschaft, die sich den Namen ”Conterganopfer - Aufbruch 2011” gegeben hat.

„Es ist wichtig, mit einer gemeinsamen und abgestimmten Position in die Gespräche mit Bundesregierung und Grünenthaleigentümern zu gehen. Die Arbeitsgemeinschaft kann für sich in Anspruch nehmen, den Großteil der Betroffenen zu vertreten. Dadurch erlangen die Verbände erstmalig eine personell legitimierte Verhandlungsposition“, erklärte Schmidt. Sie sei zuversichtlich, „dass diese Stärkung der Opferverbände neue Bewegung in die Diskussion um Entschädigungen bringen wird“. Bundesregierung und Grünenthaleigentümer könnten sich jetzt neuen Gesprächen nicht mehr verschließen.

Die Bundestagsabgeordnete bot den Verbänden in den Verhandlungen ihre Unterstützung dabei an, eine gerechte Entschädigungslösung zu finden. „Als Politikerin fühle ich mich auch verpflichtet, gesetzliche Lücken im Arzneimittelrecht zu schließen“, so Schmidt. sch

quelle

Daniel

#19

Beitrag von Daniel » Montag 17. Januar 2011, 20:04

Aktuelle Ausgabe des Infoblattes der DPB kostenlos erhältlich
17.01.2011

Eupen (pressrelations) - Aktuelle Ausgabe des Infoblattes der DPB kostenlos erhältlich

Schwerpunktthema: Die Beschützenden Werkstätten in der Sozialökonomie

Vor wenigen Tagen ist eine neue Ausgabe des Infoblattes der Dienststelle für Personen mit Behinderung (DPB) erschienen. Schwerpunktthema sind die Beschützenden Werkstätten in der Sozialökonomie. In verschiedenen Interviews und Textbeiträgen wird deutlich, dass die Beschützenden Werkstätten ein unentbehrlicher Partner für zahlreiche Betriebe der freien Marktwirtschaft sind. "Früher kamen die Leute mit Aufträgen zu uns und sagten sich ?Damit tun wir was Gutes?. Heute brauchen sie uns", bringt es der Leiter von Adapta ? Betrieb für angepasste Arbeit in Hergenrath, Harald Hamacher, auf den Punkt. Durch die zusätzliche Beschäftigung von nicht behinderten Arbeitskräften können sie anspruchsvollere und größere Aufträge durchführen. Diese Interaktion führt aber auch dazu, dass die Beschützenden Werkstätten nicht von Krisen auf dem internationalen Arbeitsmarkt verschont bleiben. So hatten die drei Einrichtungen in der DG (Meyerode, Eupen und Hergenrath) von Ende 2008 bis Mitte 2009 mit teils herben Auftragsverlusten zu kämpfen. Mittlerweile hat sich die Situation wieder gebessert, auch wenn die Beschützenden Werkstätten besonders in den Wintermonaten weitere Aufträge suchen bzw. brauchen, um die Kurzarbeit zu verringern. Für Menschen mit Vermittlungshemmnissen stellt die Sozialökonomie oft die einzige Alternative dar. Darüber hinaus erhalten manche von ihnen über diese berufliche Einstiegsschiene einen Arbeitsplatz auf dem freien Arbeitsmarkt.

Das Infoblatt enthält darüber hinaus auch interessante Kurznachrichten aus aller Welt, ein Porträt der nahezu zeitlebens im Rollstuhl sitzenden, erfolgreichen Plüschtierfabrikantin Margarete Steiff sowie ein ausführliches Interview mit dem deutschen Filmemacher Niko von Glasow. Der 50-Jährige ist ein Contergan-Opfer und porträtierte für seinen Film "Nobody?s perfect" sich selbst sowie elf weitere Contergan geschädigte Menschen. Alle zwölf sind die starrenden, entsetzten und angeekelten Blicke der anderen gewohnt. Für den Film haben sie sich ausgezogen ? "damit die, die alltäglich verstohlene Blicke auf die ?Contis? werfen, mal ganz in Ruhe hinschauen können", so der Regisseur. Die zwölf Hauptdarsteller des Films sind Menschen, die trotz ihrer Behinderung gelernt haben, ihr Leben mehr oder weniger eigenständig zu meistern. Nichtsdestotrotz erinnert Niko von Glasow eindringlich daran, dass die übergroße Mehrheit der schwer Contergan Geschädigten ein armseliges Leben führt. "Leute wie mich, die es geschafft haben, kann man vorzeigen. Aber viele, viele von uns sind arbeitslos und werden auch nie eine Arbeit finden. Die Scheu, Behinderte einzustellen, ist viel zu groß. Viele Contergan-Opfer sind seelisch so stark geschädigt, dass sie nicht mehr leben wollen."

Das Infoblatt ist kostenlos erhältlich bei der
Dienststelle für Personen mit Behinderung
Vennbahnstraße 4/4
4780 St.Vith
Tel.: 080/22 91 11
E-Mail: info@dpb.be
Evelyne Mertens
Allgemeine Dienste I Referentin
Dienststelle für Personen mit Behinderung
Vennbahnstraße 4/4, B-4780 Sankt Vith
t: +32(0)80 34 80 88 I f: +32(0)80 22 90 98
http://www.dpb.be I evelyne.mertens@dpb.be
PR1 Presseagentur
PUR Radio 1 Mediengesellschaft SPRL
Forum Eupen
Industriestrasse 38
B 4700 Eupen Belgien
http://www.pr1.be
info@pr1.be

quelle

Daniel

#20

Beitrag von Daniel » Montag 17. Januar 2011, 21:25

Heute fällt Entscheidung über Contergan-Skulptur
Von unserer Redakteurin Ilse Rosenschild
Die Contergan-Opfer dürfen nicht vergessen werden. Um die Erinnerung an die Leidtragenden des Medikamentenskandals wachzuhalten, hat sich der Hundheimer Johannes Igel für eine Gedenk-Skulptur starkgemacht. Das Ziel ist fast erreicht.
Hundheim/Stolberg. Für den 48-jährigen Johannes Igel aus Hundheim ist heute, Dienstag, ein besonderes Datum. Am Abend entscheidet sich, ob in der Stadt Stolberg bei Aachen eine Skulptur aufgestellt wird, die an die rund 10 000 Contergan-Opfer erinnern soll. Der Rat der Stadt, in der der frühere Contergan-Hersteller Grünenthal ansässig ist, befasst sich mit einem entsprechenden Vorschlag, der auf die Initiative des 48-jährigen Verwaltungsfachangestellten zurückgeht (der TV berichtete).

Die Zeichen für eine positive Entscheidung stehen gut. In einem Vorgespräch haben die Vertreter aller Fraktionen nach Angaben der dortigen Pressestelle bereits Zustimmung signalisiert. Ursprünglich hatte Igel, selbst durch das frühere Medikament geschädigt, auf eigene Faust zu dem Bürgermeister von Stolberg, Ferdi Gatzweiler, Kontakt aufgenommen. Er wollte erreichen, dass eine Erinnerungstafel aufgestellt wird.

"Mit meinem Vorschlag habe ich dort offene Türen eingerannt", erinnert er sich. Vielleicht auch deshalb, weil Gatz weiler einen besonderen Bezug zu Contergan hat. Denn das Schlafmittel habe auch im Medikamentenschrank der Mutter gestanden, habe der Rathauschef ihm erzählt. Genommen habe sie es wohl nicht.

In der Zwischenzeit wollen die Beteiligten es nicht mehr bei einer Tafel bewenden lassen. Wenn die Stadtratsmitglieder Ja sagen, soll eine Skulptur des Aachener Bildhauers Bonifatius Stirnberg aufgestellt werden. Die 62 Zentimeter große Bronzeplastik "Krankes Kind" zeigt ein von seinem Leiden sichtlich gezeichnetes Mädchen, dem die Arme fehlen. Nach Auffassung Igels wird häufig vergessen, dass durch Contergan Menschen nicht nur geschädigt wurden. Viele Kinder sind gestorben. Darauf aufmerksam zu machen, ist für ihn eine wichtige Triebfeder seines Handelns.

Der Hundheimer, im Morbacher Rathaus unter anderem für die Volkshochschule zuständig, will sich nicht auf die Opferrolle festlegen lassen. Deshalb ist er auch nicht bereit, über seine eigene Behinderung zu sprechen. Seine eigenen Emotionen habe er hintangestellt, auch im Gespräch mit den Vertretern der Firma Grünenthal. Igel: "Will ich mein Ego befriedigen, oder will ich etwas erreichen?"

Die Stadt Stolberg holte Stellungnahmen von Opfer-Verbänden ein. Der nordrhein-westfälische Landesverband der Contergan-Geschädigten begrüßt die Initiative laut Igel ausdrücklich. Das war für den Pharma-Konzern wichtig.

Daraufhin sei man "gerne bereit" gewesen, die Kosten von 5000 Euro für den Erwerb der Statue zu übernehmen, wie es in einer Pressemitteilung des Unternehmens heißt. Zuvor war es nach Angaben der Stadt Stolberg zu Protesten von Betroffenen gekommen, die jede Zusammenarbeit mit Grünenthal kategorisch ablehnten.

Bei der Skulptur allein soll es nicht bleiben. Die Stolberger verfolgen ein zweites Projekt, das Geschichte und Folgen von Contergan thematisieren soll. Angedacht ist eine Dokumentation, die die Ereignisse aufarbeitet.

Igel rechnet heute fest mit einer positiven Entscheidung. Am 27. Januar trifft er sich mit dem Künstler. Extra Contergan: Mit dem Namen Contergan ist einer der größten deutschen Medikamentenskandale verbunden. Weltweit erlitten 10 000 Neugeborene schwerste Schädigungen, nachdem ihre Mütter das Schlafmittel in den ersten zwölf Schwangerschaftswochen eingenommen hatten. Die Betroffenen leiden unter fehlgebildeten Gliedmaßen sowie unter geschädigten Organen. 1961 nahm die Hersteller-Firma Grünenthal das Medikament aus dem Handel. 1970 schloss das Unternehmen einen Vergleich mit den Eltern der "Contergan-Kinder". Das Unternehmen zahlte 100 Millionen Euro in eine Stiftung, aus der die Geschädigten eine Rente beziehen. (fpl/iro)

Bild
Johannes Igel bei der Arbeit im Morbacher Rathaus. Er setzt sich für ein Contergan-Mahnmal ein. Das Foto unten zeigt die Skulptur „Krankes Kind“ des Bildhauers Bonifatius Stirnberg. Fotos: Klaus Kimmling; Germaine Stirnberg; dpa
Bild

quelle

Daniel

#21

Beitrag von Daniel » Dienstag 18. Januar 2011, 20:22

Erste Gedenkstätte für Contergan-Opfer

Stolberg. «Ich finde das super», sagt Johannes Igel, als ihn unsere Zeitung von der Entscheidung des Rates über das Contergan-Mahnmal informiert. Einstimmig ist am Dienstag das vollzählig versammelte Parlament dem Vorschlag von Bürgermeister Ferdi Gatzweiler gefolgt, die von Bonifatius Stirnberg entworfene Bronze-Skulptur im Foyer des Kulturzentrums Frankental aufzustellen.
«Ich danke dem Rat und dem Bürgermeister für dieses Ergebnis und ihr Engagement», freut sich Igel jetzt auf die Einweihung. Der aus Morbach (Hunsrück) stammende Initiator dieser ersten Gedenkstätte ist selbst Contergan-Geschädigter und möchte an die Opfer des Medikamentes des Herstellers Grünenthal an dessen früherem Sitz erinnern.

Das Unternehmen hat sich bereit erklärt, das Projekt zu finanzieren. Bereits nächste Woche werden Stirnberg, dessen Plastik ein Contergan-geschädigtes Mädchen zeigt, mit Igel und der Stadt vor Ort über Details des Mahnmals sprechen.

quelle

Daniel

#22

Beitrag von Daniel » Mittwoch 19. Januar 2011, 08:26

Verzweifelt gesucht: Arbeit für Behörde

Bald haben die Verwalter des Zivildienstes nichts mehr zu tun. Aber die Bundesregierung denkt nicht ans Sparen

Familienministerin Schröder setzt einen neuen Freiwilligendienst durch - und schafft damit Doppelstrukturen

Von der Leyen schlägt vor: Die Bediensteten könnten sich ja auch um das Bildungspaket für Hartz-IV-Kinder kümmern

Im Bundesfamilienministerium wird bald ein Schreibtisch frei. Es ist der des "Bundesbeauftragten für den Zivildienst". Noch steht dieser Tisch in der Außenstelle des Ministeriums in Bonn. Dort arbeitet Jens Kreuter, eben jener Bundesbeauftragte, der sich um die jungen Männer kümmern soll, die keinen Wehrdienst leisten. Weil es diesen Dienst ab dem 1. Juli nicht mehr gibt, wird es auch keine Zivildienstleistenden mehr geben, jedenfalls keine mehr, die ab dem Sommer noch eine neue Stelle antreten. Spätestens zum Jahresende wird Kreuter niemanden mehr haben, um den er sich kümmern kann. Was wird aus ihm?

"Meinen Job wird es in einem Jahr nicht mehr geben", sagt Kreuter. Was aus ihm persönlich werde, wisse er noch nicht. Kreuter fühlt sich ein bisschen wie ein Kapitän, der auf einem sinkenden Schiff ausharrt, denn der Zivildienst wird abgewickelt. Gewollt hat das Ministerin Kristina Schröder (CDU) nicht. Aber sie hat auch nicht widersprochen, als Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) das Aussetzen der Wehrpflicht ausrief - ihr faktisches Ende.

Die Umwälzungen im Zivildienst sind mindestens so groß wie bei der Bundeswehr, wo Beschäftigte in 52 Kreiswehrersatzämtern und in Kasernen ihre Aufgaben verlieren. Nicht nur der Zivi-Beauftragte steht ohne Arbeit da. Eine ganze Behörde, das Bundesamt für Zivildienst in Köln, wird überflüssig. Für exakt 1005 Beamte und Angestellte, deren Arbeit pro Jahr fast 100 Millionen Euro kostet, gibt es offiziell nichts mehr zu tun. Was aber geschieht mit einer Behörde, die keine Aufgabe mehr hat? Man wagt kaum zu fragen: Kann man sie abschaffen?


Die Präsidentin des Amts, Helga Roesgen, will keine Auskunft geben, weshalb die Spurensuche woanders beginnen muss. Eine der ersten Adressen, wenn es darum geht, dem Staat beim Geldausgeben auf die Finger zu schauen, ist der Bund der Steuerzahler. Wer dort anruft, hat den Vizepräsidenten Rainer Holznagel am Telefon, und der antwortet im Grunde mit den Argumenten der Bundesregierung. "Ziel der Bundeswehrreform ist es, Geld zu sparen", sagt Holznagel. "Insofern wäre es sinnvoll, dass überflüssige Behörden wie das Bundesamt für Zivildienst eingespart werden."

Ob das der Fall ist, kann man dem "Entwurf eines Gesetzes zur Einführung eines Bundesfreiwilligendienstes" aus Schröders Ministerium entnehmen. Mitte Dezember hat das Kabinett ihn abgesegnet, ab März soll der Bundestag darüber debattieren. Der neue Dienst soll die Lücke, die durch den Zivildienst entsteht, "soweit es irgend geht kompensieren", sagte Schröder bei einer Fragestunde im Bundestag. "Es ist unsere Pflicht und Schuldigkeit, uns Gedanken darüber zu machen." Das Ergebnis ist eine Mischung aus Zivildienst und den Freiwilligendiensten, die es in den Ländern schon gibt.

Sechs bis 18 Monate soll der neue Dienst dauern und allen volljährigen Menschen offenstehen. Sie sollen sich engagieren: "im sozialen, ökologischen und kulturellen Bereich sowie im Bereich des Sports, der Integration und des Zivil- und Katastrophenschutzes". Der Staat zahlt dafür ein, so wörtlich, "Taschengeld" von einigen Hundert Euro pro Monat. Organisiert wird der Dienst vom - Bundesamt für Zivildienst. Künftig heißt es "Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben". Abgeschafft wird es nicht, es kann "weitere Aufgaben" übertragen bekommen. Einsparungen gibt es keine, sie werden erst "mittelfristig erwartet". Zunächst kostet der neue Freiwilligendienst mehr als 230 Millionen Euro pro Jahr.

Man muss die Opposition nicht lange um einen Kommentar zu diesen Plänen bitten. Am deutlichsten formuliert es der verteidigungspolitische Sprecher der Linken, Paul Schäfer: "Es gibt keine Verwendung mehr für das Bundesamt für Zivildienst, man kann diese Behörde auflösen." Hans-Peter Bartels, Verteidigungspolitiker der SPD, sagt: "Man könnte das Amt schon abschaffen." Eine andere Frage, das betonen beide, sei die Zukunft der Mitarbeiter, man könne sie nicht alle entlassen. Bartels schlägt vor, den größten Teil für das Bundesverwaltungsamt arbeiten zu lassen, das seinen Sitz ebenfalls in Köln hat.

Kai Gehring, jugendpolitischer Sprecher der Grünen, verlangt immerhin "deutlich schlankere Strukturen", sie seien das Mindeste, was die Regierung dem Zivildienstamt verordnen müsse. Seine Kernaufgabe sei erfüllt. Ministerin Schröder habe sich den Bundesfreiwilligendienst nur ausgedacht, um eine neue Aufgabe für das Amt zu finden. Es sei die einzige Behörde, über die sie verfügen könne. Mehr noch stört sich Gehring aber - und da pflichtet ihm SPD-Kollegin Caren Marks bei - an den "doppelten Strukturen", die nun entstehen. Die bestehenden Dienste wie das freiwillige soziale Jahr seien erfolgreich. "Teuer und ineffizient" sei das alles, schimpft Marks. Abschaffen will sie das Bundesamt nicht, aber sie fordert "klar definierte Aufgaben und keine kunterbunte Sammlung an Zuständigkeiten".

Tatsächlich ist das Amt wegen der sinkenden Zahl der Zivildienstleistenden nicht mehr ausgelastet, weshalb Ministerin Schröder nach neuen Zuständigkeiten fahndet. So sollen sich die Mitarbeiter um die Organisation der von Schröder geplanten "Familienpflegezeit" kümmern. Schon jetzt wickelt es die Entschädigung von Contergan-Opfern ab - zuvor war das Sache der Staatsbank KfW. Muss die Regierung immer neue Aufgaben für arbeitslos gewordene Mitarbeiter finden?

"Sie können jede Bundesbehörde auflösen", sagt Hans-Ulrich Benra. "Sie brauchen dafür nur eine Entscheidung der Bundesregierung." Benra ist der Chef des Verbands der Beschäftigten der obersten und oberen Bundesbehörden, weshalb der Hinweis einen bitter-ironischen Unterton hat und keine Forderung ist. Er gibt zwar zu, dass die "Haupttätigkeit" des Bundesamtes nun wegfalle. "Aber dann stehen 1000 Menschen auf der Straße - wollen Sie das?" Eine rhetorische Frage, denn die meisten Mitarbeiter, ob nun Beamte oder Angestellte, sind unkündbar. Benra beklagt die vielen Sparrunden im öffentlichen Dienst, erklärt die um Zehntausende verringerte Stellenzahl, die auf 41 Stunden erhöhte Wochenarbeitszeit und das auf 30 Prozent geschrumpfte Weihnachtsgeld. In etwas mehr als zehn Jahren seien in Deutschland 120 Behörden geschlossen worden, behauptet er. Das Know-how im Bundesamt für Zivildienst müsse man erhalten, ihm schwebe ein "Dienstleistungsansatz" vor. Leider habe er erst Anfang Februar einen Termin im Ministerium.

Was also hat sich die Koalition bei dieser Reform gedacht? Die Auskunftsfreude ist begrenzt. In der Bundestagsfraktion der Union will nur die CSU-Abgeordnete Dorothee Bär etwas offen sagen. Es sei "wünschenswert, dass es mittel- und langfristig keine Doppelstrukturen mehr gibt". Fragt man bei Unionsleuten nach, dann erfährt man hinter vorgehaltener Hand, dass die zwei verschiedenen Freiwilligendienste in Bund und Ländern, die es nun geben soll, der größte Unfug unter der Sonne seien und dass man das Bundesamt für Zivildienst am besten hätte abschaffen sollen. Die Ministerin habe sich aber nicht gegen ihre eigenen Beamten durchsetzen können und nicht gegen das Amt: "Die schaffen sich doch nicht selbst ab!"

In der FDP, die ja für den schlanken Staat eintritt, ist man zwar unglücklich mit dem Bundesfreiwilligendienst. Aber das Bundesamt abschaffen? Das Amt habe "zu viele Mitarbeiter, um das zu übernehmen, was wir dem Amt übertragen wollen", sagt der jugendpolitische Sprecher Florian Bernschneider - und dass es "erheblich schrumpfen" müsse. Eine Forderung, die der FDP-Haushaltspolitiker Florian Toncar verschärft: "Ich habe große Zweifel, ob diese Behörde in diesem Umfang noch gebraucht wird." Wenn man will, kann man daraus die Forderung nach Abschaffung lesen. Zumindest erwartet Toncar aber "eine saubere Personalbedarfsplanung des Ministeriums".

Die gibt es offenbar schon. Ressortchefin Schröder, die ja die politische Verantwortung trägt, will sich selbst dazu nicht äußern. Sie schickt den Zivildienstbeauftragten Kreuter vor: Es sei "völlig klar, dass es das Amt in der heutigen Form nicht mehr geben wird". Und er sagt: "Die Mitarbeiter in der Zentrale in Köln werden zum ganz großen Teil nicht mehr in ihrem bisherigen Bereich tätig sein." Der Vorwurf der Opposition, man suche krampfhaft nach neuen Aufgaben und habe deshalb den Bundesfreiwilligendienst erfunden, sei absurd. "Wenn sich aber neue Aufgaben und damit Beschäftigungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter ergeben, wäre das ideal."

Und idealerweise hat Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU), früher selbst Familienministerin, schon eine Idee. Das Bildungspaket für Geringverdiener, das sie plant, würde fast exakt so viele Verwaltungsmitarbeiter benötigen, wie im Zivildienstamt überflüssig werden, nämlich etwa 300 der 500 Stellen in der Kölner Zentrale.

"Wir haben alle Möglichkeiten geprüft, darunter auch die Auflösung des Bundesamtes für Zivildienst", beteuert Kreuter. "Es war aber schnell klar: Man kann den Großteil der dort arbeitenden Mitarbeiter nicht einfach entlassen." Und vielleicht wird auch für Kreuter noch ein Schreibtisch übrig sein. Der Steuerzahlerbund ist jedenfalls empört, dass nun auch noch Geld für eine Kampagne ausgegeben werden soll, die nicht allein den neuen Freiwilligendienst bewerben wird. Laut Ausschreibung soll sie auch "die positive Rolle von Bundesfamilienministerin Schröder kommunizieren".
quelle

Daniel

#23

Beitrag von Daniel » Mittwoch 19. Januar 2011, 12:47

Denkmal für Contergan Geschädigte in Stolberg


Dieses Jahr wird für Johannes Igel aus Morbach ein gutes Jahr. Denn in diesem Jahr wird in Stolberg bei Aachen ein Denkmal enthüllt. Es wird eine Skulptur sein, die einen Menschen mit Behinderung zeigt. Eine Behinderung, wie auch Johannes Igel sie hat. Seine Arme sind verkürzt. Verursacht durch das Schlafmittel Contergan. Jahrelang hat Johannes Igel für dieses Denkmal gekämpft. Und dafür, dass die Pharmafirma Grünenthal in Stolberg, die Contergan auf den Markt brachte, sich dazu bekennt. Dass er es jetzt geschafft hat, ist eine Sensation, wenn man genau hinschaut. Unser Reporter, Frank Scheuer, hat genau hingeschaut.


Quelle: SWR

Auf nachfolgendem Link ist eine Audiodatei,mit einem Bericht über die Skulptur
Quelle und Audiobeitrag,hier anklicken.

Daniel

#24

Beitrag von Daniel » Mittwoch 19. Januar 2011, 12:50

Denkmal für Contergan-Opfer: Grünenthal bezahlt

Von Elke Silberer, dpa | 19.01.2011, 11:35

tolberg. Durch das Schlafmittel Contergan hat es weltweit 10.000 Opfer gegeben. Ein Conterganbehinderter will daran in Stolberg mit einem kleinen Denkmal erinnern. Nach ersten Widerständen sitzt Grünenthal jetzt doch mit im Boot.
Das Thema war ganz schnell über die Bühne. Es dauerte am Dienstagabend keine Minute und das Contergan-Denkmal war beschlossene Sache. Keine Aussprache, keine Diskussion im Stadtrat. Einstimmiger Beschluss. Staub um das Thema Contergan-Denkmal hatte es schon genug gegeben. Seitdem war Bürgermeister Ferdi Gatzweiler (SPD) um Konsens bemüht.

Das wahrscheinlich erste Denkmal für die weltweit 10.000 Opfer wird in Stolberg bei Aachen aufgestellt - dem historischen Sitz des früheren Conterganherstellers Grünenthal. Stolberg, Grünenthal, Contergan - ein Teil der Stadtgeschichte. Die Stolberger konnten sich dem Antrag des Johannes Igel auf ein Denkmal nicht entziehen, auch wenn sie es vielleicht gerne getan hätten. Es ging ja auch nur um den Standort, um den Rest wollte sich Igel kümmern.

Mit ihrem Versuch, den Antrag routiniert abzuhandeln, erlitt die Stadt Schiffbuch. Nicht ahnend, was sie damit auslöste, hatte sie 2009 dem Denkmal nur mit Auflagen zugestimmt: Grünenthal sollte in die Gespräche mit einbezogen werden. Ein rotes Tuch für die Opfer. Bürgermeister Gatzweiler konnte sich vor Protestmails kaum retten und nahm die Sache selbst in die Hand, bis zu dem geräuschlosen Ratsbeschluss.

«Ich bin sehr glücklich und froh», sagte Johannes Igel am Mittwoch in der Hunsrücker Gemeinde Morbach. Der einstimmige Beschluss sei ein Zeichen dafür, dass der Bürgermeister gute Arbeit geleistet habe.

Das Mahnmal - eine Bronze-Skulptur - stellt ein contergangeschädigtes Mädchen auf einem Stuhl dar, es hat keine Arme und missgebildete Füße. Mit rund 60 Zentimetern eine kleine, aber eindringliche Darstellung. Der Aachener Künstler Bonifatius Stirnberg hat sie unter dem Eindruck der damals aktuellen Ereignisse in den 70er Jahren gefertigt und wird jetzt eine zweite erstellen. Die soll im Kulturzentrum Frankental aufgestellt werden, einer Einrichtung unter anderem mit Musikschule, Theatersaal und Stadtbibliothek. In dem Zentrum gibt es viel Publikumsverkehr von Bürgern.

Im Vorfeld hatte der Bürgermeister sicherheitshalber auch Conterganverbände gefragt. Die Initiative für ein Denkmal wurde laut Stadt mehrheitlich begrüßt, nicht aber die Umsetzung mit der Skulptur. Zu dem Zeitpunkt war noch noch nicht bekannt, dass Grünenthal doch mit im Boot saß. Igel hatte eine Zusammenarbeit vorher kategorisch abgelehnt. «Mit Grünenthal will ich nichts zu tun haben», hatte er anfangs noch gesagt, aber im Laufe der Gespräche seine Meinung geändert.

Grünenthal bezahlt die Skulptur, sie kostet 5000 Euro. «Grünenthal folgt der Anfrage der Stadt Stolberg und unterstützt das Projekt mit 5000 Euro», teilte das Unternehmen schriftlich mit. Erwähnt wird das von der Stadt nirgendwo. Die Sitzungsunterlagen waren schon rausgeschickt, als die Entscheidung bei Grünenthal fiel, wie eine Sprecherin der Stadt sagte. Dieses sensible Detail fand dann trotzdem ein Schlupfloch an die Öffentlichkeit und Johannes Igel informierte nach eigenen Angaben auch die Opferverbände. Die Empörung blieb aus.

quelle

Daniel

#25

Beitrag von Daniel » Donnerstag 20. Januar 2011, 08:56

Denkmal für Contergan-Opfer
20. Januar 2011, 08:54 Uhr
Stolberger Stadtrat nimmt Antrag an

Stolberg - Die Opfer des Medikaments Contergan bekommen in Stolberg bei Aachen ein Denkmal. Der Stadtrat stimmte dem Plan am Dienstagabend zu. Das Denkmal besteht aus einer Bronze-Skulptur, die ein contergangeschädigtes Mädchen ohne Arme zeigt. Der Rat entsprach damit dem Antrag eines Contergangeschädigten aus dem Hunsrück. Er will vor allem auch an die Kinder erinnern, die durch Contergan im Mutterleib oder kurz nach der Geburt gestorben sind. Seines Wissens gebe es bundesweit noch kein Denkmal für die Conterganopfer, sagte der Initiator Johannes Igel. Über 50 Jahre nach der Markteinführung des Medikaments werde es Zeit dafür. Der ortsansässige frühere Conterganhersteller Grünenthal bezahlt nach eigenen Angaben die Skulptur. Das Denkmal soll im Kulturzentrum der Stadt aufgestellt werden.

Ursprünglich wollte die Stadt dem Denkmal nur zustimmen, wenn Grünenthal an den Planungen beteiligt wird. Nach einem Sturm der Entrüstung hatte Bürgermeister Ferdi Gatzweiler (SPD) die Gespräche geleitet.

quelle

Daniel

#26

Beitrag von Daniel » Sonntag 23. Januar 2011, 20:01

Contergan-Opfer: Grünenthal-Geld für Denkmal ist "unerträglich"

Stolberg/Köln (epd). Die Absicht des Pharmaunternehmens Grünenthal, das geplante Denkmal für Contergan-Opfer in Stolberg bei Aachen mit 5.000 Euro zu finanzieren, ist bei Opferverbänden auf harsche Kritik gestoßen. Dass ausgerechnet die für die Schäden der Betroffenen verantwortliche Firma die Statue bezahlen wolle, sei für die Überlebenden des größten Arzneimittelskandals in Deutschland "ein unerträglicher Zustand", teilte die Internationale Contergan/Thalidomid Allianz (ICTA) Deutschland am Sonntag in Rösrath bei Köln mit. Ähnlich hatte sich bereits am Freitag auch schon der Bundesverband Contergangeschädigter in Köln geäußert.

Für die Opfer sei es viel wichtiger, wenn sich die Firma Grünenthal um die Verbesserung der Lebenssituation contergangeschädigter Menschen kümmern würde, erklärte Margit Hudelmeier, Vorsitzende des Bundesverbandes. ICTA-Sprecher Udo Herterich forderte das Unternehmen auf, mit den Opferverbänden über die geforderten Entschädigungen in Millionenhöhe zu verhandeln.

Der Rat der Stadt Stolberg hatte am vergangenen Dienstag auf Antrag eines Betroffenen aus dem Hunsrück die Errichtung eines Denkmals für die Opfer des Contergan-Skandals beschlossen. Die rund 60 Zentimeter große Bronzeskulptur des Aachener Bildhauers Bonifatius Stirnberg, die ein Mädchen mit verkürzten Gliedmaßen zeigt, soll im Foyer eines Kulturzentrums aufgestellt werden.

Der Contergan-Skandal war der erste große Arzneimittelskandal in der Geschichte der Bundesrepublik. Das Stolberger Unternehmen Grünenthal hatte 1957 das Schlafmittel Contergan auf den Markt gebracht, nach dessen Einnahme Tausende Frauen missgebildete Kinder bekamen. 1961 wurde das Mittel vom Markt genommen. In Deutschland leben rund 2.500 Männer und Frauen mit Behinderungen durch das Schlafmittel Contergan. Sie erhalten Rentenzahlungen aus der Contergan-Stiftung des Bundes, an der sich die Pharma-Firma Grünenthal 1970 und 2009 jeweils mit 50 Millionen Euro beteiligte.

epd-West es

quelle

Daniel

#27

Beitrag von Daniel » Montag 24. Januar 2011, 00:52

Diskussion um Contergan- Denkmal
Contergan- Geschädigte diskutieren über die Finanzierung eines Denkmals für die Betroffenen. Die Bronzeskulptur, die ein Mädchen mit verkürzten Gliedmaßen zeigt, soll in einem Kulturzentrum in Stolberg bei Aachen aufgestellt werden.
Betroffenenverbände kritisieren nun, dass ausgerechnet der Pharmakonzern, der für den Skandal verantwortlich ist, das Denkmal bezahlen will - das Stolberger Unternehmen Grünenthal. Die Firma solle sich lieber darum kümmern, die Lebenssituation Contergan-geschädigter Menschen zu verbessern.
Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre waren Tausende Menschen mit verkürzten Gliedmaßen zur Welt gekommen, weil ihre Mütter das Grünenthal-Schlafmittel Contergan genommen hatten. Das Präparat wurde 1961 vom Markt genommen.
quelle

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Hinweis:
Auf der Quellseite können Kommentare eingestellt werden,einfach hier anklicken

Daniel

#28

Beitrag von Daniel » Montag 24. Januar 2011, 20:54

Neues Deutschland
25.01.2011 / Inland
Contergan-Opfer protestieren
Hersteller-Geld für Denkmal löst Streit aus
Der Rat der Stadt Stolberg bei Aachen hatte dieser Tage auf Antrag eines Betroffenen die Errichtung eines Denkmals für die Opfer des Contergan-Skandals beschlossen (ND berichtete). Dass der frühere Contergan-Hersteller Grünenthal zur Finanzierung beiträgt, empört jedoch viele Contergan-Geschädigte.

Stolberg/Köln (epd/ND). Opferverbände haben sich gegen die Finanzierung des Denkmals für Contergan-Geschädigte durch die Pharmafirma Grünenthal ausgesprochen. Es sei unerträglich, dass ausgerechnet das Unternehmen, das für die Schäden der Betroffenen verantwortlich sei, die Statue bezahlen wolle, teilte die Internationale Contergan/Thalidomid Allianz (ICTA) Deutschland am Sonntag in Rösrath bei Köln mit. Ähnliche Kritik hatte der Bundesverband Contergangeschädigter in Köln geäußert. Grünenthal will das Denkmal in Stolberg bei Aachen mit 5000 Euro finanzieren.
Entschädigungen verlangt

Für die Opfer sei es viel wichtiger, wenn sich die Firma Grünenthal um die Verbesserung der Lebenssituation contergangeschädigter Menschen kümmern würde, erklärte Margit Hudelmeier, Vorsitzende des Bundesverbandes. ICTA-Sprecher Udo Herterich forderte das Unternehmen auf, mit den Opferverbänden über die geforderten Entschädigungen in Millionenhöhe zu verhandeln.

Der Rat der Stadt Stolberg hatte am vergangenen Dienstag auf Antrag eines Betroffenen aus dem Hunsrück die Errichtung eines Denkmals für die Opfer des Contergan-Skandals beschlossen. Die rund 60 Zentimeter große Bronzeskulptur des Aachener Bildhauers Bonifatius Stirnberg, die ein Mädchen mit verkürzten Gliedmaßen zeigt, soll im Foyer eines Kulturzentrums aufgestellt werden.
2500 Männer und Frauen

Der Contergan-Skandal war der erste große Arzneimittelskandal in der Geschichte der Bundesrepublik. Das Stolberger Unternehmen Grünenthal hatte 1957 das Schlafmittel Contergan auf den Markt gebracht, nach dessen Einnahme Tausende Frauen missgebildete Kinder bekamen. Im Jahr 1961 wurde das Mittel vom Markt genommen.

In Deutschland leben rund 2500 Männer und Frauen mit Behinderungen durch Contergan. Sie erhalten Rentenzahlungen aus der Contergan-Stiftung des Bundes, an der sich Grünenthal 1970 und 2009 jeweils mit 50 Millionen Euro beteiligte.

quelle
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
Ich weiß ja das wir mit unseren Pressemeldungen immer recht Aktuell sind,aber das ist der erste,der morgen erst rauskommen soll :wink:

Daniel

#29

Beitrag von Daniel » Dienstag 25. Januar 2011, 08:49

Volksfreund DE

Spendenkonto für Contergan-Plastik
Morbach/Stolberg. (iro) Groß war laut Johannes Igel die Resonanz auf die Berichterstattung über die Entscheidung, dass in der Stadt Stolberg bei Aachen eine Contergan-Plastik aufgestellt werden soll. Laut Igel würden viele Menschen gern für den Unterhalt der Skulptur spenden.
In Stolberg ist die Pharma-Firma ansässig, die früher das Schlafmittel hergestellt hatte. Der Hundheimer Igel hatte mit einem Bürgerantrag den Anstoß für das Vorhaben gegeben.

Die Stadt Stolberg hat ein Spendenkonto eingerichtet: Sparkasse Aachen, IBAN-Nr. DE 82390500000001800010, Swift-Code AACSDE33, Verwendungszweck "Spende Contergan-Denkmal".

Quelle

Daniel

#30

Beitrag von Daniel » Dienstag 25. Januar 2011, 13:20

Kölner Stadt Anzeiger

Gesellschaft
Wie geht man mit Behinderten um?

Von Petra Pluwatsch, 25.01.11, 12:42h
Darf man einem Blinden über die Straße helfen? Wie redet man mit einem Gehörlosen? Menschen mit einer Behinderung erzählen, wie sie behandelt werden möchten und was sie nicht mögen.

„Machen Sie es bloß nicht triefig“, sagt Brigitta Rohr. „Dann verklage ich Sie.“ Fröhlich grinst sie mich an. Die 48-Jährige sitzt in einem Rollstuhl, der sich per Knopfdruck hochfahren lässt wie ein Zahnarztsessel. Ihre Arme sind extrem verkürzt, an beiden Händen fehlen die Daumen. Die Beine sind kaum länger als der Unterarm eines Erwachsenen. Der rechte Fuß musste amputiert werden, als Brigitta Rohr zehn Jahre alt war. Mit dem Verlust des Fußes hat sie zu leben gelernt, auch wenn sie den „als vierte Hand prima gebrauchen könnte“.
Brigitta Rohr, im Juli 1962 mit massiven Contergan-Schäden im inzwischen geschlossenen Kölner St.-Anna-Krankenhaus zur Welt gekommen, ist eine von neun Menschen mit Behinderungen, die auf den folgenden Seiten des Magazins zu Wort kommen. Die meisten von ihnen sind Frauen, was keine Absicht ist, sondern vielmehr davon zeugt, dass sie eher als Männer bereit sind, sich mit der eigenen Behinderung auseinanderzusetzen. Freimütig erzählen sie davon, wie es ist, einen Körper zu haben, der anders ist als der der meisten Menschen. Der über einen Sinn weniger verfügt. Der nicht hören, unzureichend sehen oder sich nur mit Mühe bewegen kann. Der durch einen Unfall oder den Kunstfehler von Ärzten ein Gliedmaß eingebüßt hat. Der ungewöhnlich aussieht, weil die Mutter während der Schwangerschaft das Schlafmittel Contergan nahm, welches das Kind schon im Mutterleib schädigte.

Kopf-Barrieren auf beiden Seiten

Und sie erzählen davon, wie es ist, sich mit diesem „anderen“ Körper unter Menschen zu bewegen, die keine offensichtlichen Behinderungen haben. Klappt das Miteinander, oder wird es beherrscht von Unsicherheit, Misstrauen und Vorurteilen? Gibt es - auf beiden Seiten - Barrieren im Kopf, die das Verständnis erschweren? „Der Behinderte weicht von den gesellschaftlichen Erwartungen ab“, schreibt der Soziologe Günther Cloerkes in seinem Buch „Soziologie der Behinderten“. Das schaffe eine „unsichtbare Linie, die Behinderte und Nichtbehinderte voneinander trennt“. Die Folge sind unter anderem Schuldgefühle bei den Nichtbehinderten, eine „Verhaltensunsicherheit mit Vermeidungstendenzen“ und, schlimmstenfalls, die Stigmatisierung der Betroffenen.

Das zu ändern hat sich die 2006 verabschiedete UN-Konvention „über die Rechte von Menschen mit Behinderungen“ vorgenommen. Seit einem Jahr ist sie auch in Deutschland in Kraft. Darin heißt es: „Die Vertragsstaaten verpflichten sich, in der gesamten Gesellschaft das Bewusstsein für Menschen mit Behinderungen zu schärfen.“ Wie bitter das nötig ist - auch das zeigten die Gespräche mit unseren Protagonistinnen und Protagonisten.

Was hilft, was beleidigt?

Eine große Unsicherheit prägt den Umgang zwischen Menschen mit und Menschen ohne Behinderung. Welche Äußerungen beispielsweise verletzen jemanden, der im Rollstuhl sitzt, obwohl - oder gerade weil - die Worte als Ausdruck von Mitleid gemeint sind? Darf man einen Menschen, der nichts sehen kann, über die Straße geleiten, ohne ihn vorher zu fragen? Fragen, die unsere Interviewpartner kundig beantworten.

Die Berichterstatterin, obwohl die Schwester eines gehörlosen Bruders, erfuhr im Verlauf der mehrwöchigen Recherchen am eigenen Leib, welche Berührungsängste gegenüber Menschen mit Behinderungen auch in ihrem Kopf stecken. Da war beispielsweise jene Brigitta Rohr, die so gerne lacht und jede „Triefigkeit“ ablehnt. Die 48-Jährige lebt allein in einer hellen, sonnengelb gestrichenen Zwei-Zimmer-Wohnung am Rande von Köln. Wir treffen uns morgens gegen zehn Uhr bei ihr zu Hause, und sie bietet der Besucherin einen Cappuccino an. „Suchen Sie sich einen Becher aus“, sagt sie und weist mit ihrer kleinen Hand hinauf zum Wandschrank. Dort steht eine Brigade von Kaffeebechern und lädt ein zur freien Auswahl. Doch wohin mit dem Becher? Kann Brigitta Rohr ihn allein festhalten, wenn man ihn ihr reicht? Braucht sie Hilfe, um das kochend heiße Wasser in die Tasse zu gießen, oder schafft sie das alleine? Jede dieser Fragen hätte man Brigitta Rohr ganz unbefangen stellen können - wenn man denn gewusst hätte, dass ein „glotzender Blick“ sie viel mehr verletzt als eine vermeintlich dumme Frage, die aus Unsicherheit resultiert.

„... man hätte das doch wissen müssen!“

Oder Marisa Sommer, 49 Jahre alt, verheiratet, eine Tochter. Begleitet von Schäferhund Paul, einem ausgebildeten Blindenführhund mit klugen Augen, steht sie ein wenig verloren mitten im Büro des Kölner „Blinden- und Sehbehindertenvereins“. Ihr Blick scheint an der Besucherin vorbeizugehen. Sie streckt die rechte Hand vage in den Raum, eine Begrüßung, die seltsam unpersönlich wirkt. Ihr Gesicht ist ernst, mein Begrüßungslächeln bleibt unerwidert. Ist schon jetzt, bevor ein Wort gefallen ist, etwas schiefgelaufen zwischen uns? Zögernd ergreife ich ihre Hand, überrascht von ihrem festen Griff und ihrem spontan aufflammenden Lächeln. „Ich weiß nie, wo genau sich jemand im Raum befindet“, erklärt sie später. „Also kann ich demjenigen auch nicht gezielt die Hand reichen. Und mit der üblichen Mimik und Gestik“ - um Himmels willen, man hätte das doch wissen müssen! - „damit kann ich nun wirklich nichts anfangen.“

Auch Elsbeth Dölz sorgt für Unsicherheit. Der 67-Jährigen fehlt das rechte Bein. Knapp unterhalb der Hüfte wurde es ihr vor acht Jahren amputiert. Seitdem trägt sie eine Prothese; ein elektronisches Knie - 25 000 Euro wert - verleiht ihrem Gang den nötigen Schwung. Jeden Morgen geht sie eine Stunde schwimmen. Sie ist Mitglied im Fitness-Club und demnächst, wenn die Prothese endlich optimal sitzt, will sie wieder aufs Laufband. Sie erzählt gern von ihren Aktivitäten, während nebenan in der Küche eine Hühnerbrühe auf dem Herd köchelt. Es ist gemütlich in ihrer Wohnung. Helle Polster, bunte Kissen. Im Regal stehen kleine Clownsfiguren, auf einem Beistelltisch sitzen zwei dickbäuchige Buddhas.

„Mitleid hilft mir nicht“

Und doch möchte man sagen, dass es einem leidtut. Die Sache mit der verpfuschten Operation und dem Bein, das sie nicht hergeben wollte. Dieser Umzug in einen anderen Stadtteil von Köln, weil sie dort, wo sie ein Leben lang zu Hause war, als Frau mit nur einem Bein nicht akzeptiert wurde. Doch da sagt Elsbeth Dölz zum Glück, dass Mitleid so ziemlich das Letzte ist, was sie abkann. „Mitleid hilft mir nicht. Wächst mir davon ein neues Bein?“

Akzeptiert uns, wie wir sind! Das sagten alle neun Frauen und Männer, mit denen wir sprachen und die wir baten, uns zu sagen, wie wir mit ihnen und ihren Behinderungen umgehen sollen. Entmündigt uns nicht, sondern redet mit uns, wenn ihr etwas über uns wissen möchtet. Helft uns, wenn wir euch darum bitten, statt uns anzustarren wie Exoten, denn nur unsere Hülle ist anders als eure. Vor allem: Behandelt uns so, wie auch ihr behandelt werden wollt. Behandelt uns wie Menschen.

quelle

Gesperrt