***Presseberichte **Juni**2011

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Daniel

***Presseberichte **Juni**2011

#1

Beitrag von Daniel » Freitag 3. Juni 2011, 08:06

Hier findet Ihr Presseberichte vom Juni 2011,
Kommentare könnt Ihr hier (anklicken)
abgeben.

Daniel

#2

Beitrag von Daniel » Freitag 3. Juni 2011, 08:10

Ärzte Zeitung, 03.06.2011



NRW unterstützt Studie über Versorgung von Conterganopfern

Welchen Versorgungsbedarf haben Menschen mit Conterganschädigung? In einer Studie sollen die gesundheitlichen und psychosozialen Lebensumstände der rund 800 Betroffenen ermittelt werden. Ergebnisse sollen in zwei Jahren vorliegen.
Von Ilse Schlingensiepen
DÜSSELDORF. Das Versorgungssystem ist auf die
spezifischen Bedürfnisse von Contergangeschädigten nur unzureichend eingestellt. Das gilt umso mehr mit Blick auf die Spät- und Folgeschäden der Betroffenen, die jetzt um die 50 Jahre alt sind. Um die Entwicklung eines Hilfeangebots zu ermöglichen, hat das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium ein umfangreiches Forschungsprojekt auf den Weg gebracht.
Individuelle Konzepte gehören zur Studie

Die Dr. Becker Klinik Gesellschaft und die Universität Köln werden im Auftrag des Ministeriums die gesundheitlichen und psychosozialen Lebensumstände der rund 800 Contergangeschädigten in Nordrhein-Westfalen erheben.

Als Sitzland des Pharmaunternehmens Grünenthal und Bundesland mit der größten Zahl von Contergan-Opfern sei NRW besonders gefordert, sagte Landesgesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) vor Journalisten in Düsseldorf. "Wir haben als Gesellschaft ein Stück Verantwortung.

Als Landesministerium haben wir die Verantwortung, dass die Versorgung adäquat ist und zwar in einem Maß, wie es in der Vergangenheit nicht der Fall war."

Die Befragung der Betroffenen soll den medizinischen und psychosozialen Versorgungsbedarf der Contergangeschädigten deutlich machen. Eine Stichprobe von rund 200 Personen soll darüber hinaus in der Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik in Nümbrecht ausführlich untersucht und die Teilnehmer befragt werden. "Es geht nicht nur darum, die körperlichen Bedarfe zu ermitteln, sondern es geht auch um die psychosoziale Begleitung", sagte die Ministerin. Die 200 Betroffenen erhalten einen individuellen Therapieplan. Die Studie soll in zwei Jahren abgeschlossen sein.

Das Forschungsvorhaben wird flankiert von einem "Peer-to-Peer" Projekt: Die Teilnehmer werden auf Wunsch begleitet und unterstützt von speziell geschulten Kräften, die selbst Contergan-Opfer sind. Dieser Teil des Projekts wird von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW finanziert.

"Wenn die Betroffenen es wünschen, sind die Peers auch bei der Untersuchung dabei", sagte Udo Herterich, erster Vorsitzender des Interessenverbandes Contergangeschädigter Nordrhein-Westfalen. "Viele sind durch jahrelange Klinikaufenthalte traumatisiert."

Einige medizinische Aspekte der Conterganschädigung seien noch nicht geklärt, sagte Herterich. Das gelte etwa für die zahnmedizinische Versorgung oder den Bereich der Nervenschädigungen. Vielen Ärzten fehle das notwendige Wissen für die Behandlung von Contergangeschädigten. "Wir wollen die Menschen dazu bringen, wieder Vertrauen aufzubauen", sagte er.

"Es ist keine Studie über, sondern für Contergangeschädigte", betonte der Studienleiter Professor Klaus Peters von der Dr. Becker Rhein-Sieg-Klinik. Das Krankenhaus bietet seit dem Jahr 2000 eine spezielle Contergan-Sprechstunde an.

Viele Patienten hätten sich über die Jahre mit den ursprünglichen durch den Wirkstoff Thalidomid verursachten Behinderungen arrangiert. "Erst in den vergangenen Jahren haben wir zunehmend das Problem der Spätschäden", sagte Peters.

In der Contergan-Sprechstunde setze die Klinik auf Abstimmung mit den behandelnden Haus- und Fachärzten. "Wir wollen die bestehenden Strukturen einbeziehen und sehen, was ergänzend zu tun ist." Das sei auch für die Entwicklung eines individuellen Therapiekonzeptes für die 200 Projekt-Teilnehmer geplant. "Es ist nicht vorgesehen, sie bei uns zu hospitalisieren", betonte Peters.
Ministerium will sich bei Bedarf einschalten

Das Gesundheitsministerium wird das Projekt eng begleiten, kündigte Steffens an. Das gelte auch für die Umsetzung der individuellen Behandlungsempfehlungen. "Bei Problemen mit den Kostenträgern werden wir uns einschalten."

Herterich hofft auf ein wichtiges Ergebnis des Forschungsprojekts. "Wir haben den Wunsch, dass die Conterganschädigung als seltene Erkrankung anerkannt wird." Das hätte dann auch Folgen für die Erstattung der Behandlungskosten.

Herterich begrüßte, dass sich die NRW-Landesregierung ihrer sozialen Verantwortung stelle. Es bleibe aber nach wie vor die moralische Verantwortung: "Wir warten auf eine Entschuldigung und eine adäquate Entschädigung."

quelle

Daniel

#3

Beitrag von Daniel » Dienstag 7. Juni 2011, 07:49

Transparenz der Verhandlungen und Einbeziehung aller Conterganopfer-Verbände gefordert!

06.06.11
SozialesSoziales, News



von Contergannetzwerk Deutschland e.V.

Mit Entsetzen mussten wir vom Contergannetzwerk Deutschland e.V. zur Kenntnis nehmen, dass das instransparente Gekungel zwischen dem Bundesverband Contergangeschädigter e.V. und der Firma Grünenthal weitere Fortsetzung findet:

Obwohl die durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend durchführte Urwahl zum Stiftungsrat der Conterganstiftung gezeigt hat, dass ¾ der Contergangeschädigten eben nicht der Vorsitzenden des Bundesverbandes zuneigen, sondern den Vertretern anderer Verbände, werden nach wie vor die alternativen Conterganopfer-Gruppen, wie der BCG (Bund Contergangeschädigter und Grünenthalopfer e.V.), die I.C.T.A. (Internationale Contergan Thalidomid Allianz ) und das Contergannetzwerk Deutschland e.V. von sämtlichen Gesprächen mit der Firma Grünenthal ausgeschlossen.

So haben ausweislich der Presseerklärung des Bundesverbandes vom 04.06.2011 erst kürzlich Gespräche zwischen dem Bundesverband und Grünenthal stattgefunden.

Wir verwahren uns nachhaltig hiergegen!
Die Entschädigung der Conterganopfer ist keine Privatangelegenheit der Vorsitzenden des Bundesverbandes Margit Hudelmaier!

Wir verlangen Transparenz und Einbeziehung aller Conterganopfer-Gruppierungen und aller Contergangeschädigten in Gespräche um eine gerechte Entschädigung!

Wir erklären weiter, dass wir uns von der Höhe der vom Bundesverband geforderten Entschä- digung für die Conterganopfer ausdrücklich und entschieden distanzieren!! Wir halten, so der Vorsitzende des Contergannetzwerkes Deutschland e.V., Christian Stürmer, eine Forderung von 100.000 Euro für Leute ohne Arme und ohne Beine, wie vom Bundesverband vorgebracht, für völlig unzureichend und auch nicht annäherungsweise dem entsprechend, was vergleichbare Geschädigte im normalen Schadensersatzrecht erhalten!

Entgegen der Behauptung in der vorgenannten Presseerklärung vom 04.06.2011 und ausweislich der Stiftungsratswahlen. ist der Bundesverband eben nicht die „offizielle“ Interessenvertretung der Geschädigten und damit nicht befugt, solche Forderungen heimlich und hinter dem Rücken der Geschädigten und der übrigen Verbände in Verhandlungen im Namen der Conterganopfer zu vertreten!

Wir fordern umgehend einen Runden Tisch mit Vertretern der Firma Grünenthal, ferner mit politisch Verantwortlichen und mit allen wesentlichen Conterganopfergruppierungen und zwar transparent - übertragen im Internet!

Contergan – der Skandal setzt sich fort

Wie bekannt, wurde zwischen den Jahren 1957-1961 das Schlaf- und Beruhigungsmittel „Contergan“ durch die Firma Grünenthal vertrieben, wonach weltweit in ca. 10.000 Fällen Missbildungen an den im Mutterleib heranwachsenden Embryonen entstanden.
Alleine in Deutschland gibt es 2.800 erheblich geschädigte Überlebende, hierunter mannigfache Personen ohne Arme, ohne Beine, oder ohne jegliche Gliedmaßen – oft auch mit wei-teren wesentlichen Schäden.

Aufgrund ihrer Behinderung konnten viele Opfer keiner Arbeit nachgehen, was auch dazu führte, dass oft keine, oder nur unzulängliche Rentenansprüche erworben wurden. Zudem stellen sich im zunehmenden Alter schwere Folgeschäden ein, die durch jahrelange Fehlbelastungen entstanden sind.

Der Staat hat „Contergan“ nicht nur - wider besserer Erkenntnis – verspätet vom Markt genommen, sondern steht – selbst in der Verantwortung, weil er sämtliche Ansprüche gegen unseren Schädiger, die Firma Grünenthal, mit § 23 Abs. 1 des Errichtungsgesetzes über die Stiftung, welche die Conterganrenten auszahlt, ausgeschlossen hat.

Nachdem der Staat der Firma Grünenthal ihre Verpflichtungen erlassen hat und an die Stelle von Grünenthal die Conterganstiftung setzte, braucht Grünenthal keinen Cent mehr zu zahlen, weshalb nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BVerfGE 42,263) der Staat selbst in der Pflicht steht. Der Staat aber kommt seinen Pflichten nicht nach:

Contergangeschädigte erhielten bis zum 01.07.2008 je nach Schädigungsgrad monatliche Renten, von höchstens 545 Euro. Indessen avancierte die Eigentümerfamilie von Grünenthal zur dreißig reichsten Familie Deutschlands. die es in den Jahrzehnten nach Stiftungsgründung weder für nötig befand, freiwiliige Zahlungen zu leisten oder sich zu entschuldigen.

Erst der Contergan-Fernsehfilm "Eine einzige Tablette" löste für die Contergangeschädigten eine "kleine Revolution" und Druck auf die Politik und Grünenthal aus. Die Politik "verdoppelte" eilig zum 1.7.2008 die Renten und auch Grünenthal erbrachte eine "Spende" von 50 Mio. Euro.
Während hiernach die Conterganrenten 1116 Euro, wohlgemerkt: im Höchstsatz, also im Schädigungsgrad für Personen ohne Arme und/oder ohne Beine betragen, werden die 50 Millionen aber nicht ausgezahlt, sondern, auf Verlangen von Grünenthal, auf 25 Jahre verteilt, wonach ein Schwerstgeschädigter (z.B. keine Gliedmaßen) hiervon umgerechnet monatlich 300 Euro und Personen ohne Arme oder ohne Beine, mit weiteren wesentlichen Behinderungen, mtl. rd. 191 Euro erhalten. Alleine die Pflegekosten für eine Person, die weder Arme, noch Beine hat, beträgt rd. 12.000 Euro im Monat. Überdies: In Deutschland werden die geringsten Entschädigungen von allen Ländern weltweit gezahlt, die für Thalidomidgeschädigte aus dem damaligen Skandal einstehen.
Dies im Mutterland von Contergan!

Es muss erreicht werden, dass die Conterganopfer eine Entschädigung erhalten, mit der sie, die behinderungsbedingten Beeinträchtigungen ausgleichend, ein selbstbestimmtes Leben zu führen in der Lage sind!

http://www.contergannetzwerk.de




VON: CONTERGANNETZWERK DEUTSCHLAND E.V.
quelle: http://www.scharf-links.de/41.0.html?&t ... 84943ab3a9

Daniel

#4

Beitrag von Daniel » Freitag 10. Juni 2011, 00:40

Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte entscheidet im kommenden Jahr über die Beschwerde deutscher Conterganopfer


09.06.11
von Contergannetzwerk Deutschland e.V.

Wie der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg mitgeteilt hat, wird über die Beschwerde von 11 Conterganopfern aus dem Contergannetzwerk Deutschland e.V. voraussichtlich im Verlaufe des kommenden Jahres entschieden.

Damit, so der Vorsitzende des Contergannetzwerkes Deutschland e.V., Christian Stürmer, sind die ersten Vorprüfungen im Sinne der Beschwerdeführer abgeschlossen.

Hintergrund des Verfahrens ist, dass der deutsche Staat sämtliche Ansprüche der Contergan- opfer gegen die Schädigungsfirma Grünenthal per Gesetz aufgehoben hat und seine hieraus folgenden Haftungsverpflichtungen nur völlig unzureichend erfüllt.

So erhielten schwerstgeschädigte Conterganopfer, also Personen ohne Arme und/oder ohne Beine bis zum 01.07.2008 eine monatliche Rente in Höhe von 545 Euro. Dieser Betrag wurde aufgrund der Wirkungen des Fernsehfilms „Eine einzige Tablette“ zwar auf nunmehr 1.116 Euro erhöht – ein selbstbestimmtes Leben ist hiermit allerdings auch nicht möglich.

„Weder ist bisher Verdienstausfall, ein Ausgleich für die Altersrente, oder ein angemessenes Schmerzensgeld gezahlt worden, noch ist unsere adäquate ärztliche Behandlung, oder unsere Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln sichergestellt“, so Christian Stürmer, der weiter erläutert: „So gibt es zum Beispiel nicht nur Probleme bei Kostenübernahmen von Rollstühlen, Anzieh- harken, Hilfsmittel für Toilettengänge, sondern selbst bei der Zahnversorgung. In einem Fall wurde die Zahlung der Implantate durch die zuständige Krankenkasse bei einem in den oberen Extremitäten schwer betroffenen Contergangeschädigten verweigert, der sich selbst lose Ge- bisseinheiten nicht einsetzen oder herausnehmen kann. Das System ist halt nicht auf die spe- zifischen Bedürfnisse eingestellt und der Gesetzgeber macht keinerlei Anstalten dies zu än- dern.“ Nachdem unsere Verfassungsbeschwerde im letzten Jahr gescheitert ist, so Christian Stürmer abschließend, bleibt unsere einzige Hoffnung Europa. Nach den jüngsten Entwicklungen steigt unsere Hoffnung, doch noch einwenig Gerechtigkeit zu bekommen.

Vielleicht besinnt sich im Zuge des Verfahrens auch die deutsche Politik!

Contergan – der Skandal setzt sich fort!

Wie bekannt, wurde zwischen den Jahren 1957-1961 das Schlaf- und Beruhigungsmittel „Contergan“ durch die Firma Grünenthal vertrieben, wonach weltweit in ca. 10.000 Fällen Missbildungen an den im Mutterleib heranwachsenden Embryonen entstanden.

Alleine in Deutschland gibt es 2.800 erheblich geschädigte Überlebende, hierunter mannigfache Personen ohne Arme, ohne Beine, oder ohne jegliche Gliedmaßen – oft auch mit weiteren wesentlichen Schäden.

Aufgrund ihrer Behinderung konnten viele Opfer keiner Arbeit nachgehen, was auch dazu führte, dass oft keine, oder nur unzulängliche Rentenansprüche erworben wurden. Zudem stellen sich im zunehmenden Alter schwere Folgeschäden ein, die durch jahrelange Fehlbelastungen entstanden sind.

Der Staat hat „Contergan“ nicht nur - wider besserer Erkenntnis – verspätet vom Markt genommen, sondern steht – selbst in der Verantwortung, weil er sämtliche Ansprüche gegen unseren Schädiger, die Firma Grünenthal, mit § 23 Abs. 1 des Errichtungsgesetzes über die Stiftung, welche die Conterganrenten auszahlt, ausgeschlossen hat.

Nachdem der Staat der Firma Grünenthal ihre Verpflichtungen erlassen hat und an die Stelle von Grünenthal die Conterganstiftung setzte, braucht Grünenthal keinen Cent mehr zu zahlen, weshalb nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts (BVerfGE 42,263) der Staat selbst in der Pflicht steht. Der Staat aber kommt seinen Pflichten nicht nach:

Contergangeschädigte erhielten bis zum 01.07.2008 je nach Schädigungsgrad monatliche Renten, von höchstens 545 Euro. Indessen avancierte die Eigentümerfamilie von Grünenthal zur dreißig reichsten Familie Deutschlands. die es in den Jahrzehnten nach Stiftungsgründung weder für nötig befand, freiwiliige Zahlungen zu leisten oder sich zu entschuldigen. Erst der Contergan-Fernsehfilm "Eine einzige Tablette" löste für die Contergangeschädigten eine "klei- ne Revolution" und Druck auf die Politik und Grünenthal aus. Die Politik "verdoppelte" eilig zum 1.7.2008 die Renten und auch Grünenthal erbrachte eine "Spende" von 50 Mio. Euro. Wäh- rend hiernach die Conterganrenten 1116 Euro, wohlgemerkt: im Höchstsatz, also im Schädi- gungsgrad für Personen ohne Arme und/oder ohne Beine betragen, werden die 50 Millionen aber nicht ausgezahlt, sondern, auf Verlangen von Grünenthal, auf 25 Jahre verteilt, wonach ein Schwerstgeschädigter (z.B. keine Gliedmaßen) hiervon umgerechnet monatlich 300 Euro und Personen ohne Arme oder ohne Beine, mit weiteren wesentlichen Behinderungen, mtl. rd. 191 Euro erhalten. Alleine die Pflegekosten für eine Person, die weder Arme, noch Beine hat, beträgt rd. 12.000 Euro im Monat. Überdies: In Deutschland werden die geringsten Entschädi- gungen von allen Ländern weltweit gezahlt, die für Thalidomidgeschädigte aus dem damaligen Skandal einstehen. Dies im Mutterland von Contergan!

Es muss erreicht werden, dass die Conterganopfer eine Entschädigung erhalten, mit der sie, die behinderungsbedingten Beeinträchtigungen ausgleichend, ein selbstbestimmtes Leben zu führen in der Lage sind!

http://www.contergannetzwerk.de



VON: CONTERGANNETZWERK DEUTSCHLAND E.V.

quelle: http://www.scharf-links.de/41.0.html?&t ... 61f8a1efd3

Daniel

#5

Beitrag von Daniel » Dienstag 14. Juni 2011, 21:03

14.06.2011 - 16:46
Erleichterungen für behinderte Bahnreisende

Berlin (kobinet) Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung begrüßte heute Erleichterungen für 1,4 Millionen bahnreisende Menschen mit Behinderungen. Der von Deutscher Bahn AG und Bundesministerium für Arbeit und Soziales geplante Wegfall der sogenannten „50-km-Regelung“ bedeutet für behinderte Bahnreisende, zukünftig alle Züge des Nahverkehrs in ganz Deutschland mit ihrem Schwerbehindertenausweis und dem dazugehörigen Beiblatt mit Wertmarke nutzen zu können.

Die derzeit noch geltende Regelung beschränkt sich auf Nahverkehrszüge in einen Umkreis von 50 Kilometern um den Wohnort des behinderten Menschen und in sogenannten „Verkehrsverbünden“ sowie auf einige weitere öffentliche Verkehrsmittel.

„Die vorgesehene Neuregelung wird Erleichterungen für 1,4 Millionen Menschen mit Behinderungen bringen. Bisher mussten behinderte Bahnreisende Zusatztickets kaufen, um alle Nahverkehrszüge mit ihrem Beiblatt mit Wertmarke nutzen zu können“, betonte der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange behinderter Menschen, Hubert Hüppe. Noch Ende letzten Jahres hatte der Behindertenbeauftragte in einem Gespräch mit Bahn-Chef Dr. Rüdiger Grube für eine Änderung der bisherigen Regelung geworben.

„Ich begrüße sehr, dass die Deutsche Bahn AG die geplante Neuregelung auf den 1. September vorziehen will“, so Hüppe. Mit dem Wegfall der „50-km-Regelung“ wird auch das Streckenverzeichnis entfallen, auf dem die derzeitigen eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten des Beiblatts mit Wertmarke vermerkt sind und das bei Bahnreisen derzeit noch mitgeführt werden muss.

„Menschen mit Behinderungen kämpfen täglich mit bürokratischen Hürden. Da ist jeder mitzuführende Zettel weniger zu begrüßen“, meint Hüppe. Wichtig sei nun, die Anstrengungen für einen barrierefreien öffentlichen Personennahverkehr zu verstärken, damit Menschen mit Behinderungen die neue Regelung auch tatsächlich nutzen können. sch

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Daniel

#6

Beitrag von Daniel » Donnerstag 16. Juni 2011, 13:16

Das ehemalige Bundesamt für Zivildienst in Köln
Das Amt, die Zivis und die Zukunft

Ärger mit den Trägern, Sorge um zu wenig Freiwillige und dann auch noch ein unaussprechlicher neuer Name. Helga Roesgen, die Präsidentin des Ex-Bundesamtes für Zivildienst hat zu tun. Mit WDR.de sprach sie über BAFzA und andere Abkürzungen.
"Bundesamt für Zivildienst, 50964 Köln". An diese Adresse gingen bisher die Briefe von Hunderttausenden Männern aus ganz Deutschland, die darin begründeten, warum sie den Kriegsdienst verweigern wollten. Das Amt prüfte, hakte ab, fragte nach und verschickte die ersehnte Antwort: Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer - oder auch nicht. Ab dem 1. Juli gibt es keinen Zivildienst in Deutschland mehr, statt um Zivis kümmern sich die rund 1.000 Mitarbeiter nun um die Freiwilligen im Bundesfreiwilligendienst. WDR.de sprach mit Helga Roesgen, der Präsidentin des ehemaligen Bundesamtes für Zivildienst, das neuerdings "Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben" heißt.

WDR.de: Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben. Haben Sie sich diesen handlichen Titel ausgedacht?

Helga Roesgen: Nein. Das stand so im Gesetzentwurf, und das Parlament hat das so übernommen. Machen Sie bitte die Abgeordneten dafür verantwortlich. Ich kann damit leben. Ich kann auch mit meinem persönlichen Namen seit 58 Jahren leben, obwohl ich ihn nie gut fand. Man gewöhnt sich aber dran: Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben. War doch schon gut, oder?

WDR.de: Ja. Eine Abkürzung gibt es noch nicht?

Roesgen: Doch: BAFzA.

WDR.de: Welche Folgen hat das Ende des Zivildienstes noch für Ihre Behörde? Es gibt heute weniger Freiwillige, als es früher Zivis gab - bedeutet das auch weniger Personal?

Roesgen: Wir werden sicherlich vom Finanzminister sogenannte KW-Stellen bekommen. KW heißt: Kann wegfallen. Und wir müssen auch Stellen abbauen, davon gehe ich aus. Wie viele, weiß ich noch nicht genau. Abgesehen davon werden wir im Bundesamt aber künftig auch neue Inhalte übernehmen können, die das Ministerium, unsere übergeordnete Behörde, früher ausgelagert hat. Wir haben hier sehr kompetentes Personal, das sind hoch qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - geeignet für sehr viele Aufgaben im Öffentlichen Dienst.

WDR.de: Zum Beispiel?

Roesgen: Unser Haus hat zum Beispiel schon die Contergan-Stiftung übernommen. Auch die Regiestelle für das Extremistenprogramm der Bundesregierung ist jetzt bei uns angesiedelt.

WDR.de: Früher kamen die Zivis von allein, heute müssen Sie um Freiwillige werben. Wie erleben Sie diese Umstellung von Planwirtschaft zu Marktwirtschaft?
Roesgen: Ich war sowieso schon immer die Auffassung, dass wir als moderne Behörde dienstleistungsorientiert arbeiten müssen. In meinen Augen waren auch Zivildienstleistende als unsere Kunden anzusehen. So gesehen ist die Umstellung für unsere Mitarbeiter im Haus nicht weiter schwierig. Freiwillige sind auch Kunden. Wir wollen eine Hilfestellung leisten für Menschen, die ein gesellschaftliches Engagement erbringen. Damit sie es unter möglichst einheitlichen Voraussetzungen erbringen können und dabei ordentlich betreut werden. Das ist unser Anspruch.

WDR.de: Trotzdem haben einige Träger Bedenken, wie diese Zusammenarbeit funktionieren soll.

Roesgen: Alle, die zu uns noch nie Berührungspunkte hatten und die jetzt ein bisschen Sorge hatten, es würde zu bürokratisch. Was ich gar nicht sehe. Ich bin fest davon überzeugt, wenn wir die ersten zwei, drei Monate gut zusammengearbeitet haben und der Dienst angelaufen ist, dass sich überhaupt keine Ressentiments mehr gegen uns erheben.

WDR.de: Wie ist heute, zwei Wochen vor Einführung des BFD, die Stimmung bei den Trägern?

Roesgen: Ich nehme sie nicht als negativ wahr. Natürlich, es gibt eine Umstellung, das ist klar. Es ist schwieriger, an Freiwillige heranzukommen, da muss man sich mehr bemühen. Aber es ist jetzt keine Tendenz da, dass jemand sagt: Es klappt nicht. Natürlich gibt es Institutionen, die sagen: Wir müssen mal sehen, wie wir ohne Zivildienstleistende klarkommen. Ich denke, wir müssen uns eine Chance geben, das abzuwarten.

WDR.de: Es hat in den letzten Wochen noch einige Unsicherheiten gegeben, zum Beispiel die Frage, ob BFDler Kindergeld bekommen. Ist jetzt alles geklärt?

Roesgen: Diese Fragen werden sich jetzt relativieren. Es wird auch für den Bundesfreiwilligendienst Kindergeld geben, genauso wie beim Freiwilligen Sozialen oder Ökologischen Jahr. Zusätzlich wird es vom Bundesamt einen Zuschuss für Taschengeld und Sozialversicherung geben, der sich irgendwo zwischen zwei- und dreihundert Euro bewegen wird.

WDR.de: Ziel der Bundesregierung ist es, insgesamt 70.000 Freiwillige für FSJ, FÖJ und BFD zu gewinnen. Ist das realistisch?

Roesgen: Dazu müssen wir berücksichtigen, dass wir ein Sommerloch haben - das gab es auch schon im Zivildienst. Die Schulabgänger werden jetzt erst langsam fertig, die Schüler haben nicht einmal ihre Abiturzeugnisse. Die denken jetzt nicht daran: Was mache ich danach? Bei den Zivildienstleistenden ist diese Überlegung manchmal etwas früher gekommen, weil die ihren Einberufungsbescheid bekommen haben. Dann mussten sie sich kümmern. Jetzt muss sich noch niemand kümmern. Ich denke, das verschiebt sich ein bisschen.

WDR.de: Für den Herbst sind Sie also optimistisch?

Roesgen: Ich glaube, wenn die ihr Abi haben und Luft geholt haben und die Abibälle vorbei sind, dass wir dann eher noch mal über Zahlen sprechen sollten.

Das Interview führte Silke Wortel.
quelle
Einen Dank an @Maren für den Link.

Daniel

#7

Beitrag von Daniel » Donnerstag 16. Juni 2011, 13:22

Hier eine Übersetzung eines Artikels aus einer Spanischen Zeitung/Webseite.

Die Vereinigung der Opfer des Thalidomid in Spanien (Avita) präsentieren am nächsten Montag, 20. Juni. einen Antrag auf Schlichtung gegen Grünenthal Pharma und UCB Pharma, behauptete insgesamt 155.950.000 € im Namen von den 184 beteiligten Partnern.
Berichten von Mittwoch zufolge heißt es, dass Association, die Nachfrage um 12.00 Uhr wurde in das Register der Gerichte von der Plaza de Castilla in Madrid vorgestellt. Avita erinnert daran, dass das Problem mit dem Apotheken zurückverfolgt wird nach 1957, als ein Medikament auf dem Markt kam , welches gegen die Übelkeit und Erbrechen von schwangeren Frauen war, Geburtsschäden bei Föten, jetzt Erwachsenen verursacht.
Dies erkärt, Avitus, zwang die beiden Unternehmen auf das Medikamt, dessen Wirkstoff Thalidomid wurde 1961 in Deutschland zurückgenommen. Allerdings setzt die Gruppe, in Spanien das Produkt weiter zu verkaufen "mehrere Jahre". Das Land, wo das Problem geboren war, Deutschland, vor über 40 Jahren einer Studie, in der Schuld Grünenthal und Vernachlässigung auf diese Tatsachen, die auch dazu diente, deutschen Kindern in 1970 bis 110.000.000 D-Mark anzubieten, um das Leiden zu kompensieren und mehr Rente zu zahlen.
In Spanien war die Existens der Betroffenen bis zum letzten Jahr nicht offiziell bestätigt, als ein Dekret genehmigte, um Hilfe zu regulieren.
Vor kurzem hat Grünenthal AVITE die Summe von 120.000€ angeboten als Schadensersatz für alle, nicht für jeden einzelnen , der in über 50 Jahre in Vergessenheit geraten ist.
Der Verein hat den Zuschlag als "unzureichend" abgelehnt und bat im Gegenzug um insgesamt 155.950.000 €, je nach der Anzahl der betroffenen Menschen, ihrer Behinderung und die Mengen, mit denen sie andere in der Welt kompensiert haben.




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Information
Diese Mail wurde von http://www.contergan-sh.de über den Newsletter verteilt.
Weiterleitung dieser Mail ist nur erlaubt, wenn diese Fußdaten mit übermittelt werden.
© http://www.contergan-sh.de
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Für die Übersetzung übernehmen wir keine Gewähr auf Richtigkeit!

Quelle und Text in Spanisch

Daniel

#8

Beitrag von Daniel » Donnerstag 16. Juni 2011, 20:23

kobinet-nachrichten 16.06.2011 - 11:23
URL: http://www.kobinet-nachrichten.org
Theresia Degener kritisiert deutschen Aktionsplan

Köln (kobinet) Theresia Degener hat den deutschen Aktionsplan kritisiert. Die Juristin sitzt bei den Vereinten Nationen in dem Ausschuss, der die Umsetzung der UNO-Behindertenrechtskonvention prüft. Der gestern vorgestellte deutsche nationale Aktionsplan enthalte zu wenig Ziele, monierte Degener in einem heute gesendeten Interview mit dem Deutschlandfunk. Deutschland liege bei der Integration Behinderter weit zurück.

Die Professorin an der Evangelischen Fachhochschule in Bochum, die als Expertin an der Ausarbeitung der Menschenrechtskonvention beteiligt war, sagte auf die Frage, ob das mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein sei, was die Bundesregierung jetzt unternehme: "Es ist ein Anfang, das hat die Ministerin selbst gesagt, aber es ist noch nicht ein nationaler Aktionsplan, wie man ihn sich wünscht."

Ein nationaler Aktionsplan müsse konkrete Fern- und Nahziele benennen, er müsse sagen, welche konkreten Maßnahmen und Förderprogramme die Nah- und Fernziele umsetzen sollen, es müssten klare zeitliche Fristen benannt werden und es müsse auch ein sogenanntes Monitoring-System eingerichtet werden.

"All das finden wir in dem nationalen Aktionsplan, der jetzt heute erst mal vorgelegt wurde, nicht, der gleichwohl - das muss man deutlich sagen - zu begrüßen ist, denn dass sich die Bundesregierung um einen nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der Behindertenrechtskonvention bemüht, zeigt deutlich, dass sie der Behindertenrechtskonvention einen hohen Stellenwert einräumt. Das ist zu begrüßen, es entspricht auch der Rolle, die die Bundesregierung bei der Erarbeitung der Behindertenrechtskonvention gespielt hat. Den Prozess durfte ich begleiten und da kann man sagen hat Deutschland eine rühmliche Rolle eingenommen. Und jetzt ist eben der schwierige Prozess der Umsetzung der Behindertenrechtskonvention gestartet", sagte Degener.

"Es gibt eine Reihe von Zielen, die verschiedene Behindertenverbände und Experten vorgelegt haben. Allen voran muss man immer darüber nachdenken, müssen die Gesetze, die nationalen Gesetze verändert werden. Da liegen inzwischen verschiedene juristische Gutachten vor, die alle der Meinung sind, es gibt eine ganze Anzahl von Gesetzen, die in Deutschland verändert werden müssten, um die Behindertenrechtskonvention umzusetzen, angefangen bei den Schulgesetzen - das ist natürlich Ländersache -, aber auch über die Sozialgesetze, die Diskriminierungs-, Antidiskriminierungsgesetze, die wir haben, das Strafrecht, das Betreuungsrecht. Es gibt sehr, sehr viele Gesetze, die nun auf den Prüfstand gestellt werden müssen, und da ist es schon etwas enttäuschend, dass der nationale Aktionsplan hier nur sehr, sehr wenig Ziele setzt. Ich glaube, etwa fünf Prozent der vorgeschlagenen Maßnahmen beschäftigen sich nur mit den legislativen Reformbestrebungen", stellte die Juristin fest.

"Alle Staaten, die diese Behindertenrechtskonvention, wie Deutschland, ratifiziert haben, müssen zwei Jahre nach Ratifikation einen sogenannten Staatenbericht an den Ausschuss in Genf vorlegen, in dem ich übrigens selbst auch als Expertin sitze. Deutschland muss einen entsprechenden Staatenbericht vorlegen, der nationale Aktionsplan wird sicherlich Teil des Staatenberichtes sein, und dieser Ausschuss wird dann diesen Staatenbericht begutachten und mit der Bundesregierung in einen konstruktiven Dialog darüber treten, ob dieser Staatenbericht den Anforderungen der Behindertenrechtskonvention genügt oder nicht", so Degener. sch

quelle

Einen Dank an @ Weissnix,für den Hinweis auf diesen Beitrag.

Daniel

#9

Beitrag von Daniel » Sonntag 19. Juni 2011, 08:41

Pharmakonzern Grünenthal will Contergan-Opfern unkompliziert helfen
Jürgen Salz (Düsseldorf)
18.06.2011

„Wir haben entschieden, künftig die Härtefälle unter den Betroffenen unkompliziert zu unterstützen, wenn diese akuten Bedarf haben, für den die Sozialkassen nicht zahlen“, sagte Vorstandschef Harald Stock der WirtschaftsWoche. „Contergan-Geschädigte, besonders die Vierfachgeschädigten an Armen und Beinen, die akute Unterstützung an Sachleistungen benötigen, können sich an uns wenden. Über die Vergabe entscheidet dann ein Team, dem auch ich angehöre. Wir sind startklar, das Geld für Projekte und Härtefälle liegt bereit. Über eine konkrete Summe ist dabei noch nicht entschieden.“

Stock hat zudem die Opfer-Vertreter eingeladen, sich an der Projektgruppe zu beteiligen. „Ich würde sehr begrüßen, wenn auch Contergan-Betroffene unserem internen Team mit Rat zur Seite stünden.“

Zugleich kündigte Stock an, dass Grünenthal seine zuletzt gesunkenen Margen steigern wolle: „Da wir unser Portfolio verschlankt und Strukturen vereinfacht haben, erzielen wir Effizienzgewinne. In den kommenden Jahren werden wir jeweils Gewinnmargen vor Steuern zwischen 10 und 20 Prozent erzielen.“ 2010 lag die Gewinnmarge bei neun Prozent vom Umsatz. Stock kündigte auch einen deutlichen Umsatzanstieg an. „2015 wollen wir 1,5 Milliarden Euro statt 910 Millionen im Jahr 2010 erreichen.“
quelle

Für diesen Beitrag wurde im Forum ein eigener Diskusionthread erstellt,den Thread findet Ihr hier anklicken.

Daniel

#10

Beitrag von Daniel » Montag 20. Juni 2011, 08:01

Contergan: Grünenthal will für Härtefälle Geld bereitstellen

(dpa) | 19.06.2011, 22:13

Aachen/Düsseldorf. Der Arzneimittelhersteller Grünenthal hat neue Hilfen für besonders stark betroffene Contergan-Opfer angekündigt. Der «Wirtschaftswoche» sagte der Grünenthal-Vorstandschef Harald Stock, das Unternehmen wolle «Härtefälle unter den Betroffenen» unterstützen.
Die Vorsitzende des Bundesverbandes Contergangeschädigter, Margit Hudelmaier, kritisierte den Vorschlag als «Werbeaktion» des Unternehmens. «Contergan-Geschädigte, besonders die Vierfachgeschädigten an Armen und Beinen, die Unterstützung benötigen, können sich an uns wenden», sagte Stock.

Das Unternehmen wolle für Sachleistungen einspringen, die die Sozialkassen nicht übernehmen. Geld für Projekte und Härtefälle liege bereit. Eine konkrete Summe nannte der Grünenthal-Chef nicht. Über die Vergabe der Hilfen soll nach den Plänen des Unternehmens ein Team entscheiden, zu dem auch Opfer-Vertreter eingeladen werden sollen.

Grünenthal war am Wochenende zu einer Stellungnahme nicht zu erreichen.

quelle

Für diesen Beitrag wurde im Forum ein eigener Diskusionthread erstellt,den Thread findet Ihr hier anklicken.

Daniel

#11

Beitrag von Daniel » Montag 20. Juni 2011, 08:49

Contergan – der lange Kampf der Opfer

Vor fast 50 Jahren wurde das Schmerzmittel Contergan vom Markt genommen. Es steht für das Leid von tausenden Menschen. Aus den behinderten Kindern mit verstümmelten oder fehlenden Gliedmaßen sind jetzt Erwachsene geworden, um die 50 Jahre alt. Mehr als die Primärbehinderungen machen ihnen nun die Folgeschäden zu schaffen: kaputte Gelenke, Zahnschäden, Hüfterkrankungen wegen der dauernden Überbelastung. Jetzt hat das Land NRW eine Studie in Auftrag gegeben, die erstmals die Folgeschäden systematisch erfassen soll. Die Contergan-Geschädigten hoffen mit den Ergebnissen der Studie eine bessere Verhandlungsgrundlage mit dem Bund und dem Contergan-Hersteller Grünenthal zu haben. Denn die Entschädigungen reichen nicht aus, davon können die Betroffenen noch nicht mal ihre Pflege bezahlen.

Die einfachsten Dinge sind Schwerstarbeit für Brigitte Rohr. Sie ist vierfach Contergan-geschädigt, an beiden Beinen und beiden Armen. Da sie allein lebt, muss sie das meiste selbst schaffen. Jetzt ist sie 50, von Jahr zu Jahr fällt ihr das schwerer, erzählt sie. "Früher als Jugendliche, Teenager, so mit 25 – da habe ich Sachen gekonnt, besser gekonnt. Ich merke, dass es jetzt sehr eingeschränkt ist und es wird auch immer eingeschränkter, denn mein Körper ist nicht nur 50, sondern 100 Jahre alt."
Eine einzige Tablette

Schmerzmittel Contergan. Seit 1957 wurde es vertrieben, von der Firma Grünenthal in Stollberg. Angeblich ein harmloses Mittel. Tatsächlich aber Gift für Schwangere. Trotz vieler Warnungen nahm Grünenthal es erst 1961 vom Markt. Zu spät für ihre Mutter. Brigitte Rohr kam – wie viele andere Kinder in dieser Zeit – schwer behindert zur Welt. Sie musste die ersten 15 Lebensjahre in Krankenhäusern verbringen.
Immer stärker auf Pflege angewiesen

Jetzt ist sie immer stärker auf Pflege angewiesen. Morgens und abends kommt eine Krankenschwester, aber nur für je eine halbe Stunde – für mehr reicht das Geld der Pflegestufe zwei nicht. Dabei bräuchte sie die Schwester rund um die Uhr. "Wenn ich auf die Toilette muss, dann stellt sie sich hinter mich, weil ich Anlauf nehmen muss, um überhaupt hoch zu kommen, dann muss ich das Bein hochheben und dann bin ich oben. Dann muss sie mir die Hose runterziehen und ich setze mich auf die Toilette."
Überbeanspruchung bestimmter Körperteile

Wenn die Krankenschwester weg ist, muss Brigitte Rohr für jeden Toilettengang Nachbarn rufen – diese Abhängigkeit muss sie genauso akzeptieren wie die ständigen Schmerzen. Jeden Tag Tabletten, sonst könnte sie nicht dreimal die Woche als Sachbearbeiterin in einem Verlag arbeiten. Die Überbeanspruchung bestimmter Körperteile hat ihren Preis, sagt Brigitte Rohr. "Meine Folgeschäden sind das Knie durch die ständigen Belastungen, wenn ich irgendwo raufklettern möchte, egal ob das die Toilette, die Couch, das Bett oder der Rollstuhl ist. Außerdem ist die linke Hüfte betroffen, weil ich ja nur ein Bein bewegen kann, das rechte ist wegen der Amputation meines Fußes zu kurz. Weitere Beschwerden machen meine rechte Schulter, das Handgelenk und die Finger."
Folgeschäden treten in den Vordergrund

Prof. Dr. Peters, Orthopäde in Nümbrecht, soll jetzt zusammen mit der Uniklinik Köln die körperlichen und seelischen Folgeschäden erstmals genau untersuchen und systematisch erfassen. Den Auftrag für diese Studie hat das Land gegeben, erzählt er. "Die Folgeschäden treten zunehmend mehr in den Vordergrund. Das nimmt in den letzten vier bis fünf Jahren kontinuierlich zu. Und damit ist auch ein erhöhter Behandlungsbedarf für die Patienten gegeben, die in früherer Zeit sozial gut eingebunden und vielfach ärztliche Hilfe gar nicht gebraucht haben oder gar nicht zum Arzt gegangen sind."
Nicht nur aus medizinischer Sicht wichtig
Besuch von Udo Herterich vom Interessenverband Contergan-Geschädigter. Er will Brigitte Rohr über die Studie informieren, Hilfe bei Arztbesuchen anbieten und erklären, warum die Studie nicht nur aus medizinischer Sicht wichtig werden könnte. "Wir erhoffen uns, dass wir gegenüber der Bundesregierung und der Firma Grünenthal mit diesen Ergebnissen konkrete Forderungen stellen und diese auch belegen und untermauern können, ganz klar", sagt der Vorsitzende des Interessenverbandes Contergan-Geschädigter NRW.
Zahlungen von Grünenthal

Denn Grünenthal, sagen die Betroffenen, habe bislang viel zu wenig in die Contergan-Stiftung eingezahlt. Nach einem Prozess 1970 waren es einmalig 100 Millionen Mark. Damit erloschen alle weiteren Schadenersatzansprüche. Das Geld war bald aufgebraucht. Der Bund muss seitdem allein für die Entschädigungen aufkommen. Auf Druck der Öffentlichkeit gab Grünenthal 2009 noch mal 50 Millionen Euro. Zu wenig für einen Konzern mit 900 Millionen Euro Jahresumsatz, meinen die Opfer. Über ihre neuen Forderungen will Grünenthal nicht mit Westpol sprechen. Für Udo Herterich ist Grünenthal der Schädiger. "Die Firma muss uns ein Leben ermöglichen, so dass wir selbstbestimmt und in Würde alt werden und uns die Hilfe wirklich einkaufen können. Das Leid können sie nicht wieder gut machen, aber sie können sich bei den Betroffenen entschuldigen und sie können wirklich den finanziellen Beitrag dazu leisten, dass wir dieses Leben mit Assistenz und Pflege absichern können."
1.100 Euro monatlich
Brigitte Rohr erhält wegen ihrer schweren Behinderung die höchste Entschädigung: rund 1.100 Euro monatlich – in England und Italien bekommen Contergan-Opfer vier- bis fünfmal so viel. Von dem Geld muss sie vor allem Hilfe bezahlen, im Haushalt, bei der Pflege. Sie würde gern mehr als drei Tage arbeiten, aber ihre Behinderung lässt das nicht zu. So hat sie nicht einmal Geld für zusätzliche Massagen, die sie dringend bräuchte. Im Urlaub war sie das letzte Mal vor über 20 Jahren. Grünenthal – für sie ein schwieriges Thema: "Ich habe sie gehasst. Das hat sich relativiert. Das ist zeitaufwändig, die Kraft brauche ich für mich. Ich hätte mir nur sehr, sehr gewünscht, dass Grünenthal sich auf die Fahne geschrieben hätte: Wir kümmern uns um Euch, so lange ihr lebt."

Doch all die Jahre seit ihrer Kindheit haben sie und die anderen Contergan-Opfer kaum Hilfe bekommen. Vielleicht – so hofft sie – kommt durch die Studie Bewegung in die Sache. Doch so richtig daran glauben kann sie nicht.

Quelle und Video

Um es etwas komplizierter zu machen,zu diesem Presseberich die Kommentare bitte hier (klick mich) einstellen.

Daniel

#12

Beitrag von Daniel » Montag 20. Juni 2011, 14:13

ARZNEIMITTELSKANDAL
Neuer Streit um Contergan-Hilfe

Berlin - Der Pharmakonzern Grünenthal hat neue Hilfen für besonders stark betroffene Contergan-Opfer angekündigt. Der „Wirtschaftswoche“ sagte der Grünenthal-Vorstandschef Dr. Harald Stock, das Unternehmen wolle „Härtefälle unter den Betroffenen“ unterstützen. Die Vorsitzende des Bundesverbandes Contergangeschädigter, Margit Hudelmaier, kritisierte den Vorschlag als „Werbeaktion“ des Unternehmens.

„Contergan-Geschädigte, besonders die Vierfachgeschädigten an Armen und Beinen, die Unterstützung benötigen, können sich an uns wenden“, sagte Stock. Das Unternehmen wolle für Sachleistungen einspringen, die die Sozialkassen nicht übernehmen. Geld für Projekte und Härtefälle liege bereit, sagte Stock.

Eine konkrete Summe nannte der Grünenthal-Chef in der „Wirtschaftswoche“ nicht. Über die Vergabe der Hilfen soll nach den Plänen des Unternehmens ein Team entscheiden, zu dem auch Opfer-Vertreter eingeladen werden sollen. Die Vorsitzende des Betroffenenverbandes sagte, es sei eine Zumutung, dass die Geschädigten ihren Bedarf gegenüber dem „Schädiger“ nachweisen sollten.

Der Contergan-Hersteller Grünenthal hatte in den 1960er Jahren rund 100 Millionen Mark zugunsten der Opfer in eine Stiftung einbezahlt. Im Gegenzug verzichteten die Eltern der Contergan-Opfer auf weitere Schadenersatzansprüche. 2008 versprach der Konzern noch einmal eine „Sonderzahlung“ über 50 Millionen Euro in die Stiftung.

dpa, Montag, 20. Juni 2011, 12:35 Uhr

quelle

Daniel

#13

Beitrag von Daniel » Mittwoch 22. Juni 2011, 07:56

Zum geplanten Gnadenakt der Firma Grünenthal gegenüber seinen Opfern

21.06.11

von Conterganaufbruch

Dr. Harald F. Stock, CEO der Grünenthal Gruppe, ließ am 18.06.2011 über die Presse gegenüber den seit 50 Jahren noch nicht einmal im Ansatz gerecht entschädigten Opfern der Firma Grünenthal verlauten: „Wir haben entschieden, künftig die Härtefälle unter den Betroffenen unkompliziert zu unterstützen, wenn diese akuten Bedarf haben, für den die Sozialkassen nicht zahlen“, sagte Vorstandschef Harald Stock der WirtschaftsWoche.
„Contergan-Geschädigte, besonders die Vierfachgeschädigten an Armen und Beinen, die akute Unterstützung an Sachleistungen benötigen, können sich an uns wenden. Über die Vergabe entscheidet dann ein Team, dem auch ich angehöre. Wir sind startklar, das Geld für Projekte und Härtefälle liegt bereit. Über eine konkrete Summe ist dabei noch nicht entschieden.
Stock hat zudem die Opfer-Vertreter eingeladen, sich an der Projektgruppe zu beteiligen. „Ich würde sehr begrüßen, wenn auch Contergan-Betroffene unserem internen Team mit Rat zur Seite stünden.“

Ich bin über diese "Ankündigung" doch sehr überrascht !

Zum einen darüber, dass "diese Idee" offensichtlich ohne irgendeine Sachkenntnis der Situation Betroffener und somit ohne vorherige Gespräche mit diesen entstanden sein muß, das Volumen entgegen der genaueren Bezifferung der angestrebten Gewinne, nicht ansatzweise beziffert wurde und zu guter Letzt der Vorschlag insgesamt anachronistisch und nicht zeitgemäß ist, da wir heute im 21. Jahrhundert leben und Behinderte gleichberechtigte Bürger dieser Gesellschaft sind und Rechtsansprüche haben und nicht mehr, wie früher auf die Fürsorge bzw. Wohlfahrt des Staates bzw. Almosen angewiesen sein sollen.

In 2009 hat die Bundesrepublik die UN-Behindertenrechtskonvention unterzeichnet. Diese gilt für alle Bestandteile unserer Gesellschaft, zu der sich sicher auch Grünenthal zählen lassen will.

Selbstbestimmung statt Fremdbestimmung!
Inklusion statt Exklusion!
Nicht über uns ohne uns!

Ich fordere deshalb Herrn Stock und die Firma Grünenthal auf, sich mit dem Conterganaufbruch, dem Zusammenschluß aller 4 aktiver Opferverbände, sowie einem(r) noch zu benennenden Vertreter(in), der (die) aber auch zwingend das Vertrauen der Geschädigten haben muß (also kein weisungsgebundener Beamter!) an einen Tisch zu setzen und eine gerechte Entschädigung für alle Conterganopfer zu verhandeln, die alle Opfer in den Stand versetzt, eigenverantwortlich in Würde zu leben und selber Entscheidungen für sich treffen zu können.

http://www.vogelbianca.de



VON: CONTERGANAUFBRUCH
=17023&tx_ttnews[backPid]=56&cHash=f29e40ca56]quelle

Daniel

#14

Beitrag von Daniel » Samstag 25. Juni 2011, 14:14

Hier ist der Originaltext und die Quelle zu finden:
Quelle=Original

Hier kommt die Übersetzung,für dessen Richtigkeit wie immer von uns keine Gewähr übernommen wird.


Australischer Rechtsanwalt verfasst Sammelklage gegen Pharmariesen Grünenthal.


Peter Gordon hat eine internationale Sammelklage gegen den deutschen Pharmahersteller von Thalidomid eingeleitet – Das Medikament welches das weltweit schlimmste Medizin-Unglück verursachte.

Der Rechtsanwalt aus Melbourne hat eine Welle von Klagen in Australien und aus Übersee gegen den Pharmariesen Grünenthal koordiniert und organisiert, der das Medikament verkaufte, welches den Tod von Tausenden und schreckliche Geburtsdeformationen 50 Jahre vorher bewirkte.

Seit er die Aktion letztes Jahr gegen die deutsche Firma begann, hat Herr Gordon seine vorherige Firma Slater & Gordon und führende Rechtsanwaltskanzleien in den USA und in Großbritannien gebeten, ihm bei seinem Kampf helfend zu unterstützen.

Das Vorhaben am obersten Gerichtshof von Victoria ist, finanzielle Hilfe für noch nicht erfasste Thalidomid Opfer zu erstreiten – einschließlich für Victoria Lynette Rowe, der Arme und Beine fehlen.
Der Beginn mehrerer Prozesse wird bald erwartet. Führende amerikanische Rechtsanwälte mit Gerichtserfahrung werden parallel dazu Klagen in den USA führen. Auch sind mehrere Klagen in Kanada und Großbritannien geplant um eine Millionen-Dollar Entschädigungszahlung zu erwirken.
Aber die internationale Kampagne hängt schwer von dem Erfolg des australischen Falls ab, besonders von dem Fall von Frau Rowe, die seit ihrer Geburt 1962 von ihren Eltern gepflegt wurde, welche jetzt Ende Siebzig sind.
Ihre bemerkenswerte Geschichte ist in der heutigen Rubrik der Courier Mail Druckausgabe.
Wenn Frau Rowe gewinnt könnte das Ausmaß ihrer lebenslangen Behinderung ihr einer der größten persönlichen Schmerzensgelder in der australischen Geschichte bringen.
Wenn das Gericht Grünenthal für schuldig befindet, werden die Anwälte von Frau Rowe den Richter auffordern die vollen Kosten für eine 24-Stunden Pflege jeden Tag für die letzten 49 Jahre zu berechnen. Plus Schadensersatzzahlungen , den Verlust ihrer Einkünfte (d.h.Verdienstausfälle) sowie die Kosten einer Pflege für den Rest ihres Lebens.

Die Auszahlung kann in die Zehner von Millionen Dollars gehen und würde das Tor öffnen für den Fluss an Entschädigungszahlungen für die anderen australischen Thalidomidgeschädigten, die nie vorher entschädigt wurden.

Obwohl Lynette Rowe am Höhepunkt der Geburtsschädigungs-Epedemie geboren wurde und sie 26 bekannte Thalidomid-Symptome hat, wurde sie nie entschädigt.
Der Doktor, welcher ihre Mutter mit verschiedenen Medikamenten während ihrer Schwangerschaft behandelt hatte, hatte erst behauptet, ein Virus hätte ihre fehlenden Glieder verursacht. Aber zuletzt haben Mitglieder der Familie des Doktors und seine Kollegen privat nie angezweifelt, das Thalidomid die wahre Ursache war. Kein Virus verursacht die katastrophalen Deformationen unter denen Frau Rowe leidet. Es wurde bekannt, das viele Doktoren in den 1950er und 1960er Jahren Musterproben durch das Reise- Pharmaunternehmen „reps“ verteilten, bevor diese Medikamente als sicher zum Verkauf auf Rezept oder zum Verkauf anerkannt wurden.
Die Rowes hegen keinen Groll gegen den Arzt welcher Frau Rowe das Medikament für Morgenmüdigkeit 1961 gegeben hat. Wir machen die Firma verantwortlich, die das Medikament hergestellt und verkauft hat ohne es genau getestet zu haben.

Die Sammelklage folgt nach erfolgreichen Verhandlungen letzten Juli mit der britischen Firma Diageo, die 50 Millionen Dollar freiwillig als Kulanzzahlung an 45 anerkannte australische und neuseeländische Opfer geleistet hat.



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Information
Diese Mail wurde von http://www.contergan-sh.de über den Newsletter verteilt.
Weiterleitung dieser Mail ist nur erlaubt, wenn diese Fußdaten mit übermittelt werden.
© http://www.contergan-sh.de
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Daniel

#15

Beitrag von Daniel » Dienstag 28. Juni 2011, 16:58

Pharmaindustrie
Mehr Unterstützung für Contergan-Opfer
Jürgen Salz (Düsseldorf) 28.06.2011
WirtschaftsWoche: Herr Stock, Grünenthal steht wegen des Schlafmittels Contergan vor rund 50 Jahren für den größten Arzeimittelskandal Deutschlands. Mit wie vielen Opfern haben Sie schon gesprochen?

Stock: Ich habe seit meinem Amtsantritt Anfang 2009 mit etwa einem Dutzend Betroffenen gesprochen. Beirat, Gesellschafter und Geschäftsleitung von Grünenthal sind sich einig, dass wir den Dialog, den mein Vorgänger Sebastian Wirtz begonnen hat, weiterführen und die Betroffenen unterstützen.

Etwa 10.000 Babys sind weltweit zwischen 1957 und 1961 mit Missbildungen an Armen und Beinen zur Welt gekommen. Wäre jetzt nicht Zeit für eine Entschuldigung?

Uns tut das unendlich leid – für die Betroffenen wie auch für deren Familien und besonders für die Mütter. Das haben wir auch bereits mehrfach öffentlich zum Ausdruck gebracht. Ich habe bei meinen vielen Gesprächen mit Contergan-Geschädigten erfahren, dass die Betroffenen nichts davon haben, wenn ich, Harald Stock, mich entschuldige. Ich sehe also darin keine große Forderung der Geschädigten. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, deren Lebenssituation zu verbessern. Vielen Opfern, die heute um die 50 Jahre alt sind, läuft die Zeit davon: Sie leiden heute unter starken Schmerzen, da sie, bedingt durch die Fehlbildungen an Armen und Beinen, andere Gelenke übermäßig belastet haben.

Keine Entschuldigung, aber dafür mehr Geld?

Grünenthal hat vor zwei Jahren 50 Millionen Euro an die Contergan-Stiftung überwiesen. Die Stiftung leistet Zahlungen an die Betroffenen...

...und für Grünenthal ist der Contergan-Skandal damit endgültig beendet?

Nein. Contergan bleibt immer ein Teil unserer Firmengeschichte. Wir haben entschieden, künftig die Härtefälle unter den Betroffenen unkompliziert zu unterstützen, wenn diese akuten Bedarf haben, für den die Sozialkassen nicht zahlen. Contergan-Geschädigte, besonders die Vierfachgeschädigten an Armen und Beinen, die akute Unterstützung an Sachleistungen benötigen, können sich an uns wenden. Über die Vergabe entscheidet dann ein Team, dem auch ich angehöre. Wir sind startklar, das Geld für Projekte und Härtefälle liegt bereit. Über eine konkrete Summe ist dabei noch nicht entschieden.
ntscheiden dabei auch Contergan-Opfer mit?

Ich würde sehr begrüßen, wenn auch Contergan-Betroffene unserem internen Team mit Rat zur Seite stünden.

Warum lief ein Gespräch zwischen Ihnen und dem Bundesverband der Geschädigten kürzlich dann so angespannt, wie der Verband öffentlich klagte?

Der Dialog war längere Zeit unterbrochen, wir mussten uns erst wieder aneinander gewöhnen. Wir wollten vor etwa zwei Jahren vom Bundesverband wissen, wie viele Contergan-Betroffene welche Hilfe benötigen, die nicht von den bisherigen Zahlungen abgedeckt sind. Darüber ist lange kein Gespräch zustande gekommen – der Bundesverband wollte, dass wir mit einzelnen Opfern reden. Erst vor einiger Zeit ist der Verband wieder auf uns zugekommen.
Womit können die besonders hart betroffenen Opfer denn jetzt von Grünenthal rechnen, mit Lenkhilfen für Autos oder mit der Bezahlung von Haushaltshilfen?

Wir sind dabei, konkrete Projekte zu definieren.

Bei vielen Mitarbeitern genießen Sie auch kein gutes Image. Grünenthal baut in Deutschland etwa jeden zehnten Arbeitsplatz ab. Gibt es weitere Kündigungen?

Ich sehe derzeit keine Notwendigkeit, das Unternehmen weiter zu verschlanken. Wir streichen zwar in Deutschland Arbeitsplätze in Produktion und Verwaltung, bauen aber in diesem und im nächsten Jahr hierzulande mehr als 150 Arbeitsplätze in Forschung und Entwicklung auf. Am Standort Aachen investiert Grünenthal in den nächsten drei Jahren 100 Millionen Euro in diesen Bereich. Wir setzen auf Innovationen. Im laufenden Geschäftsjahr geben wir 30 Prozent unseres Umsatzes für Forschung und Entwicklung aus – 2010 waren es 23 Prozent. Das ist prozentual mehr als bei den meisten großen Pharmakonzernen.

Bisher sind Sie eher durch den Verkauf etlicher Arbeitsgebiete wie Antibiotika, Verhütungsmittel und Hautpflegemittel aufgefallen. Soll am Ende vielleicht sogar Grünenthal komplett verkauft werden?

Grünenthal wird nicht verkauft – klare Ansage. Die Eigentümerfamilie Wirtz steht hinter dem Unternehmen. Von den genannten Sparten haben wir uns getrennt, weil wir uns nicht verzetteln wollen und weil wir uns auf das Geschäft mit Schmerzmitteln konzentrieren werden, wo wir aufgrund unserer Erfahrung die größten Erfolgschancen sehen.
Grünenthal tritt dabei gegen große, börsennotierte Konzerne an. Geht Ihnen dabei nicht irgendwann die Puste aus?

Ich sehe nur, dass die großen Pharmamultis wie Pfizer – da neue Medikamente häufig ausbleiben – restrukturieren sowie Forschungs- und Entwicklungskosten kappen, um auf ihre Gewinne zu kommen und die Erwartungen der Börse zu erfüllen. Als Familienunternehmen können wir dagegen auch mal kurzfristig auf Gewinne verzichten.

Mit Ihrem operativen Gewinn vor Steuern von etwa 80 Millionen Euro für 2010 kommen Sie gerade mal auf eine Gewinnmarge von neun Prozent vom Umsatz, deutlich weniger als bei vielen Pharmakonzernen. Wie lange werden das Ihre Eigentümer noch mitmachen?

2009 lag unsere Marge bei 13 Prozent. Der Rückgang 2010 erklärt sich dadurch, dass wir in die Einführung unseres Schmerzmittels Palexia und in Forschung und Entwicklung investiert haben. Die Gewinnmarge wird aber nicht weiter sinken. Da wir unser Portfolio verschlankt und Strukturen vereinfacht haben, erzielen wir Effizienzgewinne. In den kommenden Jahren werden wir jeweils Gewinnmargen vor Steuern zwischen 10 und 20 Prozent erzielen. Und wir werden auch unseren Umsatz steigern: 2015 wollen wir 1,5 Milliarden Euro statt 910 Millionen im Jahr 2010 erreichen.

Künftig setzen Sie nur noch auf ein einziges Feld, nämlich Schmerzmittel. Wieso fahren Sie einen solch riskanten Kurs?

Wir verfügen auch noch über ein starkes Südamerika-Geschäft, wo wir etwa 15 Prozent unseres Umsatzes erzielen und neben Schmerzmitteln auch zahlreiche andere Präparate anbieten. Aber in Europa und den USA konzentrieren wir uns auf Schmerzmittel. Und das ist ein breites Feld mit zahlreichen Möglichkeiten. Jeder zehnte Patient in der westlichen Welt leidet unter chronischen Schmerzen. Es gibt jede Menge Schmerzen, etwa Rheuma, Migräne, Tumor- und Nervenschmerzen. Allein der Markt für Morphine und Opiate macht weltweit 70 Milliarden Dollar aus. Wir haben Mittel gegen mittlere und starke Schmerzen sowie speziell gegen neuropathische Schmerzen, also Nervenschmerzen, im Angebot.
Viele Mediziner halten Ihr neues Top-Produkt Palexia gegen starke Schmerzen für eine überteuerte Scheininnovation und sehen keinen Wirkvorteil gegenüber klassischen Medikamenten. War der ganze Entwicklungsaufwand vergeblich?

Die Zulassungsstudien haben gezeigt, dass Palexia bei gleicher Wirksamkeit bei den Nebenwirkungen besser abschneidet...

...obwohl Palexia Verstopfungen und Störungen des zentralen Nervensystems hervorrufen und abhängig machen kann?

Ich sag ja nicht, dass Palexia frei von Nebenwirkungen ist. Aber es ist ein Fortschritt gegenüber anderen Medikamenten. Seit Jahrzehnten hat kein Schmerzmittel mehr eine so gute Einführung hingelegt wie Palexia. Wir haben das Präparat erst 2010 in Europa eingeführt und in den vergangenen zwölf Monaten bereits einen Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro erzielt. In fünf, sechs Jahren werden wir mit Palexia einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro erreichen.

Damit würde die Zukunft von Grünenthal an einem einzigen Medikament hängen?

Nein, wir wollen alle fünf Jahre ein neues Schmerzmittel auf den Markt bringen. Für 2016 ist bereits ein Präparat gegen neuropathische Schmerzen in Vorbereitung. Und wir haben eine Technologie entwickelt, die Tabletten unzerstörbar macht. Die kriegen Sie dann auch mit 50 Hammerschlägen nicht kaputt.
Wozu soll das gut sein?

Damit wollen wir dem Missbrauch etwa von Narkotika als Partydroge vorbeugen. Jugendliche, vor allem in den USA, zermalmen oder spalten Schmerztabletten in Bestandteile, um sich aufzuputschen. Mit unserer TRF-Technologie geht das dann nicht mehr. Viele Unternehmen haben unsere Erfindung gekauft; wir erzielen so ordentliche Lizenzeinnahmen.

Reden Sie auch mal mit Patienten, bevor Sie Ihre Schmerzpillen fertig entwickeln?

Stock: Neulich gab es ein Treffen unserer obersten Führungskräfte mit Schmerzpatienten. Die Patienten haben über Nebenwirkungen berichtet und darüber, wie sie als chronische Schmerzpatienten sozial isoliert sind. Es gibt auch Patientenbotschafter, die in unsere Abteilungssitzungen kommen. Das gibt es in anderen Unternehmen nicht so häufig. Wir wollen die Bedürfnisse der Kranken genau kennenlernen – und daraus Therapien entwickeln, die für die Patienten einen Unterschied machen. Wir sind noch am Anfang. Aber ich bin überzeugt, dass der Weg richtig ist. Wir wollen das patientenzentrierteste Unternehmen der Branche werden.
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