Verhinderung von Venenschädigungen bei intravenösem Zugang

Tips und Tricks in der Bewältigung von behinderungsbedingten Problemen bei stationären Behandlungen oder sonst im klinischen Alltag darzustellen.

Öffentlicher Bereich, damit da ggf. Ärzte und Therapeuten auch drin stöbern können.

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Verhinderung von Venenschädigungen bei intravenösem Zugang

#1

Beitrag von maddocmuc » Freitag 15. Juni 2018, 15:18

Auch wenn die Anlage der Infusion an den Händen an sich funktioniert, läuft man bei einer Kontrastmittelgabe im Rahmen einer Computer Tomographie Untersuchung Gefahr, die Venen an den Händen von Contergangeschädigten mit kurzen Armen zu zerstören:

Bei der KM Gabe wird ein Bolus gespritzt (grosses Volumen in sehr kurzer Zeit)
Die Handvenen bei der typischen Hand des Contergangeschädigten ist mit dem Volumen völlig überfordert und man zerstört so den möglicherweise einzigen Zugang an der oberen Extremität. Das sollte vermieden werden.

Ich empfehle als intravenösen Zugang für solche Untersuchungen die Fussvenen, die ein deutlich grösseres Volumen haben und mit einer Bolusgabe gut zurecht kommen. Allerdings ist die anlage intravenöser Zugänge am Fussrücken aussergewöhnlich schmerzhaft.

Abhilfe schafft folgende Massnahme:

Injektion von 1 ml gängiges Lokalanästheticum 1/1 verdünnt mit 0,9% NaCl vor der Anlage der Infusion an die Stelle in der Haut, wo später die Infusionsnadel gestochen werden soll.

- Hierzu venöse Stauung anlegen, Pat. aufstehen lassen, dann werden die Venen am Fuss dick wie Bleistifte.
- Geplante Injektionsstelle markieren
- Haut um die geplante Injektionsstelle vorsichtig mit Lokalanästetikum mit einer Insulinnadel infiltrieren
- Stauschlauch lösen, 1 Minute warten
- Stauschlauch wieder anlegen und die Infusion an der betäubten Stelle legen.

Die Anlage der Infusion an sich ist nach dem einmaligen Mini Piekser für die Lokalanästhesie völlig schmerzlos.

Tip für den Patienten:
Bitte keine Experimente mit der Anlage der Infusion zur Kontrastmittelgabe an Euren Händen (Nach dem Motto: "ich kann wirklich gut Infusionen legen, da sehe ich schon eine Vene, die können wir doch mal probieren..."). Wie oben angeführt: auch wenn Infusionen und Blutentnahmen an den Händen an sich immer geklappt haben: den Kontrastmittelbolus halten Eure Handvenen vermutlich nicht aus. Und Ihr braucht jede Vene an den Händen für den Gang zum Hausarzt und die üblichen Blutentnahmen.
Verlangt bitte, dass die Punktion der Fussvene von einem erfahrenen Mitarbeiter nach Lokalanästhesie durchgeführt wird. Bitte verlang auch nachher einen Druckverband am Fuss, der hydrostatische Druck am Fuss ist nach dem Aufstehen im Vergleich zu den Händen enorm und wer nur das handelsübliche Pflaster auf den Fuss klebt, kann nachher seine vollgebluteten Schuhe wegwerfen.

Tip für den Anästhesisten:
z.B. Rapidocain sc. Die Pat. haben häufig eine Nadelphobie. Markieren der Injektionsstelle im Stehen, jegliche Injektion bitte im Sitzen oder Liegen. Wer liegt, kann nicht mehr umkippen.

Tip für den Radiologen:
Möglicherweise etwas flaueres Enhancement in der KM Phase bei der Auswertung durch stärkere Verdünnung des Bolus.

Quelle: eigene Erfahrung eines Geschädigten.

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