***PRESSEBERICHTE**November**2011

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Daniel

Re: ***PRESSEBERICHTE**November**2011

#16

Beitrag von Daniel » Montag 21. November 2011, 10:19

tagesthemen
21. November 2011, 08:04
Der Contergan-Wirkstoff Thalidomid

Aachen (dpa) - Der Contergan-Wirkstoff Thalidomid führte - eingenommen in der Phase der Organ- und Extremitätenentwicklung - zur Schädigung der Embryonen. Der Hersteller, das Unternehmen Grünenthal, gibt an, dass die Folgen in den damals üblichen Tierversuchen nicht erkennbar gewesen seien. Es habe auch keinerlei Quellen für einen möglichen ursächlichen Zusammenhang gegeben.

Die Pharmakologin Beate Kirk stellte dagegen 1999 in ihrer Studie fest, in den 50er Jahren habe es bereits Veröffentlichungen über die schädigende Wirkung von Arzneimitteln auf das ungeborene Kind gegeben.

Nach der Marktrücknahme am 27. November 1961 erzielte Grünenthal nach eigenen Angaben mit Thalidomid keine Gewinne mehr. Thalidomid sei nach einem Übereinkommen mit der Weltgesundheitsorganisation WHO in den 70er Jahren zur Behandlung von Lepra abgegeben worden.

In den 90er Jahren sei der Stoff bei bestimmten Krebstherapien eingesetzt worden. Aus diesen Gründen habe Grünenthal Thalidomid bis Juni 2003 verfügbar gehalten.

Quelle-Greenpeace Magazin

Daniel

#17

Beitrag von Daniel » Montag 21. November 2011, 16:58

Medizin-Skandal
„Es ging um viel Geld" – 50 Jahre Marktrücknahme Contergan
21.11.2011, 10:41 Uhr

Wie schnell reagierte Grünenthal im Contergan-Skandal? Waren es Tage? Oder doch Jahre? Eine Frage der Sichtweise - oder des Geldes.
Aachen . Contergan - vor 50 Jahren, am 27. November 1961, nahm das Unternehmen Grünenthal sein katastrophal wirkendes Schlafmittel vom Markt. Tausende Schwangere brachten nach der Einnahme missgebildete Kinder zur Welt. Dem Unternehmen geht es gut heute – etlichen Opfern nicht. Viele sind arm, ertragen ihre Schmerzen als Folge lebenslanger Fehlbelastung nur mit Morphium. Es gibt unglaublich viel Wut. „Grünenthal hat uns so gemacht und lässt uns jetzt sitzen“, sagt Margit Hudelmeier. Die Vorsitzende des Bundesverbandes Contergangeschädigter ist 51 Jahre alt. Ihre Knochen und Sehnen seien aber so wie bei einer 70-Jährigen.
Hat Grünenthal damals zu spät reagiert? Hätte das Unternehmen Contergan früher vom Markt nehmen müssen? Die Opfer meinen: ja. Das Unternehmen sagt: nein. Nur zwölf Tage nach den ersten schrecklichen Verdachtsmomenten habe es reagiert und das Mittel vom Markt genommen. „Diese Zeitspanne ist auch nach heutigen Maßstäben sehr kurz“, gibt das Unternehmen in einer schriftlichen Stellungnahme an.

Für Hans-Helmut Günter ist das nur die halbe Wahrheit. Schon zwei Jahre nach der Markteinführung habe es 1959 erste Meldungen gegeben, dass Contergan zu Nervenschäden führe. „Also konnte Contergan ja nicht ungiftig sein“, sagt Günter, einer der drei Staatsanwälte im Contergan-Prozess 1968. Trotzdem dauerte es rund zwei weitere Jahre, bis Grünenthal im Mai 1961 den Antrag auf Rezeptpflicht stellte.

Zwei weitere Jahre, in denen Schwangere bedenkenlos Tabletten schluckten, die angeblich harmlos „wie Zuckerplätzchen“ sein sollten - wie die Werbung Glauben machte. Contergan war ein Verkaufsschlager. „Es ging um Geld. Um sehr viel Geld“, sagt Günter. Laut Anklage habe das Familienunternehmen Wirtz mit dem Schlaf- und Beruhigungsmittel 1960 allein im Monat Mai einen Erlös von über 650 000 D-Mark erzielt und im Mai des drauffolgenden Jahres über 1,3 Millionen Mark.

Kaum jemand hat den Arzneimittelskandal wissenschaftlich so detailliert aufgearbeitet wie 1999 die Pharmakologin Beate Kirk. In ihrer Analyse geht sie davon aus: Hätte Grünenthal das Mittel schon

1960 vom Markt genommen, hätte es nur halb so viele missgebildete Kinder durch den Wirkstoff Thalidomid gegeben. Die meisten geschädigten Kinder seien 1961 und 1962 geboren worden. Weltweit wurden 10 000 Kinder mit Missbildungen geboren. Von den 5000 Opfern in Deutschland leben noch 2700.

+++Klage von Contergan-Opfer abgewiesen+++

+++Opfer verklagt Bundesrepublik auf Schadenersatz+++

„Grünenthal hat nicht angemessen und rechtzeitig reagiert“, nennt Günter den Kern der Anklage im Contergan-Prozess. Das sehe er heute noch so. Spätestens im Frühjahr 1961 hätte das Mittel vom Markt verschwinden müssen, sagt er. Renommierte Neurologen und selbst Firmenangehörige hätten zu der Zeit keinen Zweifel daran gehabt, dass Contergan giftig sei.

Erst der Humangenetiker Widukind Lenz bringt mit seinem Verdacht, Contergan verursache Missbildungen, den Stein ins Rollen – erst mit seinem Einschreiten beginnt die Zeitrechnung von Grünenthal. Zwölf Tage danach nahm das Unternehmen das Mittel vom Markt. Die dokumentierten Ereignisse jener Tage vermitteln einen Eindruck davon, wie sehr sich Grünenthal gegen die Marktrücknahme sträubte. Ein Bericht in der „Welt am Sonntag“ am 26. November gab schließlich wohl den Ausschlag.

50 Jahre danach geht es immer noch um Schuld – die Grünenthal nie eingestanden hat – und Sühne. „Wir wollen 100 000 Euro pro Opfer für die erlittenen Lebenseinbußen“, sagt Margit Hudelmeier. Gemessen an den Forderungen anderer Opferverbände wirkt das recht bescheiden. Doch nach einer Phase der Annäherung zwischen der Firmenfamilie Wirtz und den Opfern mit Treffen und einer 50-Millionen-Euro-Zahlung verhärten die Fronten derzeit zunehmend.
Quelle und mehr!

Daniel

#18

Beitrag von Daniel » Dienstag 22. November 2011, 18:28

Pressemitteilung vom 22.11.2011 | 11:27
BCG BRD Dachverband
Welt am Sonntag erhält 1. Publicer-Contergan-Preis


21. November 2011

Anlässlich des 50. Jahrestages der Veröffentlichung ihres Artikels

Mißgeburten durch Tabletten ?
- Alarmierender Verdacht eines Arztes gegen ein weitverbreitetes Medikament

am 26. November 1961

erhält die Welt am Sonntag am kommenden Samstag den 1. Publicer-Contergan-Preis.

Aufgrund des damaligen Artikels zog die Firma Grünenthal Contergan aus dem Handel.

Der Publicer-Contergan-Preis wird gemeinschaftlich von mehreren Contergan-Opfer-Organisationen verliehen.

"Mit dem vor 50 Jahren veröffentlichten Artikel in der Welt am Sonntag wurde dem Weiterverkauf von Contergan endlich ein Ende gesetzt und Tausende unschuldige Menschen vor dem Tode und schwersten Gesundheitsschäden bewahrt." so die Veranstalter.

Weitere Preisträger sind:

Michael Souvignier für den Spielfilm "Contergan"
Niko von Glasow für den Dokumentarfilm "NoBody’s Perfect".
Der Westdeutsche Rundfunk für die erwirkte Ausstrahlung des Spielfilms "Contergan" und den Dokumentarfilm "NoBody’s Perfect".
Professor Dr. Jan Hegemann für die Berliner Anwaltskanzlei Raue LLP für die juristische Durchsetzung der Ausstrahlung des Spielfilms "Contergan" gegen alle Widerstände der Firma Grünenthal.

Der Publicer-Contergan-Preis soll für bedeutende Publikationen, Veröffentlichungen in den Printmedien und Ausstrahlungen in Film und Fernsehen verliehen werden, wenn damit Menschen verachtende Umtriebe aus dem Bereich wirtschaftlicher und politischer Macht bloßgestellt werden, schlimmeres Übel für andere Menschen verhindert wird oder mittelbar oder unmittelbar die Durchsetzung von Gerechtigkeit für eine bestimmte Menschengruppe unterstützt oder umgesetzt wird.

Um das Datum der Preisverleihung herum sind in Berlin umfangreiche Aktionen von Conterganopfern unter dem Motto „5 vor 12 für Contergan-/Grünenthal-Opfer“ geplant.

Das Motto „5 vor 12“ weist auf die akute Notlage hin, unter der die Betroffenen heute leben.

Zur Pressekonferenz wird hiermit geladen:

Ort:
Hessische Landesvertretung in Berlin (Brüder Grimm Saal), In den Ministergärten 5, 10117 Berlin
Datum:
24. Nov 2011
Uhrzeit:
11:00 Uhr


Ansprechpartner:
Alfonso J. Fernandez Garcia, Max-Beckmann-Str. 8b, 60599 Frankfurt (01 73 - 30 51 313)
Bitte mailen Sie uns unter: presse@contergan-ag50.de
ob wir Sie bei der Pressekonferenz begrüßen dürfen.

Anschriften der Organisationen (v.i.S.d.P.):
Conterganverband Berlin/Brandenburg e.V., Wahrtestr. 10, 12051 Berlin
HICOHA - Hilfswerk für Contergangeschädigte Hamburg e.V., Boberger Drift 17, 21031 Hamburg
Contergangeschädigte Hessen e.V., Friedrich-Ebert-Str. 14, 65474 Bischofsheim

Internetseite:
http://www.contergan-ag50.de

Köln - Veröffentlicht von pressrelations

Link zur Pressemitteilung: http://www.pressrelations.de/new/standa ... m?r=474257
********************************************************************************
Und wie immer unter jedem Presseartikel steht? Natürlich wo es herkommt,auch Quelle genannt,einfach anklicken und Ihr kommt auf die Originalseite.

Daniel

#19

Beitrag von Daniel » Mittwoch 23. November 2011, 08:06

„Es war nur diese einzige Tablette!“
Constanze von Canal kam 1961 in Lieser zur Welt. Schnell wurde klar: Das Kind hört nichts. Nicht das Geringste. Constanze von Canal ist taub. Der Grund: das Schlafmittel Contergan. Ein Schicksal, das die heute 50-Jährige aufgearbeitet hat, sie engagiert sich in Opferverbänden. Dem TV erzählte sie ihre ganz persönliche Geschichte.
Dossiers zum Thema: contergan-skandal
Constanze von Canal sieht auf den ersten Blick ganz normal aus: eine Frau mittleren Alters, schlank, gut gekleidet. Sie trägt gerne fröhliche Farben, Violett zum Beispiel. Dass sie eine so tragische Lebensgeschichte zu erzählen hat, offenbart sich später: Constanze von Canal hört nichts, Kommunikation funktioniert nur über Gebärdensprache.

„Kurz nach meiner Geburt hat man die völlige Taubheit festgestellt. Das hat meine Mutter sehr geschockt. Aber ich bin ein schlaues Kind“, übersetzt der Dolmetscher beim Interview an ihrem Arbeitsplatz beim Trierer Landesuntersuchungsamt. Im Gegensatz zu vielen anderen Contergan-Opfern sind die physischen Schäden bei von Canal weniger stark ausgeprägt: „Manche müssen ja ihr Leben lang im Rollstuhl sitzen, die können sich nicht mal richtig die Zähne putzen“, sagt sie.

Als Constanze von Canals Mutter 1961 schwanger war, hatte sie einen unruhigen Schlaf: Der Arzt verschrieb ihr Contergan. „Sie nahm nur diese einzige Tablette. Die Nacht muss schlimm gewesen sein. Meiner Mutter war schlecht, und statt besser konnte sie so gut wie gar nicht schlafen.“ Lange blieb unklar, dass es das Schlafmittel war, das die Behinderungen von Constanze von Canal ausgelöst hatte: „Ein halbes Jahr später erst stand ein Bericht in der Zeitung: Irgendwas hätte mit einer bestimmten Tablette nicht gestimmt.“ Die Aufdeckung des Skandals nahm ihren Lauf. Ärzte stellten fest: Die Behinderungen von Constanze von Canal sind tatsächlich die Folgen von Contergan.

Und heute? Trotz ihrer Schädigung hat Constanze von Canal etwas aus Bernkastel-Kues erreicht, was viele Contergan-Opfer wegen ihrer Behinderungen oft niemals schaffen: Sie hat einen Job. Seit 29 Jahren arbeitet sie beim Trierer Landesuntersuchungsamt als Chemielaborantin. „Ich muss aber langsamer machen“, sagt sie, „die Arbeitszeiten habe ich schon gedrosselt. Die Belastungen und Schmerzen werden im Alter größer.“ Neben der Taubheit machen der 50-Jährigen eine Gesichtslähmung und die verkrümmte Wirbelsäule zu schaffen – alles Contergan-Folgen. Constanze von Canal versucht dagegen anzukämpfen: „Ich mache viel Sport. Yoga, Meditation, Schwimmen.“

Ihre größte Passion: das Malen. Seit mehr als 20 Jahren geht sie ihr nach. Von Canals Lieblingsmotive: Häuser, Porträts, Mohnblumen – das meiste in Aquarell und Acryl: „Es gibt mir so viel Kraft. Ohne das Malen wäre meine Seele so still und ruhig.“ Für von Canals Kunstverständnis sind Farben das Allerwichtigste. Kräftig müssen sie sein, denn ihre Bilder sollen das Herz erwärmen, wie sie sagt. Vielleicht ist es diese Passion, die ihr so viel Kraft gibt.

Infos zu Constanze von Canal als Künstlerin: www.connie-art.de.

quelle

Daniel

#20

Beitrag von Daniel » Mittwoch 23. November 2011, 08:17

Betroffene kämpfen um eine Entschädigung
Mehr Unterstützung und Hilfe für Conterganopfer: Dafür engagiert sich Constanze von Canal aus Bernkastel-Kues (siehe Porträt) in Opferverbänden, in denen sich Betroffene zusammengeschlossen haben - meist auf Landesebene.
Bernkastel-Kues. Conterganopfer Constanze von Canal aus Bernkastel-Kues ist Mitglied des Interessenverbands Contergangeschädigter im Ortsverband Köln: "Dort sind besonders viele Gehörgeschädigte engagiert. Und für Vorträge, Versammlungen und so weiter bekommen wir dort die Unterstützung von Gebärdendolmetschern."
Außerdem arbeitet von Canal mit beim Online-Netzwerk http://www.contergannetzwerk.de, unter anderem als Gehörlosenbeauftragte. Einige Landesverbände der Contergangeschädigten haben nun gemeinsam zum 50. Jahrestag des Skandals eine Aktionsgemeinschaft gegründet, die sich "AG50 - fünf vor zwölf für Conterganopfer" nennt. Mit Hilfe von Infoveranstaltungen, Vorträgen und Spendenaktionen setzen sie sich für zwei Dinge ein: Zum einen für eine moralische Entschuldigung seitens des verantwortlichen Pharmakonzerns Grünenthal - die steht nämlich immer noch aus. Zum anderen fordert die Vereinigung eine angemessene Entschädigung.

545 Euro Höchstrente


Denn: Die monatliche Höchstrente für Conterganopfer beträgt heute - nach einer Erhöhung im Jahre 2008 - insgesamt 545 Euro. "Für ein selbstbestimmtes Leben unter den Bedingungen von teilweise schwersten Behinderungen reicht das bei weitem nicht aus", sagt Constanze von Canal. Der Großteil der Geschädigten müsse zusätzlich Sozialhilfe beziehen. Das Aktionsbündnis findet das würdelos und inakzeptabel und fordert deshalb mehr Geld von der Grünenthal GmbH.
Was Constanze von Canal den Verantwortlichen der Pharma-Firma sagen würde, wenn sie könnte? "Wir fordern als Contergan-Opfer eine echte Schadensregulierung! Viele Opfer können das gar nicht artikulieren, weil ihre Behinderungen zu stark sind. Hilfsmittel und echte Unterstützung - das brauchen wir!" kne

Weitere Infos: http://www.contergan.de, http://www.contergan-ag50.de, http://www.contergannetzwerk.de

quelle

Daniel

#21

Beitrag von Daniel » Mittwoch 23. November 2011, 08:19

Schuld und Sühne: Fronten zwischen Opfern und Pharmaunternehmen verhärtet
Wie schnell reagierte Grünenthal im Contergan-Skandal? Waren es Tage? Oder doch Jahre? Eine Frage der Sichtweise. Wahrscheinlich war es auch eine Frage des Geldes, meint ein früherer Staatsanwalt.
Dossiers zum Thema: contergan-skandal
Contergan. Vor 50 Jahren, am 27. November 1961, nahm das Unternehmen Grünenthal sein katastrophal wirkendes Schlafmittel vom Markt. Tausende Schwangere brachten nach der Einnahme missgebildete Kinder zur Welt. Dem Unternehmen geht es gut heute – etlichen Opfern nicht. Viele sind arm, ertragen ihre Schmerzen als Folge lebenslanger Fehlbelastung nur mit Morphium. Es gibt unglaublich viel Wut. „Grünenthal hat uns so gemacht und lässt uns jetzt sitzen“, sagt Margit Hudelmeier. Die Vorsitzende des Bundesverbandes Contergangeschädigter ist 51 Jahre alt. Ihre Knochen und Sehnen seien aber so wie bei einer 70-Jährigen.

Drei Staatsanwälte im Prozess

Hat Grünenthal damals zu spät reagiert? Hätte das Unternehmen Contergan früher vom Markt nehmen müssen? Die Opfer meinen: ja. Das Unternehmen sagt: nein. Nur zwölf Tage nach den ersten schrecklichen Verdachtsmomenten habe es reagiert und das Mittel vom Markt genommen. „Diese Zeitspanne ist auch nach heutigen Maßstäben sehr kurz“, gibt das Unternehmen in einer schriftlichen Stellungnahme an. Für Hans-Helmut Günter ist das nur die halbe Wahrheit. Schon zwei Jahre nach der Markteinführung habe es 1959 erste Meldungen gegeben, dass Contergan zu Nervenschäden führe. „Also konnte Contergan ja nicht ungiftig sein“, sagt Günter, einer der drei Staatsanwälte im Contergan-Prozess 1968. Trotzdem dauerte es rund zwei weitere Jahre, bis Grünenthal im Mai 1961 den Antrag auf Rezeptpflicht stellte. Zwei weitere Jahre, in denen Schwangere bedenkenlos Tabletten schluckten, die angeblich harmlos „wie Zuckerplätzchen“ sein sollten – wie die Werbung Glauben machte.

Contergan war ein Verkaufsschlager. „Es ging um Geld. Um sehr viel Geld“, sagt Günter. Laut Anklage habe das Familienunternehmen Wirtz mit dem Schlaf- und Beruhigungsmittel 1960 allein im Monat Mai einen Erlös von über 650.?000 D-Mark erzielt und im Mai des darauffolgenden Jahres über 1,3 Millionen Mark. Kaum jemand hat den Arzneimittelskandal wissenschaftlich so detailliert aufgearbeitet wie 1999 die Pharmakologin Beate Kirk. In ihrer Analyse geht sie davon aus: Hätte Grünenthal das Mittel schon 1960 vom Markt genommen, hätte es nur halb so viele missgebildete Kinder durch den Wirkstoff Thalidomid gegeben. Die meisten geschädigten Kinder seien 1961 und 1962 geboren worden.

Weltweit wurden 10?000 Kinder mit Missbildungen geboren. Von den 5000 Opfern in Deutschland leben noch 2700. „Grünenthal hat nicht angemessen und rechtzeitig reagiert“, nennt Günter den Kern der Anklage im Contergan-Prozess. Das sehe er heute noch so. Spätestens im Frühjahr 1961 hätte das Mittel vom Markt verschwinden müssen, sagt er. Renommierte Neurologen und selbst Firmenangehörige hätten zu der Zeit keinen Zweifel daran gehabt, dass Contergan giftig sei.

100.?000 Euro pro Opfer

Erst der Humangenetiker Widukind Lenz bringt mit seinem Verdacht, Contergan verursache Missbildungen, den Stein ins Rollen – erst mit seinem Einschreiten beginnt die Zeitrechnung von Grünenthal. Zwölf Tage danach nahm das Unternehmen das Mittel vom Markt. 50 Jahre danach geht es immer noch um Schuld – die Grünenthal nie eingestanden hat – und Sühne. „Wir wollen 100?000 Euro pro Opfer für die erlittenen Lebenseinbußen“, sagt Margit Hudelmeier. Gemessen an den Forderungen anderer Opferverbände wirkt das recht bescheiden. Doch nach einer Phase der Annäherung zwischen der Firmenfamilie Wirtz und den Opfern mit Treffen und einer 50-Millionen-Euro-Zahlung verhärten die Fronten derzeit zunehmend.

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Daniel

#22

Beitrag von Daniel » Mittwoch 23. November 2011, 08:20

Drei Fragen an Burkhard Zang
Burkhard Zang ist Apotheker in der Elisabeth-Apotheke in Irrel und beantwortet im Interview mit dem Trierischen Volksfreund Fragen zum Thema Contergan.
Dossiers zum Thema: contergan-skandal
Herr Zang, könnte sich so etwas wie der Contergan-Skandal heutzutage in ähnlicher Weise wiederholen?

Zang: Nein, in diesem Ausmaß auf gar keinen Fall! Natürlich gibt es bei neuen Medikamenten immer auch ungeahnte Nebenwirkungen. Aber heute unterliegen Pharmakonzerne viel strengeren Regeln. Sie müssen viel höhere Hürden nehmen, um ein Medikament auf den Markt bringen zu dürfen.

Was sind das für Hürden?

Zang: Contergan wurde damals einfach auf den Markt geworfen. Ohne behördliche Kontrolle, es wurde vermarktet als Alleskönner, war frei und ohne Rezept erhältlich. Zehn Jahre nach dem Skandal trat dann das neue Arzneimittelgesetz in Kraft: Seitdem werden Medikamente und ihre Nebenwirkungen genauestens kontrolliert. Ein Mittel gegen Schnupfen darf zum Beispiel keine erheblichen Kreislaufstörungen hervorrufen. Das muss ausgeschlossen und mit Hilfe von Studien bewiesen sein. Und wenn die Mittel dann im Handel sind, liegt es auch an uns Apothekern und den Ärzten, ihre Sicherheit weiter zu gewährleisten. Wenn Nebenwirkungen geschildert werden, sammeln wir diese und leiten sie an die Unternehmen und Behörden weiter.

Heißt das, der Skandal hatte auch eine positive Seite?

Zang: Ja, man muss sehen: Die Gesellschaft hat auch einen großen Nutzen aus der Sache gezogen. Der Contergan-Skandal war schrecklich und hatte ein unfassbares Ausmaß. Das lag daran, dass die Chemiker der Pharmaunternehmen zu dieser Zeit alles Mögliche zusammenpanschen und auf den Markt bringen konnten. So etwas ist heute völlig ausgeschlossen! Dass die Sicherheitskontrollen und Hürden für neue Medikamente heute so stark sind, ist also auch eine Folge der Contergan-Tragödie. kne

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Daniel

#23

Beitrag von Daniel » Mittwoch 23. November 2011, 08:24

von Contergannetzwerk Deutschland e.V.

VERANSTALUNGSINFORMATION & EINLADUNG
Samstag, 26. November 2011, ab 17:30
St. Johannes­ Evangelist­ Kirche, 10117 Berlin, Auguststr. 90

Information, Andacht & Gerechtigkeitskonzert mit:
NINA HAGEN (Ehrenmitglied Contergannetzwerk Deutschland e.V.)
Afro-Gospelchor BONA DEUS – Tenor SERGEY DROBYSHEVSKIY
SABINE ROTHERMUND & GALINA LAUTERBACH

CORIENTAL – orientalischer Lichtertanz am Flügel: Boris Cepeda
17.30 Uhr 18.15 Uhr - 19.00 Uhr Beginn / Informationen zum Thema Andacht mit Pfarrer Kösling Konzert: Gerechtigkeit für die Conterganopfer
Jeder ist herzlich Willkommen!

Anlass für die Gedenkveranstaltung ist der Contergan–Skandal, der über 10.000 geschädigte Opfer hinterließ. Die Marktrücknahme des Medikaments jährt sich in diesem Jahr zum 50. Mal. Tausende Tote sind zu beklagen und wir blicken auf 50 Jahre Leid von schwerstgeschädigten Menschen, meist ohne Arme und/oder ohne Beine, manche ohne jegliche Gliedmaßen.

Aufgrund der Behinde­rungen konnten viele der Überlebenden keiner Arbeit nachgehen und verständlich auch, dass sich im zunehmenden Alter durch jahrelange Fehlbelastungen schwere Folgeschäden einstellen! Noch immer kämpfen die ca. 2.800 überlebenden Opfer um angemessene Entschädigung, Aner­kennung und Leistungen. Sie fordern ein selbstbestimmtes Leben und die dazu nötige Hilfe.

Die Klageschrift des Contergannetzwerk Deutschland ist seit August 2010 beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg eingereicht. Die deutschen staatlichen Instanzen und die Politik haben durchweg versagt: verspätete Rücknahme von Contergan vom Markt / Entscheidung über den Ausschluss der Ansprüche der Opfer gegenüber der Herstellerfirma Grünenthal nach Zahlung einer einmaligen Summe / das Bundesversorgungsgesetz greift nicht für Contergangeschädigte.

Erst der Fernsehfilm „Eine einzige Tablette“ (Deutscher Fernsehpreis, Ehrenbambi, Bayer. Film-preis, ua.) löste im Juli 2008 soviel Empörung und damit Druck auf die Politik aus, dass diese eilig die Renten von monatlich 545 Euro verdoppelte. Die Pflegekosten für eine Person ohne Gliedma­ßen betragen aber rund 12.000 Euro im Monat. Weitere Informationen finden Sie auf der Conter­gannetzwerk-Website.

Wir bedanken uns sehr bei allen ohne Gage teilnehmenden Künstlern für diese grandiose Unterstützung – und wir wünschen und hoffen, dass wir mit unserer Gedenkveranstaltung auch in den Medien und bei den politischen Parteien wahrgenommen werden!

Eintrittskarten:
Eintrittspreis 10.- Euro – kann online gebucht werden / Abendkasse ab 16.30h
Tickets:
visitberlin.de/de/event/conterganopfer-requiem oder an der Abendkasse
Kartenvorverkauf:
https://www.hekticket.de/hekticket/.bin ... 1111261730
Parken:
Oranienburger Str. gegenüber Ecke/Oranienburgerstr./Auguststr..

http://www.contergannetzwerk.de

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Daniel

#24

Beitrag von Daniel » Mittwoch 23. November 2011, 08:26

Gesetzeslücke bei Rücknahme von Arzneimitteln

dpa

Aachen - Als der Skandal um das Arzneimittel Contergan Deutschland 1961 erschütterte, regelte das Arzneimittelgesetz im Wesentlichen nur, wer Arzneimittel herstellen durfte. Erst das ausführlichere Arzneimittelgesetz von 1978 regelt die Marktrücknahme von Medikamenten.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte sammelt Meldungen über mögliche Nebenwirkungen. Die Behörde wird aktiv, sobald es Hinweise auf mögliche Risiken gibt. Dann schlägt das Bundesinstitut dem Hersteller Maßnahmen zur Nachbesserung vor. Im ungünstigsten Fall verschwindet das Medikament vom Markt. Ein Bundesland kann den Rückruf von Arzneimitteln anordnen und diesen sicherstellen. Bei Gefahr ist die Landesbehörde verpflichtet, Maßnahmen zu treffen, bis hin zur Schließung von Betrieben.

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Daniel

#25

Beitrag von Daniel » Mittwoch 23. November 2011, 14:37

Aufgrund der Menge an Pressenews, bitte ich um Vergebung falls ein Artikel doppelt eingestellt wurde,
oder ganz vergessen wurde.
Solltet Ihr einen Pressebericht finden,der "würdig" ist hier veröffentlicht zu werden,schickt mir den Link per PN,Danke

Daniel

#26

Beitrag von Daniel » Mittwoch 23. November 2011, 14:38

Dokumentarfilm am Donnerstag NoBody's Perfect

Contergan geschädigte Menschen, ein Aktkalender und der Umgang mit der "Normalität"

Sendung am Freitag, 25.11. | 0.15 Uhr | SWR Fernsehen

"NoBody's Perfect" dokumentiert Niko von Glasows Suche nach elf Menschen, die - wie er selbst - im Mutterleib durch das verheerende Medikament Contergan geschädigt wurden und bereit sind, sich für einen Bildband fotografieren zu lassen. Und das nackt - damit die, die alltäglich verstohlene Blicke auf die "Contis" oder andere Körperbehinderte werfen, mal "ganz in Ruhe hinschauen" können. Dabei entdeckt er faszinierende Persönlichkeiten, die in so anspruchsvollen Berufsfeldern wie Politik, Medien, Sport, Astrophysik oder Schauspiel arbeiten und gelernt haben, mit ihrer Behinderung eine beeindruckende "Normalität" zu leben.
Mit schwarzem Humor und ohne Anspruch auf politische Korrektheit porträtiert "NoBody's Perfect" zwölf außergewöhnliche Menschen, die mit Neugier, Enthusiasmus oder auch Schrecken auf dieses Fotoprojekt reagieren. Die Ergebnisse der anfangs angstbesetzten Fotoshootings erlauben den Porträtierten schließlich einen ganz neuen Blick auf sich selbst. Eine öffentliche Ausstellung der Fotos in Großformat vor dem Kölner Dom provoziert überraschende Reaktionen der Passanten.
Gänzlich ohne Reaktion jedoch blieben von Glasows Versuche, die verantwortliche Firma Grünenthal und deren Eignerfamilie Wirtz mit den Fotos zu konfrontieren. Auch noch ein halbes Jahrhundert nach der Contergan-Katastrophe gelingt es einer der wohlhabendsten Familien des Landes, die Augen vor den Bildern zu verschließen.

"Ich bin ein Filmemacher, der kurze Arme hat, verursacht durch die Droge Contergan. Wer mich zum ersten Mal sieht oder trifft, reagiert darauf, wie ich aussehe. Wenn sie auch nichts sagen: Sie starren oder sie schauen weg. Sie zeigen, dass sie sich unsicher fühlen in meiner Gegenwart. Ich kann es ihnen kaum verdenken. Ich fühle mich ja selber sehr unsicher. Ich habe mich mein Leben lang unwohl gefühlt bei dem Gedanken an meine Behinderung und versucht, sie zu ignorieren und mich nicht der Wahrheit zu stellen. Vielen Behinderten fällt es schwer, das angeekelte, verwirrte oder mitleidige Starren ihrer Mitmenschen in der Öffentlichkeit zu ertragen.
Die Gesellschaft muss sich an unseren Anblick gewöhnen und davon wegkommen, uns wie Wesen von einem anderen Planeten zu sehen. Natürlich sehen wir anders aus, aber man kann darüber hinaus schauen. Ich sehe einen Weg, der dahin führen kann."
(Niko von Glasow)

Mehr Hintergrund-Informationen auf der Filmseite www.nobodysperfect-film.de

http://www.swr.de/dokumentarfilm/conter ... index.html

Daniel

#27

Beitrag von Daniel » Mittwoch 23. November 2011, 14:40

Opfer zu Bittstellern degradiert
Contergan-Skandal Am 27. November vor 50 Jahren wurde das Medikament vom Markt genommen
Tausende Geschädigte müssen noch heute oft um Hilfsmittel betteln. Mit zunehmendem Alter verschärft sich die Lage der Betroffenen noch.

von Unseren Agenturen

München - Die Opfer des Beruhigungsmittels Contergan haben täglich mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Wenn sich Stephan Nuding als Betroffener in Rage redet, wird deutlich, dass nicht alle dieser Probleme physischer Natur sind.

Er habe „nie einen Cent Schadenersatz erhalten!“, ruft Nuding in einem Münchner Café. „Alles, was wir bekommen, sind Sozialleistungen und Almosen“, sagt der 50 Jahre alte Historiker. Nuding und seinen Mitstreitern geht es einerseits um Gerechtigkeit – andererseits um alltägliche „Schikanen“, denen die Geschädigten in ihrer offiziellen Rolle als Hilfsempfänger ausgesetzt sind.

Teilweise warteten Betroffene zwei Jahre, um etwa eine geeignete Toilette von der Krankenversicherung genehmigt zu bekommen, berichtet Gihan Higasi. Auch Higasi, eine zierliche Frau, wird bei diesem Thema laut: „Wir sind keine Bittsteller!“, betont sie. „Es ist ein klarer Schaden aufgetreten, aber der Staat tut, als sei das Unglück vom Himmel gefallen“, ärgert sich Higasi. Sie empfinde es als demütigend, um Hilfsmittel „betteln zu müssen“.


Rentenansprüche gering
Der eigentliche Ausgangspunkt für Higasis und Nudings Wut ist der Contergan-Skandal, der 1961 seinen Höhepunkt fand: Nach vier Jahren im Verkauf musste der Medikamentenhersteller Grünenthal das Beruhigungsmittel Contergan vom Markt nehmen. Es hatte Fehlbildungen bei mehreren tausend Säuglingen verursacht. Das „Jubiläum“ der Rücknahme des Medikaments wollen die Geschädigten nun nutzen, um auf ihre Lage hinzuweisen.

Denn glaubt man Lilli Eben, der Sprecherin des Münchner Ortsverbandes der Contergan-Geschädigten, dann verschärft sich die Lage der Betroffenen zusehends. Einerseits litten die Contergan-Opfer mit wachsendem Alter unter einem starken Verschleiß ihres ungewöhnlich beanspruchten Gelenk- und Knochenapparates – sie selbst habe sieben Bandscheibenvorfälle gehabt, berichtet Eben. Viele Geschädigte müssten ihre Erwerbstätigkeit aufgeben, hätten sich aber nur geringe Rentenansprüche erarbeiten können.

Andererseits hätten die Krankenversicherungen ihr Vorgehen bei der Gewährung von Hilfsmitteln und an Pflegestufen gekoppelte Zuschüsse verschärft. „Alles muss auf dem Klageweg erstritten werden“, betont Eben. Zugleich reichten die knappe Rente und Sozialleistungen bei weitem nicht, um die nötigen Hilfsmittel selber zu erstehen. Das Warten auf Hilfen „zermürbe“ die Betroffenen.

Laut Nuding hat Deutschland bei der Versorgung der Contergan-Opfer besonderen Nachholbedarf: In Großbritannien, Schweden oder Italien erhielten die Geschädigten deutlich höhere garantierte Renten – und eine Entschuldigung der Arzneimittelkonzerne. In Deutschland müssen sich Opfer mit einer schmalen Contergan-Rente und der Hoffnung auf zusätzliche Unterstützung der Firma Grünenthal zufriedengeben.



Firma soll zu Taten stehen
Die Forderung der Geschädigten ist klar: Die Contergan-Renten sollen erhöht werden, um ihnen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Geld genug, um zumindest eine Linderung zu erlauben, erwirtschafte das Pharmaunternehmen Grünenthal, sagt Stephan Nuding. Dieses solle zugleich endlich eine Schuld eingestehen: „Es gibt ein Verbrechen, einen Täter und Opfer. Es ist ein Skandal, dass sich die Firma als Almosengeber aufspielt“, betont der 50-Jährige.

Von 1957 bis 1961 war das damals als hoch wirksam gepriesene Schlafmittel mit dem Wirkstoff Thalidomid werdenden Müttern rezeptfrei verkauft worden. Mit katastrophalen Folgen für weltweit tausende Neugeborene.

Die Pharmakologin Beate Kirk stellte 1999 in einer Studie fest, in den 50er Jahren habe es bereits Veröffentlichungen über die schädigende Wirkung von Arzneimitteln auf das ungeborene Kind gegeben. Nach der Marktrücknahme am 27. November 1961 erzielte Grünenthal nach eigenen Angaben mit Thalidomid keine Gewinne mehr.

Nach dem Prozess der Contergangeschädigten gegen Grünenthal wurde 1972 eine Stiftung gegründet, in die Grünenthal 114 Millionen Mark und der Bund 100 Millionen Mark einzahlten. Die Gelder waren im Jahr 1997 aufgebraucht. Heute noch gezahlte Entschädigungen werden vom Bund bezahlt. 2009 gab Grünenthal weitere 50 Millionen Euro für die Stiftung.


Noch 2700 Opfer
Derzeit leben in Deutschland etwa 2700 Contergan-Opfer. Die Stiftung zahlt ihnen je nach Schwere der Behinderung pro Monat zwischen 250 und 1127 Euro Rente. Zudem steht Betroffenen eine einmalige Kapitalentschädigung zu.

 @ Weitere Informationen unter   http://www.contergan.de Von 1957 bis 1961 war das als hochwirksam gepriesene Schlafmittel werdenden Müttern rezeptfrei verkauft worden. Die weltweiten Folgen waren fatal.

Der Wirkstoff Thalidomid führte bei tausenden Neugeborenen zu Missbildungen von Organen und Extremitäten. In Deutschland leben etwa 2400 Opfer.

Je nach Schwere der Behinderung erhalten sie zwischen 250 und 1127 Euro Rente. Heute noch gezahlte Entschädigungen werden vom Bund bezahlt.

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Daniel

#28

Beitrag von Daniel » Mittwoch 23. November 2011, 14:42

„Seit Jahrzehnten im Tal der Vergessenen“
Contergan-Skandal Carla Hermsdörfer ist eines von 2700 noch lebenden Opfern
Die Aachenerin wurde mit zu kurzen Armen geboren, von ihren acht Fingern sind die meisten steif. Das Leben der Arzthelferin aus Aachen ist extrem anstrengend, seit ihre Mutter verstarb, die ihr durch den Alltag half.

von Elke Silberer

FRAGE: Sie leben allein. Was sind die größten Probleme in Ihrem Alltag?
HERMSDÖRFER: Das sind die vielen kleinen Dinge: Flaschen öffnen, Gläser mit Schraubdeckeln. Das Anziehen ist immer ein großes Problem. Es gibt keine Hilfsmittel, um Knöpfe oder Reisverschlüsse zu schließen. Und wenn ich mir einen Pulli überziehe, kann ich mir den am Rücken nicht einfach mal herunterziehen. In eine Jeans komme ich rein, kann sie aber dann nicht schließen. Und wenn sie geschlossen wäre, müsste sie jemand öffnen und herunterziehen, damit ich raus kann.

FRAGE: Trotz der Probleme haben Sie sich entschieden, nicht in ein Behindertenheim zu gehen.
HERMSDÖRFER: Meine Wohnung wurde umgebaut und neu ausgestattet: höhere Arbeitsflächen, niedrige Badewanne, spezielle Armaturen, die ohne Kraftaufwand mit einem Finger bedienbar sind. Ein Dusch-WC, das es auf Rezept gibt. Da muss man sich aber von der Krankenkasse fragen lassen: Wozu brauchen Sie ein Dusch-WC? Wenn ein Mensch wie ich mit dem Rezept da steht, sollte jedem klar sein, dass jemand mit kurzen Armen niemals im Leben an seinen Po heranreicht. Die Frage darf einfach nicht gestellt werden.

FRAGE: Wie reagieren fremde Menschen auf Ihre Behinderung?
HERMSDÖRFER: Viele mit Bewunderung. Es gibt auch einige mit Erstaunen, mit Abneigung, mit Überraschung, Angst, Unkenntnis. Beim näheren Kennenlernen trete ich als Mensch in den Vordergrund. Ich bin zwar contergangeschädigt und habe dadurch enorme Handicaps in meinem Alltagsleben, aber ich bin trotzdem ein Mensch.

FRAGE: Fühlen Sie sich als Opfer 50 Jahre nach dem Höhepunkt des Contergan-Skandals vergessen?
HERMSDÖRFER: Wir sind seit Jahrzehnten im Tal der Vergessenen. Der finanzielle Ausgleich, die Contergan-Rente, wurde erst 2009 verdoppelt. Die Firma Grünenthal existiert heute noch, so wie wir. Nach über 50 Jahren ist es an der Zeit, dass sich die Inhaber-Familie Wirtz ihrer Verantwortung und Taten stellt. Ihre arrogante und ignorante Haltung empfinde ich als äußerst widerwärtig. Wir stellen uns unserem Leben und unseren Problemen auch.

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Daniel

#29

Beitrag von Daniel » Mittwoch 23. November 2011, 14:43

Gesundheit
50 Jahre Marktrücknahme Contergan
Elke Silberer, dpa

Aachen (dpa) - Contergan. Vor 50 Jahren, am 27. November 1961, nahm das Unternehmen Grünenthal sein katastrophal wirkendes Schlafmittel vom Markt. Tausende Schwangere brachten nach der Einnahme missgebildete Kinder zur Welt. Wie schnell reagierte das Unternehmen?

Dem Unternehmen Grünenthal geht es heute gut - etlichen Opfern nicht. Viele sind arm, ertragen ihre Schmerzen als Folge lebenslanger Fehlbelastung nur mit Morphium. Es gibt unglaublich viel Wut. «Grünenthal hat uns so gemacht und lässt uns jetzt sitzen», sagt Margit Hudelmeier. Die Vorsitzende des Bundesverbandes Contergangeschädigter ist 51 Jahre alt. Ihre Knochen und Sehnen seien aber so wie bei einer 70-Jährigen.

Hat Grünenthal damals zu spät reagiert? Hätte das Unternehmen Contergan früher vom Markt nehmen müssen? Die Opfer meinen: ja. Das Unternehmen sagt: nein. Nur zwölf Tage nach den ersten schrecklichen Verdachtsmomenten habe es reagiert und das Mittel vom Markt genommen. «Diese Zeitspanne ist auch nach heutigen Maßstäben sehr kurz», gibt das Unternehmen in einer schriftlichen Stellungnahme an.

Für Hans-Helmut Günter ist das nur die halbe Wahrheit. Schon zwei Jahre nach der Markteinführung habe es 1959 erste Meldungen gegeben, dass Contergan zu Nervenschäden führe. «Also konnte Contergan ja nicht ungiftig sein», sagt Günter, einer der drei Staatsanwälte im Contergan-Prozess 1968. Trotzdem dauerte es rund zwei weitere Jahre, bis Grünenthal im Mai 1961 den Antrag auf Rezeptpflicht stellte.

Zwei weitere Jahre, in denen Schwangere bedenkenlos Tabletten schluckten, die angeblich harmlos «wie Zuckerplätzchen» sein sollten - wie die Werbung Glauben machte. Contergan war ein Verkaufsschlager. «Es ging um Geld. Um sehr viel Geld», sagt Günter. Laut Anklage habe das Familienunternehmen Wirtz mit dem Schlaf- und Beruhigungsmittel 1960 allein im Monat Mai einen Erlös von über 650 000 D-Mark erzielt und im Mai des drauffolgenden Jahres über 1,3 Millionen Mark.

Kaum jemand hat den Arzneimittelskandal wissenschaftlich so detailliert aufgearbeitet wie 1999 die Pharmakologin Beate Kirk. In ihrer Analyse geht sie davon aus: Hätte Grünenthal das Mittel schon 1960 vom Markt genommen, hätte es nur halb so viele missgebildete Kinder durch den Wirkstoff Thalidomid gegeben. Die meisten geschädigten Kinder seien 1961 und 1962 geboren worden. Weltweit wurden 10 000 Kinder mit Missbildungen geboren. Von den 5000 Opfern in Deutschland leben noch 2700.

«Grünenthal hat nicht angemessen und rechtzeitig reagiert», nennt Günter den Kern der Anklage im Contergan-Prozess. Das sehe er heute noch so. Spätestens im Frühjahr 1961 hätte das Mittel vom Markt verschwinden müssen, sagt er. Renommierte Neurologen und selbst Firmenangehörige hätten zu der Zeit keinen Zweifel daran gehabt, dass Contergan giftig sei.

Erst der Humangenetiker Widukind Lenz bringt mit seinem Verdacht, Contergan verursache Missbildungen, den Stein ins Rollen - erst mit seinem Einschreiten beginnt die Zeitrechnung von Grünenthal. Zwölf Tage danach nahm das Unternehmen das Mittel vom Markt. Die dokumentierten Ereignisse jener Tage vermitteln einen Eindruck davon, wie sehr sich Grünenthal gegen die Marktrücknahme sträubte. Ein Bericht in der «Welt am Sonntag» am 26. November gab schließlich wohl den Ausschlag.

50 Jahre danach geht es immer noch um Schuld - die Grünenthal nie eingestanden hat - und Sühne. «Wir wollen 100 000 Euro pro Opfer für die erlittenen Lebenseinbußen», sagt Margit Hudelmeier. Gemessen an den Forderungen anderer Opferverbände wirkt das recht bescheiden. Doch nach einer Phase der Annäherung zwischen der Firmenfamilie Wirtz und den Opfern mit Treffen und einer 50-Millionen-Euro-Zahlung verhärten die Fronten derzeit zunehmend.

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Daniel

#30

Beitrag von Daniel » Mittwoch 23. November 2011, 14:44

Aktuelle Nachrichten – Gesundheit
Missbildungen bei Neugeborenen Das Schlafmittel Contergan

DAPD

23.11.2011

Berlin – Der Name Contergan steht für den größten Medizinskandal der Nachkriegsgeschichte. Von 1957 an war das als hoch wirksam gepriesene Schlafmittel werdenden Müttern rezeptfrei verkauft worden. Tatsächlich aber führte der Wirkstoff Thalidomid bei Tausenden Neugeborenen weltweit zu Missbildungen der inneren Organe und Extremitäten. Eines der bekanntesten Opfer ist der Sänger Thomas Quasthoff. Am 27. November 1961 zog der Hersteller Grünenthal das Medikament zurück. Als Folge des Skandals hat die Bundesrepublik Deutschland eines der strengsten Arzneimittelgesetze der Welt.

Contergan wurde ab 1957 verkauft; die 30er-Packung kostete 3,90 Mark. Bereits Anfang 1960 fiel Ärzten auf, dass immer häufiger Kinder mit missgebildeten inneren Organen und Gliedmaßen geboren wurden. Die betroffenen Eltern wurden befragt, Tests wurden unternommen, und langsam kristallisierte sich ein Zusammenhang zwischen der Contergan-Einnahme und der Behinderung der Kinder heraus.

Gegen Grünenthal wurde Ende 1961 ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Als im April 1967 Anklage gegen mehrere Verantwortliche des Unternehmens erhoben wurde, waren die geschädigten Kinder bereits zwischen fünf und neun Jahren alt. Der Prozess zählt zu einem der längsten Verfahren Europas. Die Anklageschrift umfasste knapp 1.000 Seiten. Im Dezember 1970 endete der Prozess mit einem Vergleich. Grünenthal verpflichtete sich, gut 100 Millionen Mark zur Entschädigung der Contergan-Opfer bereitzustellen.

Nach dem Prozess wurde 1972 eine Stiftung gegründet, in die Grünenthal 114 Millionen Mark einzahlte. Auch der Bund beteiligte sich. Dieses Geld war 1997 aufgebraucht. Heute noch gezahlte Entschädigungen werden vom Bund übernommen. 2009 gab Grünenthal noch einmal 50 Millionen Euro für die Stiftung.

Derzeit leben in Deutschland etwa 2.400 Conterganopfer. Die Stiftung zahlt ihnen je nach Schwere der Behinderung pro Monat zwischen 250 und 1.127 Euro Rente. Zudem steht Betroffenen eine einmalige Kapitalentschädigung zu.

(Website der Conterganstiftung: http://url.dapd.de/l7dZpT)

(dapd)
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