Kontrastmittelgabe bei kurzen Armen

Tips und Tricks in der Bewältigung von behinderungsbedingten Problemen bei stationären Behandlungen oder sonst im klinischen Alltag darzustellen.

Öffentlicher Bereich, damit da ggf. Ärzte und Therapeuten auch drin stöbern können.

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maddocmuc
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Kontrastmittelgabe bei kurzen Armen

#1

Beitrag von maddocmuc » Samstag 16. Juni 2018, 18:47

Danke, Frank, ich stell den Beitrag mal hier rein.

Auch wenn die Anlage der Infusion an den Händen an sich funktioniert, läuft man bei einer Kontrastmittelgabe im Rahmen einer Computer Tomographie Untersuchung Gefahr, die Venen an den Händen von Contergangeschädigten mit kurzen Armen zu zerstören:

Bei der KM Gabe wird ein Bolus gespritzt (grosses Volumen in sehr kurzer Zeit)
Die Handvenen bei der typischen Hand des Contergangeschädigten ist mit dem Volumen völlig überfordert und man zerstört so den möglicherweise einzigen Zugang an der oberen Extremität. Das sollte vermieden werden.

Ich empfehle als intravenösen Zugang für solche Untersuchungen die Fussvenen, die ein deutlich grösseres Volumen haben und mit einer Bolusgabe gut zurecht kommen. Allerdings ist die anlage intravenöser Zugänge am Fussrücken aussergewöhnlich schmerzhaft.

Abhilfe schafft folgende Massnahme:

Injektion von 1 ml gängiges Lokalanästheticum 1/1 verdünnt mit 0,9% NaCl vor der Anlage der Infusion an die Stelle in der Haut, wo später die Infusionsnadel gestochen werden soll.

- Hierzu venöse Stauung anlegen, Pat. aufstehen lassen, dann werden die Venen am Fuss dick wie Bleistifte.
- Geplante Injektionsstelle markieren
- Haut um die geplante Injektionsstelle vorsichtig mit Lokalanästetikum mit einer Insulinnadel infiltrieren
- Stauschlauch lösen, 1 Minute warten
- Stauschlauch wieder anlegen und die Infusion an der betäubten Stelle legen.

Die Anlage der Infusion an sich ist nach dem einmaligen Mini Piekser für die Lokalanästhesie völlig schmerzlos.

Tip für den Patienten:
Bitte keine Experimente mit der Anlage der Infusion zur Kontrastmittelgabe an Euren Händen (Nach dem Motto: "ich kann wirklich gut Infusionen legen, da sehe ich schon eine Vene, die können wir doch mal probieren..."). Wie oben angeführt: auch wenn Infusionen und Blutentnahmen an den Händen an sich immer geklappt haben: den Kontrastmittelbolus halten Eure Handvenen vermutlich nicht aus. Und Ihr braucht jede Vene an den Händen für den Gang zum Hausarzt und die üblichen Blutentnahmen.
Verlangt bitte, dass die Punktion der Fussvene von einem erfahrenen Mitarbeiter nach Lokalanästhesie durchgeführt wird. Bitte verlang auch nachher einen Druckverband am Fuss, der hydrostatische Druck am Fuss ist nach dem Aufstehen im Vergleich zu den Händen enorm und wer nur das handelsübliche Pflaster auf den Fuss klebt, kann nachher seine vollgebluteten Schuhe wegwerfen.

Tip für den Anästhesisten:
z.B. Rapidocain sc. Die Pat. haben häufig eine Nadelphobie. Markieren der Injektionsstelle im Stehen, jegliche Injektion bitte im Sitzen oder Liegen. Wer liegt, kann nicht mehr umkippen.

Tip für den Radiologen:
Möglicherweise etwas flaueres Enhancement in der KM Phase bei der Auswertung durch stärkere Verdünnung des Bolus.

Quelle: eigene Erfahrung eines Geschädigten.

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#2

Beitrag von Zimmi » Samstag 16. Juni 2018, 20:23

Aus dem Fußrücken lässt sich bei mir kein Blut abnehmen. Auch könnte keine Narkose verabreicht werden bei der Grauen Star op. Mein Hausarzt konnte zuletzt nur noch Blut aus der rechten Leiste entnehmen.
http://www.contergan-info.de
http://www.zwinger-von-zimdarsen.de

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#3

Beitrag von Maren » Samstag 16. Juni 2018, 21:26

Zimmi hat geschrieben:Aus dem Fußrücken lässt sich bei mir kein Blut abnehmen. Auch könnte keine Narkose verabreicht werden bei der Grauen Star op. Mein Hausarzt konnte zuletzt nur noch Blut aus der rechten Leiste entnehmen.
:schuettel

Wahrscheinlich sollte ich froh und glücklich sein, dass ich immerhin eine -etwas vernarbte- funktionierende Vene habe...

Gruß
Maren :sagnichts
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#4

Beitrag von Frank62 » Samstag 16. Juni 2018, 22:04

Bei mir bekommt man Blut aus dem Fuß, es tut höllisch weh und danach kann ich tagelang kein Auto fahren weil der Fuß dick ist Und ich nicht mehr in den schlanken Schuh passe vom Pedal..
LG
Frank62 (Der Chef)
95% aller Computerprobleme befinden sich vor dem Monitor. :suprised

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#5

Beitrag von Schnecke » Samstag 16. Juni 2018, 22:08

Und ich dachte immer, ich bin das einzige Weichei, dass so ne Panik vor Nadeln hat.... :suprised
Was tu ich denn,wenn sich die Venen im Fußrücken ständig wegrollen? :heul
Gruss, Schnecke. 🐌



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#6

Beitrag von carolab » Sonntag 17. Juni 2018, 08:25

Kann man das Verfahren auch bei Langarmern mit der gleichen Problematik anwenden?
Grüße

Caro

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#7

Beitrag von rowa61 » Sonntag 17. Juni 2018, 09:08

Hallo Caro,

gute Frage! Ich habe mich auch schon gewundert, warum hier nur die Kurzarmer angesprochen werden.

LG
Rowa

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#8

Beitrag von Maren » Sonntag 17. Juni 2018, 17:08

rowa61 hat geschrieben:Hallo Caro,

gute Frage! Ich habe mich auch schon gewundert, warum hier nur die Kurzarmer angesprochen werden.

LG
Rowa
Wie ich schon schrieb: Ich habe auch nur eine gut funktionierende Vene, die zweite.... Glücksspiel und Können der stechenden Person ist gefragt.
Aber was ich so im Freundeskreis von den Kurzarmern gehört habe, ist für mich eine reines Gruselkabinett und die Problematik unendlich viel größer:
Fußrücken.... siehe oben
Hals......
Schlüsselbein.....

Gruß
Maren
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#9

Beitrag von rowa61 » Sonntag 17. Juni 2018, 18:17

Ich würde mir kein Kontrastmittel in in irgendeine Vene meines langen Armes spritzen lassen, weil schon die Blutabnabme eine mittlere Katastrophe ist bzw. nicht immer funktioniert. Daher bliebe mir dann auch nur der Fußrücken. Wenn deine gut funktionierende Vene im Arm irgendwann nicht mehr so gut funktioniert, musst du dir als Langarmerin ja wohl auch eine Alternative überlegen. Das Problem betrifft also nicht nur die Kurzarmer.

LG
Rowa

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#10

Beitrag von lia » Sonntag 17. Juni 2018, 19:18

vielleicht rowa können langarmer auch probleme entwickeln......aber wahrscheinlich ist maren auch eine von diesen verrückt optimistischen langärmlis
schwieriger ist die situation sicher für kurzarmer, die auch bei der Vergabe von kurzen beinen nicht die klappe halten konnten, kein vernünftiger Fußrücken, leiste was ist das, bleibt nur der hals(bin medizinischer laie, vielleicht gibts ja doch noch andere alternativen, aber glauben tue ich das nicht.

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#11

Beitrag von nicola1961 » Sonntag 17. Juni 2018, 19:31

Richtig erkannt!! Letzte Jahr in der Universität Klinik in Hamburg hat der Arzt beim MRT bei mir ne halbe Stunde gebraucht um die Nadel fürs Kontrast Mittel gebraucht!! Er meinte dabei er hâtte mit uns Contis schon seine Erfahrungen gemacht!!

Aber mit dem Mittel was er mir eingelöst hat gab es keine Probleme!!

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#12

Beitrag von Maren » Sonntag 17. Juni 2018, 19:39

Hallo Lia,
schön von Dir zu lesen, ich hatte Dich irgendwie langsam vermisst....

Nein, ich bin keine Zwangsoptimistin
und mir ist sehr bewusst, dass Langarmer auch Probleme haben..... nicht zu knapp.
Aber die Horrorgeschichten der Kurzarmer sind oft wirklich schlimm....
:heul
Grüße
Maren
Tschüssi 😎 Maren



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#13

Beitrag von rowa61 » Sonntag 17. Juni 2018, 20:12

Ich denke, entscheidend ist nicht die Länge des Armes sondern die Ausprägung der Gefäße....und die kann bei Langarmern genauso "bescheiden" sein wie den Kurzarmern. Deshalb finde ich den Titel "Kontrastmittelgabe bei kurzen Armen" etwas irreführend. Gerade Langarmer können in diesem Zusammenhang besonders "gruselige" Erfahrungen machen, weil die Arme ja so wunderbar lang sind und intakt aussehen.
Das dauert manchmal, bis eine Arzthelferin oder wer auch immer endlich glaubt, dass die Gefäße dennoch nicht normal ausgeprägt sind und z.B. eine Blutabnahme tatsächlich nicht so ohne weiteres möglich ist..Bis dahin ist der Arm übel zerstochen und der Handrücken schlimmstenfalls dick geschwollen und blau angelaufen.

Quelle: Eigene Erfahrungen

LG
Rowa

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#14

Beitrag von Maren » Sonntag 17. Juni 2018, 21:25

Okay, Rowa, können wir also sagen, dass wir auf jeden Fall immer mit den Medizinischen Fachassis reden müssen?
Und sollten sie nicht zuhören, dann den Doc oder um Hilfe rufen.....

Grüße
Maren
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#15

Beitrag von lia » Sonntag 17. Juni 2018, 23:08

ja rowa natürlich sind die gefäße entscheidend, ich bin auch schon so oft abgestochen worden wie ein schwein, zuletzt in januar von mundkiefergesichtschirurgen, höflicherweise habe mein händchen hingehalten, es war ihm peinlich das es nicht klappte, soll ich da den Chefarzt verlangen, ich hab mich für augen zu und durch und läääääächeeeeln entschieden, fand den arzt ganz nett da wollte ich kein stress machen. meine Gefäße liegen nicht an der Oberfläche. bei meiner hausärztin macht das die laborbediensteten, und die können das und nehmen für mich babykanüle. was sind das aber für probleme im vergleich zu contis ohne arme und beine, die haben mein mitgefühl, ich finde es berechtigt sich bei der Thematisierung sich insbesondere auf kurzarmer zu konzentrieren, wobei die Beschreibung für vierfachgeschädigte fehlt, und ich denke maddoc hat bestimmt nichts dagegen wenn langarmer aus dem posting auch kluge rückschlüsse ziehen. lg Lia

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